Der neue Blitzer steht schon. Jetzt soll auch die Straße so geführt werden, dass die Autofahrer abbremsen müssen. Foto: Horst Rudel

Was lange währt, wird endlich gut. Im März des kommenden Jahres beginnen die Arbeiten an der Stuttgarter Straße. Eine Verkehrsinsel und eine versetzte Fahrbahn sollen die Autofahrer zwingen, den Fuß vom Gas zu nehmen.

Kirchheim - Dafür, dass auf der Planung nun das amtliche Etikett „unwesentlich“ klebt, ist am Umbau der Stuttgarter Straße und der davon erhofften Verkehrsberuhigung am Stadteingang von Kirchheim schon ziemlich lange herumgedoktert worden. Jetzt, gut drei Jahre nach der Vorstellung des Projekts, gibt es immerhin erstmals einen konkreten Termin für den Baubeginn. „Wir werden im März 2018 mit der Verschwenkung der Straße beginnen“, sagt der zuständige Kirchheimer Bürgermeister, Günter Riemer.

Unterm Strich nimmt die Stadt Kirchheim seinen Worten zufolge rund 3,6 Millionen Euro in die Hand, um den Verkehr auf der Ortsdurchfahrt im Teilort Ötlingen neu zu sortieren. Wenn alles nach Plan verläuft, dann fließen davon immerhin 2,1 Millionen Euro als Landeszuschuss wieder zurück in die Stadtkasse. Das erklärte Ziel der Anstrengung ist es, den Autofahrern auch durch die neue Straßenführung zu signalisieren, dass die Einfallstraße in den Ort keine Autobahn ist.

Den Auftakt macht jetzt der Bau einer Verkehrsinsel und einer seitlich versetzten Fahrbahn am Ortseingang. Weiter geht es dann mit neuen Fahrbahnmarkierungen auf dem anschließenden Straßenstück, ehe dann der Bauabschnitt in der Ortsmitte in Angriff genommen werden soll. „Für die gesamte Maßnahme sind bis ins Jahr 2021 hinein die entsprechenden Haushaltsmittel eingestellt“, sagt Riemer. 110 000 Euro hat die Stadt schon ausgegeben. Am Ortseingang zeugt eine Radarsäule von der neuen, entschleunigten Zeit in Ötlingen.

Der Blitzer zahlt sich selbst

„Die Erfahrung zeigt, dass sich eine solche Investition in zwei bis drei Jahren selbst refinanziert hat“, sagt Riemer. Zudem sei eine Kamerasäule wartungsfreundlicher als die bisher zum Einsatz gekommenen Starenkästen. „Da haben sich die Kontaktschleifen im Asphalt in Abhängigkeit von der Temperatur und vom Wetter immer wieder so verschoben, dass die Anlage jedes Jahr neu geeicht werden musste“, sagt der Bürgermeister.

Was lange währte, scheint nun endlich gut zu werden. Zuletzt hatte der Ötlinger Ortsvorsteher, Hermann Kik, mit deutlichen Worten und kaum verhohlenem Unwillen mehr Tempo bei der Entschleunigung des Verkehrs angemahnt. Kik nutzte die Einbringung des Kirchheimer Haushalts, um seinem Ärger Luft zu machen. „Seit 2015 wissen wir, was wir machen wollen. Und seither ist nichts passiert“, schimpfte er.

„Unwesentliche Bedeutung der Maßnahme“ festgestellt

Ganz stimmt das nicht. In der Zwischenzeit ist fleißig hin- und hergegutachtert worden. „Das Regierungspräsidium Stuttgart hatte eine artenschutzrechtliche Prüfung angefordert. Das hat schon gleich in der Anfangsphase zum ersten Zeitverzug geführt“, sagt Riemer. Und der ganze letzte Sommer sei verstrichen, weil die Behörde so lange gebraucht hatte, um die „unwesentliche Bedeutung der Baumaßnahme“ festzustellen. „Das heißt frei übersetzt, dass der Eingriff so kleinräumig ist, dass wir keine gesonderte Planfeststellung benötigen, um bauen zu können“, sagt Riemer unter hörbarem Aufatmen. Denn auch ohne diese zusätzliche bürokratische Hürde ist der über die Stadtgrenzen hinausreichende Planungsprozess schon kompliziert genug gewesen. So mussten die Kirchheimer im Vorfeld auch den Nachbarn Wendlingen ins Boot holen.

„Was kaum jemand weiß: Knapp ein Dutzend Häuser am Ortseingang von Ötlingen liegen gar nicht auf der Markung von Kirchheim, sondern auf der von Bodelshofen. Und das gehört zu Wendlingen“, erklärt Riemer. Allerdings, so lobt der Kirchheimer Baubürgermeister, sei die notwendige Abstimmung mit dem Nachbarn äußerst unkompliziert und an der Sache orientiert gewesen. Das Regierungspräsidium Stuttgart sei schließlich ins Spiel gekommen, weil es sich bei der Straße um eine Landesstraße handelt und die Baulast damit beim Land liege.