Ein Baby wird in einem Gesundheitszentrum im Süden Madagaskars gegen Masern geimpft. Foto: Laetitia Bezain/dpa

Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldet alarmierende Masern-Zahlen. Besonders betroffen ist Afrika. Aber auch in Europa breitet sich die Krankheit in einem dramatischen Tempo aus.

Genf - Die Zahl der Todesopfer durch Masern ist zuletzt wieder deutlich gestiegen. Nach Schätzungen der WHO sind im vergangenen Jahr mehr als 142 000 Menschen der hochansteckenden Krankheit erlegen - ein Anstieg um 16 000 im Vergleich zum Vorjahr. Im Langzeitvergleich hat sich die Lage aber deutlich verbessert. Im Jahr 2000 starben laut WHO-Schätzungen 536 000 Menschen an den Masern.

Fast zehn Millionen Masernfälle

Einen ähnlichen Verlauf nimmt auch die Zahl der geschätzten Infektionen, die nach einem drastischen Rückgang ebenfalls wieder anstieg. Nach WHO-Schätzungen könnte es 2018 knapp 9,8 Millionen Masernfälle gegeben haben und im Jahr davor knapp 7,6 Millionen. Besonders kritisch sei die Lage derzeit im Kongo.

In Deutschland wurden nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) dieses Jahr bis Ende November 501 Fälle der hierzulande meldepflichtigen Krankheit gezählt – 2018 waren es im selben Zeitraum 528 Fälle. Die Zahl in Deutschland schwankt von Jahr zu Jahr sehr. Es gab laut RKI in den vergangenen zehn Jahren zwischen 165 und 2465 Fälle pro Jahr.

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Hoch ansteckende Virus-Erkrankung

„Millionen Menschen sind weltweit in Gefahr“, berichtet die WHO. Sie empfiehlt Reisenden, ihren Impfstatus zu prüfen. Ab einem Alter von sechs Monaten sollte jeder spätestens 15 Tage vor einer Reise in betroffene Regionen geimpft werden.

Masern sind eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt. Das Virus verbreitet sich von der Luftröhre aus. Vom typischen Masern-Husten werden die winzigen Partikel in die Umgebung geschleudert und von den Umstehenden eingeatmet. Mit Hilfe eines bestimmten Rezeptors infizieren die Viren die Zellen in den Atemwegen. Diese virusbeladenen Zellen wandern über die Lymphknoten in die Organe, wo sie sich vermehren.

Die Erkrankung, die vor allem bei Kindern auftritt, ruft neben den typischen roten Hautflecken (Masern-Exanthem) Fieber und einen erheblich geschwächten Allgemeinzustand hervor. Zudem können Lungen- und Hirnentzündungen auftreten. Überlebende könnten Hirnschäden davontragen oder blind und taub werden.

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Impfpflicht in Deutschland ab März 2020

Die WHO verlangt mehr Impfungen. Das Bundeskabinett hat ein Gesetz für eine Masern-Impfpflicht in Deutschland auf den Weg gebracht. Ab März 2020 müssen Eltern vor der Aufnahme ihrer Kinder in eine Kita oder Schule nachweisen, dass diese geimpft sind.

Mangelnde Impfbereitschaft zählt laut WHO zu den gegenwärtig größten Gesundheitsrisiken der Welt. Sie drohe die Fortschritte bei der Bekämpfung von Krankheiten zunichte zu machen, die durch Impfen vermeidbar sind.

Ein Grund: In vielen europäischen Ländern liege der Anteil geimpfter Kinder heute unter 95 Prozent – die Rate, die für nötig erachtet wird, um eine Ausbreitung der Viren in einer Gruppe zu stoppen. Das liege zum einen an der wachsenden Zahl von Menschen, die Impfungen für überflüssig oder sogar gesundheitsschädlich hielten. Zum anderen führten Kriege oder Flüchtlingsbewegungen dazu, dass Kinder nicht wie vorhergesehen geimpft werden.