Bringt mit seinen Äußerungen Börsen in Turbulenzen: Donald Trump Foto: AP

Der designierte US-Präsident Donald Trump verschickt immer wieder Kurznachrichten via Twitter – und verärgert damit so manches Unternehmen.

New York - Ob die Neigung des designierten US-Präsidenten, Politik per Twitter zu betreiben, nachhaltigen Erfolg haben wird, ist noch ist ausgemacht. Doch die Tweets, die Donald Trump regelmäßig absetzt, sorgen bereits für erheblichen Wirbel. So stürzte jetzt der Aktienkurs des US-Flugzeugbauers Boeing kurzzeitig ab, weil Trump per Kurznachrichtendienst die Kosten für eine neue Präsidentenmaschine als zu hoch kritisierte. Die Chefs der Großkonzerne in den USA müssen sich langsam an einen Präsidenten gewöhnen, der ganz anders mit ihnen umgehen könnte als seine Vorgänger. Die Nervosität steigt.

Trump, der am Mittwoch vom Magazin „Time“ zur „Person des Jahres 2016“ ernannt wurde, will offenbar als Präsident nicht nur wirtschaftliche Rahmenbedingungen schaffen. Der Populist scheint im Gegenteil Gefallen daran zu finden, sich einzelne Unternehmen vorzuknöpfen – Boeing, Ford, Apple.

Kritik an Trumps Haltung zum Welthandel

Der Boeing-Tweet etwa war unmissverständlich: „Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle, mehr als vier Milliarden Dollar. Streicht die Bestellung!“ Das Management des Flugzeugkonzerns wurde von der Twitter-Nachricht überrumpelt. Es dauerte einige Stunden, bis Boeing sinngemäß erklärte, dass sich zu den Kosten für die neue Präsidentenmaschine noch nichts Genaues sagen lasse. Zunächst gehe es nur um Planungskosten in Höhe von 170 Millionen US-Dollar (rund 158 Millionen Euro). Das Pentagon hat 2,9 Milliarden Dollar (rund 2,7 Milliarden Euro) veranschlagt.

Derweil rätselten Experten im Fernsehen, warum sich Trump ausgerechnet jetzt einer Sache annimmt, die sich noch im Planungsstadium befindet. Die neue Air Force One soll das alte Modell aus den 90er Jahren frühestens im Jahr 2023 ersetzen. Eine mögliche Erklärung für Trumps überraschenden Tweet: Kurz zuvor hatte eine Zeitung aus einer Rede des Boeing-Chefs zitiert, in der Dennis Muilenburg zarte Kritik an Trumps Haltung zum Welthandel äußerte.

Für ausländische Konzerne weniger problematisch

War der Boeing-Tweet also nur eine Retourkutsche? Dafür gibt es keine klaren Belege. Allerdings ist Trump dafür bekannt, dass er dünnhäutig ist und Kritik gerne mit scharfen Worten beantwortet. Außerdem hat er es sich schon im Wahlkampf zur Gewohnheit gemacht, einzelne Konzerne ins Visier zu nehmen. So versprach Trump etwa, er werde Apple dazu bringen, seine Produkte nur noch in den USA und nicht mehr im Ausland fertigen zu lassen. Nach einem Bericht der „Washington Post“ fragen sich inzwischen viele Konzernchefs, ob sie den künftigen Präsidenten nicht mehr kritisieren dürfen, weil sie öffentliche Zurechtweisungen zu befürchten haben. Wenige Wochen vor seinem offiziellen Amtsantritt am 20. Januar scheint Trump der US-Wirtschaft noch ein Rätsel zu sein. So erklärte der designierte Präsident vollmundig, er habe den Autobauer Ford davon überzeugt, Pläne aufzugeben, ein Werk ins Ausland zu verlagern. Das Unternehmen jedoch hatte die Schließung der Produktion in Kentucky gar nicht im Sinn.

Für ausländische Konzerne scheint Trumps Unberechenbarkeit weniger problematisch zu sein. Das taiwanesische Unternehmen Foxconn, das auch Apples iPhone herstellt, erwägt, seine Investitionen in den USA zu verstärken. Unklar sind allerdings bislang Art und Umfang des Engagements. Auch der japanische Technologiekonzern Softbank will nach eigenen Angaben in den kommenden Jahren etwa 50 Milliarden US-Dollar (etwa 46 Milliarden Euro) in den USA investieren und 50 000 Arbeitsplätze schaffen. Einzelheiten wurde nicht bekannt gegeben.

Keine Antwort

Donald Trump reagierte auf diese Nachricht wieder mit einem Tweet, der in selbstbewussten Ton gehalten war. Er schrieb, die Japaner hätten sich niemals für die Investition entschieden, wenn er, Trump, nicht die Wahl gewonnen hätte. Keine Antwort dagegen gab es auf ein Angebot, das der Flugzeugbauer Antonow stilgemäß über Twitter unterbreitete, als sich die Geschichte mit Boeing bis in die Ukraine herumgesprochen hatte: „@realDonaldTrump, vielleicht ist es besser, eine Antonow-Maschine als Air Force One zu erwägen?“