Giftige Chemtrails? Immer mehr Menschen glauben an wilde Verschwörungstheorien. Foto: dpa

Der Hang zu Verschwörungstheorien kann schnell zur Gefahr werden, kommentiert Berlin-Korrespondentin Katja Bauer.

Berlin - Zum ersten Mal haben sich die Forscher der bekannten „Mitte-Studie“ mit dem Feld der Verschwörungstheorien beschäftigt – und die Ergebnisse sind alarmierend. Kaum vorstellbar, dass in einem eigentlich recht vernunftorientierten und vergleichsweise gebildeten Land mit breitem Zugang zu Information praktisch jeder Zweite zum Beispiel an die Existenz geheimer Organisationen glaubt, die hinter politischen Entscheidungen stehen. Von hier bis zur Idee, dass Regierungen Chemikalien in die Luft sprühen oder Terroranschläge fingieren, ist es ein erschreckend kleiner Schritt.

Der Glaube an Verschwörungsmythen in einer aufgeklärten Welt ist ein Zeichen dafür, dass das Vertrauen in die Systeme, in denen sich die Menschen derzeit bewegen, massiv erodiert. Bei wachsendem Misstrauen haben „alternative Wahrheiten“ und einfache Erklärmodelle leichtes Spiel. Diese Mischung kann für die Demokratie insgesamt schnell zur Gefahr werden. Denn wer sich in ein komplett abweichendes Glaubensgebäude hineinbegibt, der verabschiedet sich aus dem rationalen, faktenbasierten demokratischen Diskurs. Jedes Gegenargument wird als ein Teil der Verschwörung deklariert werden. Das ist nicht skurril, sondern kann gefährlich werden, wie man im lange unterschätzten Fall der „Reichsbürger“ sehen konnte.