Macht gerne Fotos von sich in Aufzügen: Dennis Aogo (li.)Dennis Aogo muss sich einen neuen Verein ­suchen. Foto: Baumann

Die Zeit von Dennis Aogo beim VfB Stuttgart geht zu Ende. Und damit auch die Zeit regelmäßiger grenzwertiger Auftritte in den sozialen Medien.

Stuttgart - Viel hat nicht gefehlt, und Dennis Aogo hätte in Stuttgart heute Legendenstatus. Wenn Nicolas Gonzalez bei Aogos Freistoßtor im Relegations-Rückspiel bei Union Berlin nicht im Abseits gestanden, das Tor gezählt hätte und der VfB Stuttgart nicht abgestiegen wäre.

Hätte, wäre, wenn – der VfB hat es nicht geschafft, weshalb der 32-Jährige auch nicht als Held in die Stuttgarter Geschichtsbücher eingehen wird. Sondern als Spieler, der es, nüchtern betrachtet, in zwei Spielzeiten auf 44 Einsätze brachte. Der die Fans mit seiner sachlichen Art, Fußball zu spielen, selten von den Sitzen riss. Zugleich aber seinen Anteil an der starken Saison 2017/18 hatte. Manchmal hat eben auch der gepflegte Querpass seine Berechtigung. Hauptsächlich dann, wenn die Mannschaft um einen herum funktioniert.

Aogo hätte zum Helden werden können

In Erinnerung bleiben wird Aogo aber vor allem als Spieler, der die Fangemeinde von Beginn an gespalten hat. Als Notkauf wurde Aogo verschrien, als dieser im Verbund mit Andreas Beck vom neuen Manager Michael Reschke verpflichtet wurde. Als Mann von gestern, welcher der jungen Mannschaft in ihrer Entwicklung allenfalls als Hemmschuh dienen würde. Diesen Stempel bekam der frühere Nationalspieler, dessen Glanzzeiten mit der WM-Teilnahme 2010 einige Jahre zurücklagen, nie mehr los.

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Vor allem, weil Aogo auch abseits des Rasens von sich reden machte. Die sozialen Netzwerke sind die große Spielwiese des Kickers und seiner Frau Ina, die es als modernes Abbild einer Spielerfrau selbst zu einiger Berühmtheit brachte. Zweifelhafter Berühmtheit, muss man sagen, schließlich bewegt sich die 30-Jährige häufig jenseits der Geschmacksgrenze durchs Netz. Ihr neuestes Projekt ist der Verkauf selbst getragener Slips.

Auch Dennis lässt es sich nicht nehmen, Fotos beim Aufzugfahren, Luxusurlauben und in extravaganter Garderobe in die Welt zu setzen. Das kam beim Stuttgarter Anhang nur bedingt gut an – erst recht nach dem Abstieg. Warum dieses Bild über den Fußballprofi in der Öffentlichkeit vorherrscht und nicht jenes eines gleichzeitig smarten, reflektiert auch über alle ernsthaften Dinge des Lebens sprechenden Fußballprofis, der regelmäßig ein Prozent seines Gehalts an „Common Goals“ spendet, bleibt Aogos Geheimnis.

Aogos Rechtfertigung

In einem Abschiedspost vom VfB rechtfertigte er seinen Internet-Exhibitionismus: „Neben meinem Beruf als Fußballer, für den ich von Herzen alles gebe, habe ich auch noch ein privateres Leben, wie alle anderen Menschen auch. Sollen wir uns verstellen, um es da irgendwem recht zu machen? Sorry, das bin ich nicht, das wäre in meinen Augen falsch. Danke für euer Verständnis.“

Damit geht die Zeit des Abwehrspielers beim VfB Stuttgart zu Ende. Sportvorstand Thomas Hitzlsperger gab bekannt, den Vertrag aufgrund der „sportlichen Neuausrichtung“ nicht zu verlängern. Für Dennis und Ina Aogo geht das Leben damit woanders weiter. Auf und neben dem Platz.