John Cryan ist noch nicht am Ziel, glaubt aber an ein gutes Ende Foto: AFP

Zwei Steuereffekte haben der Deutschen Bank mehr als 700 Millionen Euro Verlust eingebracht, der Vorstandschef glaubt aber weiter an die Wende.

Frankfurt - Vor rund einer Woche noch saß John Cryan gut gelaunt im lockeren Interview im Rattle Inn im texanischen Austin und zeigte sich von seiner besten Seite. Er lobte die Fortschritte, die die Deutsche Bank in den zweieinhalb Jahren unter seiner Führung gemacht hat, scherzte hin und wieder und machte, so man den Kommentaren im Internet glauben kann, viele Sympathiepunkte wett. Am Freitag jedoch holten den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank die nüchternen Zahlen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Der Verlust, den Cryan und seine Vorstandskollegen bei der Jahrespressekonferenz Anfang Februar schon auf 500 Millionen Euro taxiert hatten, fällt in der Endabrechnung mit 735 Millionen noch mehr als 200 Millionen Euro höher aus.

Steuerreformen

Schuld in beiden Fällen, so steht es jedenfalls im jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht, ist die Steuer. Die ersten 500 Millionen, das war schon länger bekannt, sind auf die US-Steuerreform zurückzuführen, weil die Banken demnach nicht mehr die Verluste aus der Finanzkrise mit heutigen Gewinnen aufrechnen dürfen. Der Grund für das nun veröffentlichte höhere Minus ist ein einmaliger buchhalterischer Steuereffekt in Großbritannien, der in der vorläufigen Bilanz noch nicht berücksichtigt worden war, wie es im Geschäftsbericht heißt. Vor Steuern – also ohne diese beiden einmaligen Effekte – hätte das Institut im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro Gewinn ausgewiesen. 2016 hatte die Deutsche Bank vor Steuern noch einen Verlust von 810 Millionen Euro verbucht, 2015 war das Minus sogar sechs Milliarden Euro groß.

Hoffen auf die Wende

Cryan setzt aber auf die Trendwende. Das ist wohl auch die Begründung dafür, dass der Bonustopf für die Mitarbeiter wieder deutlich aufgestockt wurde. Finanzchef Marcus Schenck hatte auf der Pressekonferenz aber auch darauf hingewiesen, dass man im Wettbewerb mit anderen Kreditinstituten vor allem die Investmentbanker mit „wettbewerbsfähigen“ Boni bei guter Laune halten müsse. Daher zahlt die Deutsche Bank jetzt denen, die einen Teil ihres Gehalts auf variabler Basis bekommen, insgesamt knapp 2,3 Milliarden Euro, gut das Vierfache wie im Vorjahr, aber so viel wie auch im Verlustjahr 2015. Der Vorstand selbst übt sich aber in Verzicht.

Wie schon 2015 und 2016 verzichten die Top-Manager auf Bonuszahlungen. Leiden müssen sie deshalb nicht. Vorstandschef Cryan bezog 2017 laut Geschäftsbericht ein Grundgehalt von 3,4 Millionen Euro. Das sind aber immerhin 400 000 Euro weniger als im Jahr davor. Cryan, das hatte er schon in dem Interview in Texas bekräftigt, will denn auch die Wende noch schneller vorantreiben. Inzwischen seien die Grundlagen geschaffen worden, „das Potenzial unserer Bank wieder auszuschöpfen“, sagte der Brite. Mit konkreten Prognosen hält er sich dennoch zurück. Ziel sei es, 2018 wieder einen Nettogewinn zu erzielen.