Straßencafés und Grünflächen säumen den Kreisverkehr in Ditzingens Partnerstadt Gyula in Ungarn. Foto: Stadt Ditzingen

Städtepartnerschaften sind was Feines. Freundschaften entstehen, Vereine und Schulen besuchen sich gegenseitig. Sogar Plätze werden nach der jeweiligen Partnerstadt umbenannt – wie in Ditzingen.

Ditzingen - Er selbst hat eine erst 15-jährige Geschichte, der Gyulaer Platz in Ditzingen, aber er erinnert an eine 25 Jahre alte Verbundenheit zweier Kommunen. Begonnen hat alles mit einer Anfrage des Verbandes der Ungarndeutschen an den Gemeindetag und den Kreis Ludwigsburg in den Tagen der Wende im Herbst 1989. Eine Anfrage, die die Ditzinger offenbar erfreute. Denn schon im Mai 1990 reiste eine Delegation mit Vertretern aus dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung nach Ungarn, um sich die Stadt anzuschauen und Gespräche zu führen. Dann ging es Schlag auf Schlag: Ende Mai erfolgte ein Gegenbesuch aus Ungarn, es wurde „Verlobung“ gefeiert. Am 26. Juni beschloss der Ditzinger Gemeinderat die Städtepartnerschaft, und am 5. November beauftragte der neu gewählte Rat der Stadt Gyula ihren Bürgermeister Gabor Pocsay, die Partnerschaft einzugehen.

Zum 25. Stadtgeburtstag wurde der Vertrag unterzeichnet

Eine solche Verbindung musste natürlich gefeiert werden. Und so knallten Ende Mai 1991 die Sektkorken, als Ditzingen den 25. Geburtstag der Stadtrechte feierte. Dabei wurde auch der Partnerschaftsvertrag im Beisein von knapp 210 Bürgern aus Gyula feierlich unterzeichnet. Kein Sekt, sondern Bier sollte ein Jahr später fließen, als eine Delegation aus Ditzingen die neuen Freunde in Ungarn besuchen wollte und zehn Fässer aus der örtlichen Brauerei im Gepäck hatte. Nur: die Grenzbeamten witterten einen Fall von Wirtschaftskriminalität; es muss einige Zeit gedauert haben, ehe die Ditzinger die Zöllner davon überzeugt hatten, dass sie das Bier als Gastgeschenk gratis auf der Messe ausschenken wollten und es daher nicht zu verzollen sei.

Seit 1990 erfolgten zahlreiche gegenseitige Besuche, feste Bande zwischen Institutionen wurden geknüpft, die Grundsteine für Freundschaften wurden gelegt. Bis heute pflegen nicht nur die Schulen aus Ditzingen und Gyula die Partnerschaft. Ob Jugendfreizeiten in Ungarn oder der Export der Idee der Spielstadt „Ditziput“: es gibt viele Beweise für eine gefestigte Verbindung. Politiker treffen ihre Kollegen zum konstruktiven Austausch, Landwirte und Jäger tauschen ihre Erfahrungen aus, Ditzinger Künstler stellen ihre Werke in Ungarn aus, während ungarische Künstler ebenfalls die Gelegenheit nutzen, um sich im Strohgäu einem breiten Publikum zu präsentieren.

Auch die Musik war und ist ein wichtiger Teil der seit 25 Jahren bestehenden Partnerschaft: Die Volkstanzgruppe aus Gyula war bei allen großen Festen mit von der Partie, umgekehrt musizierten Ditzinger Gruppen bei Festen in der knapp 32 000 zählenden ungarischen Stadt.

Viele Aupair-Mädchen aus Ungarn kamen ins Strohgäu

Auch im privaten Bereich trug die Partnerschaft manche Früchte: Zahlreiche Aupair-Mädchen aus Ungarn kamen für ein Jahr nach Ditzingen, um hier die Kinder ihrer Gastfamilien zu betreuen, die deutsche Sprache zu lernen und Freundschaften zu knüpfen. Und anlässlich des zehnten Geburtstages der Partnerschaft zwischen den beiden Städten wurde schließlich der Platz an der Ditzinger Stadthalle in Gyulaer Platz umbenannt.

Vieles habe sich seit dem Jahr 1991 in der ungarischen Stadt verändert, sagt man heute in Ditzingen. Gyula sei hübsch geworden, die Stadt habe Flair und verfüge über historische Sehenswürdigkeiten. Nur eines sei bei allem Wandel gleich geblieben: Die Menschen in Gyula seien nach wie vor sehr herzlich und gastfreundschaftlich.