Der Chef der Deutschen Bank: John Cryan will das Geldhaus sanieren und bis 2020 allein in Deutschland 200 Filialen schließen. Foto: dpa

Der Bankchef hat jetzt Planungssicherheit und muss sich wichtigen Fragen stellen, meint Barbara Schäder.

Frankfurt - Selten hat eine so hohe Strafe so große Erleichterung ausgelöst. Auch wenn sich die Summe gegenüber der ersten Forderung des US-Justizministeriums halbiert hat – sieben Milliarden Dollar sind kein Pappenstiel. Entscheidend ist aber: Die Deutsche Bank muss weniger als die Hälfte davon direkt zahlen. Den Rest der Buße soll sie in Form von Erleichterungen für Hausbesitzer und Kreditnehmer aufbringen, über einen Zeitraum von fünf Jahren. Auch das bedeutet Kosten – aber eben hauptsächlich in Form von Mindereinnahmen, die das Geldhaus angesichts der zeitlichen Streckung gut verkraften kann.

Wichtiger noch: Die Deutsche Bank ist bei der Aufarbeitung ihrer jüngeren Vergangenheit ein gutes Stück vorangekommen. Zwar sind längst nicht alle Skandale abgehakt. Das Institut ist immer noch in Tausende Rechtsstreitigkeiten verwickelt, allein wegen des Verdachts auf Geldwäsche droht eine weitere Milliardenstrafe aus den USA. Gleichwohl besteht Hoffnung, dass sich die Bank nach dem jüngsten Vergleich auf aktuelle Herausforderungen konzentrieren kann. Und das tut not.

Bis 202o will Cryan 9000 Stellen abbauen

Der Branchenprimus steckt mitten in einem schmerzhaften Sanierungsprozess. Bis 2020 will Bankchef John Cryan 9000 Vollzeitstellen abbauen und allein in Deutschland fast 200 Filialen schließen. Sollte der Vorstand die Pläne für den Verkauf der Tochter Postbank aufgeben und stattdessen das Privatkundengeschäft beider Institute zusammenlegen, stünden noch mehr Jobs auf dem Spiel. Dafür könnten die Einlagen der 14 Millionen Postbank-Kunden die Refinanzierungskosten der Deutschen Bank senken.

Bisher hat sich der Vorstand zur Zukunft der Postbank nicht festgelegt, wohl auch wegen des Streits mit dem US-Justizministerium. Jetzt sollte Cryan diese für Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre essenzielle Frage schnell beantworten. Auch in anderen Bereichen ist nicht ganz klar, wo die Reise hingehen soll. Strebt die Deutsche Bank beim Investmentbanking weiter einen Platz in der Topliga an? Und wie verträgt sich das mit dem Anspruch, fragwürdige Geschäfte wie die gerade bestraften für die Zukunft zu vermeiden?