In Berlin sind seit Dezember 2009 Elektro-Smarts unterwegs Foto: AP

Bei Daimler beschäftigt sich eigene Abteilung mit neuen Geschäftsideen - mit Erfolg. 

Stuttgart - Existenzgründer scheitern häufig an bürokratischen Hürden oder knappen Budgets. Daimler-Mitarbeitern mit vielversprechenden Geschäftsideen soll das nicht passieren: Seit drei Jahren unterhält der Stuttgarter Autohersteller eine Kreativabteilung namens Business Innovation, in die auch Mitarbeiter Ideen einspeisen können. 15 ausgesuchte Manager prüfen, welche Ideen sich gewinnbringend vermarkten lassen. Laut Martin Zimmermann, einem der Chefstrategen Daimlers, hat sich das Engagement bewährt: 58 potenzielle Geschäftsfelder wurden identifiziert, knapp ein Dutzend Projekte wird derzeit getestet. "Wenn Daimler in Summe wüsste, was Daimler weiß, dann können wir sehr viel mehr machen", betont Zimmermann.

Geleitet wird die Ideenschmiede von Daimler-Manager Jerome Guillen, für Pilotversuche kann er jedes Jahr einen "deutlich zweistelligen Millionenbetrag" ausgeben. Zwar hat der Autobauer verfügt, dass nur Projekte gefördert werden, die ein weltweites Marktpotenzial von einer Milliarde Euro haben und Umsätze von 100 Millionen Euro im Jahr versprechen. Wer für Business Innovation arbeite, könne aber auch mal "verrückte Dinge ausprobieren", sagt Guillen. Wie etwa einen mit Kristallen besetzten Autoschlüssel: Während die Idee im Management zunächst auf wenig Gegenliebe stieß, waren Daimler-Mitarbeiterinnen von dem funkelnden Accessoire begeistert. Heute werde der 380 Euro teure Mercedes-Schlüssel in Japan verkauft, erzählt Guillen.

In diesem Jahr wird die Denkfabrik erstmals so viel Geld einbringen, wie der Konzern 2010 dafür ausgegeben hat. Die besonders lohnenswerten Projekte will der Autobauer mit Blick auf den Wettbewerb aber nicht preisgeben. Laut Zimmermann handelt es sich dabei in der Hauptsache um Serviceleistungen, die Daimler seinen Kunden inzwischen zusätzlich anbietet. In diese Kategorie fallen etwa Fahrzeugumbauten für Behinderte.

In Paris bewirbt sich Daimler derzeit um ein Projekt mit 3000 Elektro-Smarts

Das bekannteste Projekt von Guillens Team - das Carsharing-Modell Car2Go - soll sich jedoch ebenfalls bald rechnen: Nach den Versuchsstandorten Ulm und Austin in den USA sollen bald Bewohner weiterer Städte Smarts gegen Gebühr mieten und auf öffentlichen Parkplätzen wieder abstellen können. In Ulm fahren die Zweisitzer laut Guillen vier bis fünf Stunden täglich, die Minute kostet 19 Cent. Über eine virtuelle Plattform (Car2Gether) können die Nutzer neuerdings zudem Mitfahrer suchen, auch diese Idee stammt aus der Stuttgarter Denkfabrik. Ebenso wie ein Solarzellendach für die Miet-Smarts: Letzteres treibt unter anderem die Klimaanlage an und spart somit Sprit. In Paris bewerben sich Daimler und zwei Konkurrenten derzeit um ein Projekt namens Autolib, bei dem von September 2011 an rund 3000 Elektroautos zur Miete bereitstehen sollen. Setzen sich die Stuttgarter in Frankreich durch, könnte das auch in Deutschland "die Akzeptanz von Elektroautos zu erhöhen", sagt Guillen.

Unabhängig vom Abschneiden in dem Wettbewerb bewerten die Initiatoren die Denkfabrik längst als einen Erfolg. 1500 Geschäftsideen haben Mitarbeiter bis heute vorgeschlagen. 25 davon haben Daimler-Manager für neue Pilotversuche ausgewählt.