Der demografische Wandel sei Stuttgart bisher noch kaum anzumerken, sagt Ansgar Schmitz-Veltin vom Statistischen Amt der Stadt Stuttgart. Foto: dpa

Der Stadtbezirk Plieningen war, ist und bleibt jung – im Vergleich zu den anderen drei Bezirken unterm Fernsehturm. Während Sillenbuch sein Alter hält, altert Degerloch bis 2030 am meisten. Birkach bleibt derweil eher jung.

Filder - Die Universität Hohenheim hält Birkach und Plieningen jung. Die Hochschule wächst – und mit ihr die Zahl der Studierenden, die in einem der beiden Stadtbezirke wohnen. Daraus ergibt sich das vergleichsweise niedrige Durchschnittsalter, erklärt Ansgar Schmitz-Veltin, Statistiker bei der Stadt Stuttgart.

In Birkach lag der Altersschnitt im Jahr 2012 bei 43,4 Jahren, im Jahr 2030 werden die Birkacher voraussichtlich zwei Jahre älter sein. Ein anderer Trend zeichnet sich hingegen für Plieningen ab: Der Bezirk wird sich bis 2030 wohl verjüngen. 2012 lag der Durchschnitt bei 42,1 Jahren, 2030 vermutlich bei 41,9 Jahren. Dass Plieningen vergleichsweise jung bleibt, liegt zum einen an der Uni. Zum anderen aber auch daran, dass es in Plieningen kein Altenheim gibt. Zum Vergleich: In Degerloch, Birkach und Sillenbuch gibt es jeweils zwei.

Auch in Birkach leben sehr viele Studenten

Birkach ist zwar nicht gar so jung wie Plieningen. Doch auch im zweitkleinsten Bezirk Stuttgarts leben viele Studenten. Und die Statistik zeigt, wo: in Birkach-Süd. Bei der Gruppe der 20- bis 30-Jährigen hat die Erhebung dort einen Ausreißer.

Plieningen sticht mit seinen recht jungen Jahren stadtweit heraus. Zwar lag das Durchschnittsalter Stuttgarts ebenfalls bei 42,1 Jahren, fürs Jahr 2030 prognostizieren die Statistiker um Ansgar Schmitz-Veltin indessen 43,1 Jahre. Jünger als Plieningen werden in gut 15 Jahren aller Voraussicht nach nur die Bezirke Vaihingen, Süd, West und vor allem Mitte sein.

Im Vergleich zu Degerloch, Sillenbuch und Birkach ist, war und bleibt Plieningen laut städtischer Prognose der jüngste. Sillenbuch war 2012 im Schnitt 46 Jahre – und hält sein Alter bis zum Jahr 2030 weitgehend: nämlich 46,2 Jahre. Degerloch altert am stärksten, von derzeit 45,1 Jahre auf 45,8 Jahre bis 2030.

Für die Deutung braucht es mehr als nackte Zahlen

Um Altersprognosen zu deuten, braucht es mehr als nackte Zahlen. So sagt es Ansgar Schmitz-Veltin, der sich selbst lieber als Stadtforscher denn als Statistiker bezeichnet. So kann ein Bezirk zum Beispiel im Durchschnitt recht jung bleiben, während die Zahl der Senioren gleichzeitig steigt. Dies ist dann der Fall, wenn der Stadtbezirk viele neue Bewohner gewinnt. Ein Fakt, der derzeit in Stuttgart zu beobachten ist: Es wächst – vor allem wegen der Migranten. Von den Stuttgarter Kindern kommen übrigens mehr als die Hälfte aus Familien mit ausländischen Wurzeln.

Wollen die Mitarbeiter des Sozialamts ausrechnen, wie viele Altenheimplätze in der Stadt im Jahr X nötig sein werden, brauchen sie absolute Zahlen, erklärt Ansgar Schmitz-Veltin. So leben derzeit in Sillenbuch rund 1800 Menschen, die über 80 sind, bis 2030 werden es voraussichtlich mehr als 2000 sein. Eine auf den ersten Blick geringe Veränderung. Doch: „Wenn die Hälfte auf Hilfe angewiesen ist, würde die Sozialplanung sagen, dass das nicht ganz unerheblich ist“, sagt Schmitz-Veltin.

Stuttgart ist im Vergleich zur Region unterdurchschnittlich jung

Während beispielsweise in Ostdeutschland oder im Schwarzwald Schulen geschlossen werden, weil die Kinder fehlen, sei der viel zitierte demografische Wandel Stuttgart bisher kaum anzumerken, so Schmitz-Veltin. Im Vergleich zu Kommunen in der Region ist Stuttgarts Alter unterdurchschnittlich. Die alternde Gesellschaft „ist zunächst mal ein Thema im Umland“, sagt er und meint damit zum Beispiel Städte wie Reutlingen, Esslingen, Ludwigsburg oder Herrenberg. Trotzdem sagt er auch: „Der demografische Wandel kommt, und wir müssen das Beste daraus machen.“

Darüber haben sich die Sillenbucher Grünen Gedanken gemacht – und eine Anfrage bei der Stadt gestellt. Ansgar Schmitz-Veltin wird daher eine der nächsten Sitzungen des Bezirksbeirats besuchen. „Ich freue mich darauf, das zu diskutieren“, sagt er.