Neslihan Arol (rechts) mit ihrer Schauspielkollegin Aysel Yildirim. Foto: Theater Tri-bühne

Die deutsch-türkische Bühnenproduktion „Afet und Diana“ bringt das globale Müllproblem durch eine feministische Perspektive auf die Bühne. Schauspielerin Neslihan Arol über Kunstfreiheit und die Hintergründe des Stücks.

Am Freitag feiert die deutsch-türkische Bühnenproduktion „Afet und Diana“ Uraufführung am Stuttgarter Theater Tri-bühne. Neslihan Arol spielt darin eine der Hauptrollen.

Frau Arol, Sie spielen eine der beiden Rollen in der deutsch-türkischen Theaterproduktion „Afet und Diana“. Sie leben in Berlin, die Regisseurin Sevilay Saral und die Schauspielerin und Co-Regisseurin Aysel Yildirim in der Türkei. Wie probt man da?

Das war kein Problem. Ich war zu Beginn des Jahres zweimal für jeweils zwei Wochen zu Proben in der Türkei, beim Bosporus Schauspiel Ensemble in Istanbul. Die letzte Probephase findet aktuell im Theater Tri-bühne in Stuttgart statt.

Das Stück spielt auf einer Müllhalde, auf der sich zwei Frauen begegnen, die nicht die gleiche Sprache sprechen, eine Türkin und eine Deutsche. Welche Probleme verbinden Ihrer Ansicht nach die Türkei und Deutschland?

Das Stück handelt vom weltweiten Müllproblem. Die Türkei und Deutschland haben da eine enge Verbindung, weil von Deutschland aus Müll in die Türkei geschickt wird zum Recycling. Nur übersteigt die Menge des Mülls die vorhandenen Recycling-Anlagen. Jedes Land hat die Verantwortung zu verfolgen, was mit seinem Müll passiert, aber dieses gewaltige Müllproblem wird global nur weitergeschoben. Die Müllhalde ist für uns aber auch eine Metapher, wie mit der Arbeit von Frauen umgegangen wird. Sie werden oft nicht gleichwertig bezahlt und geschätzt, fühlen sich weggeworfen. Wie die Türkin im Stück, die gerade aus ihrem Job entlassen wurde und sich nun selbst wie Abfall fühlt. Die andere ist als Ausstellungskoordinatorin nur kurz in Istanbul. Warum sie auf der Müllhalde landet, will ich nicht verraten. Wir erzählen aber auch, wie sich trotz Missverständnisse und kultureller Unterschiede Freundschaft und Solidarität zwischen den Frauen entwickelt.

Kultur- und Medienschaffende stehen in der Türkei unter Beobachtung. Wie frei ist denn ein Kooperationsprojekt wie „Afet und Diana“?

Es ist ein feministisches Projekt, deshalb ist die inhaltliche Freiheit für uns eine Priorität. An dieser Stelle bedanken wir uns beim Sett-Festival und der Friedrich-Ebert-Stiftung, die uns finanziell unterstützt haben.

Haben Sie denn Sorge, dass bei Aufführungen von in Deutschland lebenden Türken Kritik an dem Stück kommen kann?

Ich habe da keine Sorgen. Es ist schön, wenn ein Theaterprojekt Diskussionen und Begegnungen anregt.

Wird es auch Aufführungen in der Türkei geben?

Ja, das planen wir und wünschen wir uns sehr!

Am kommenden Sonntag findet in der Türkei die Stichwahl um das Präsidentenamt statt. Welche Hoffnung haben Sie für diesen Tag?

Wir hoffen auf eine gute Veränderung.

Termine: 26., 27. Mai, 19 Uhr. Info: https://www.sett-festival.eu/programm