Bach und der Jazz waren seine Leidenschaften: Jacques Loussier Foto: J. Joes J. Edizioni Musicali

Der französische Pianist Jacques Loussier hat Jazz und Klassik auf einzigartige Weise zusammengeführt. Nun ist der Schöpfer der Albenreihe „Play Bach“ im Alter von 84 Jahren gestorben.

Stuttgart - Die Legende besagt, Jacques Loussier habe in seiner Abschlussprüfung am Pariser Konservatorium den Faden verloren, als er Bach spielte – seinen Vortrag aber nicht abgebrochen, sondern einfach improvisiert wie ein Jazz-Pianist. Er gehörte zu den Pionieren dessen, was später „Crossover“ genannt wurde, ihm gelang eine einzigartige Verbindung von Jazz und Klassik. Der Pianist Swjatoslaw Richter nannte Loussiers Play-Bach-Einspielungen damals „belangloses Geplätscher“; der kanadische Pianist Glenn Gould dagegen, ebenfalls ein Bach-Verehrer, lobte Loussiers Offenheit.

Die Musik von Johann Sebastian Bach hatte es Loussier besonders angetan und sein Debütalbum „Play Bach“ von 1959, der Beginn einer Reihe im Trio mit dem Schlagzeuger Christian Garros und dem Kontrabassisten Pierre Michelot, fehlte in den 60er und 70er Jahren in kaum einem europäischen Bürgerhaushalt. Erfüllt von der Freiheitsliebe des Jazz ließ Loussier die Finger über die Tasten laufen und hauchte dem Bach’schen Oeuvre eine zuvor ungekannte Leichtigkeit ein. Er bearbeitete auch Werke andere Komponisten wie Maurice Ravel, Erik Satie, Claude Debussy und Antonio Vivaldi.

1934 in Angers geboren, begann Loussier als Sechsjähriger Klavier zu spielen und entwickelte bald die Leidenschaft, klassische Kompositionen mit Jazz zu versetzen. Zu Beginn seiner Karriere begleitete er Chansonnières und Chansonniers wie Catherine Sauvage, Léo Ferré, Charles Aznavour oder Frank Alamo. Dann wurde er mit seinem Trio schlagartig weltweit bekannt, allein die fünf Alben der „Play Bach“-Reihe verkauften sich millionenfach. Loussier komponierte auch die Musik für französische Fernsehserien und Filme von Michel Audiard und Jean-Pierre Melville. Er steuerte auch ein Stück zu Quentin Tarantinos Weltkriegs-Farce „Inglourious Basterds“ (2009) bei.

1978 war Loussier des Tournee-Lebens müde. Er löst das Trio auf und zog sich ins Château de Miraval in der Provence zurück, das er 1977 erworben hatte. Dort richtete er ein Tonstudio ein, in dem unter anderem Teile des Pink Floyd-Albums „The Wall“ (1979) aufgenommen wurden, das Cure-Album „Kiss me, kiss me, kiss me“ (1987) und das AC/DC-Album „Blow up you Video“ (1988). Auch Sade, Sting und Chris Rea waren bei Loussier zu Gast. 1985 ließ Loussier sein Play Bach Trio in neuer Besetzung wieder auferstehen und blieb auch als Solokünstler aktiv, seine letzte Aufnahme stammt aus dem Jahr 2014. In Stuttgart war er zuletzt 2010, er bekam im Rahmen des Festivals Jazz Open die German Jazz Trophy überreicht und gab ein Konzert an der Musikhochschule.

Am 6. März nun ist Jacques Loussier im Alter von 84 Jahren gestorben. Er wird als leidenschaftlicher Pionier musikalischer Offenheit in Erinnerung bleiben, der Grenzen aufgehoben und neue Möglichkeiten aufgezeigt hat.