Am Rand leben die Rentner und Familien, in der Innenstadt die Singles und die jungen, kinderlosen Paare. Foto: 7aktuell.de/Simon Adomat

Die jungen und die älteren Stuttgarter leben in unterschiedlichen Teilen von Stuttgart – und das hat gute Gründe. Dennoch sollte die Stadt der Entfremdung der Generationen entgegenwirken, meint Sabine Fischer.

Stuttgart - Junge Innenstadt, alte Randbezirke: Auf den ersten Blick wirkt die Stuttgarter Stadtkarte demografisch ziemlich gespalten. Wer ungebunden und jung ist, genießt das Stadtzentrum mit seinen hippen Bars, Kulturangeboten und Shopping-Möglichkeiten. Rentner und Familien mit minderjährigen Kindern hingegen ziehen sich stattdessen in die Außenbezirke zurück. Aber muss das denn so sein? Sollte eine Stadt nicht viel eher Raum für Vielfalt schaffen und die Generationen zueinander führen? Natürlich. Aber wenn es um die strukturelle Wohnsituation verschiedener Altersklassen geht, stößt sie an ihre Grenzen.

Spaltung beruht auf unterschiedlichen Bedürfnissen

Was auf den ersten Blick nach bedrohlicher Spaltung klingt, ist in Wahrheit ein Prozess, der auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Stuttgarter zurückgeht. Ein Beispiel: Wer Kinder bekommt, wünscht sich statt der schicken Zweizimmerwohnung vielleicht lieber ein Reihenhäuschen mit Garten – in Stuttgart-Mitte kaum denkbar. Der Grund: In den dicht besiedelten Innenstadtbezirken ist es städtebaulich kaum mehr möglich, neuen Wohnraum zu schaffen. Es gibt wenig Lücken, in denen neu gebaut werden kann, der Denkmalschutz bremst, vor allem in Gebieten mit Altbauten, viele Restaurierungsvorhaben wieder aus. Die Familie mit Neugeborenem zieht es also dorthin, wo man ihnen den Wunsch nach passendem Wohnraum erfüllen kann: in die Randbezirke.

Das ist ein Prozess, der nicht nur nachvollziehbar, sondern für das Zusammenleben zunächst auch nicht entscheidend ist. Denn der Entfremdung der Generationen muss eine Stadt anders entgegenwirken. Die Stuttgarter brauchen Möglichkeiten, einander nahe zu bleiben. Ob öffentlich oder in Eigenregie initiiert: Austausch, Verständnis, gemeinsame Aktivitäten – es gilt, sich aufeinander zuzubewegen. Sonst macht es keinen Unterschied mehr , ob man Tür an Tür oder in verschiedenen Universen wohnt.

sabine.fischer@stzn.de