Der Nebel über der Pfulb muss sich bald lüften. Sonst ist die Ski-Saison gelaufen. Foto: Rudel

Weil sich Käufer und Verkäufer an der Pfulb nicht einig werden, droht der Ski-Winter an dem beliebten Hang auszufallen. Der Streit entzündet sich an einer Wiese und einem „niedrigen fünfstelligen Betrag“.

Lenningen - Das Skizentrum Pfulb sitzt wenige Wochen vor der neuen Wintersaison auf dem Trockenen – und das hat nichts mit der globalen Klimaerwärmung zu tun. Eher schon mit lokalen Hitzköpfen. Die Weichen waren gestellt, der Notartermin für den Verkauf der Liftanlage auf der Schwäbischen Alb war schon anberaumt. Doch dann scheiterte der Deal an einer 17 Ar großen Wiese, von der sich einer der Vertragspartner nicht trennen will.

Die verfahrene Situation ähnelt inzwischen der eines Slalomläufers, dem im Zielschwung die Ski über Kreuz geraten sind. Wenn es den Beteiligten in den nächsten Tagen nicht gelingt, das Interessengewirr zu entheddern, droht ein kapitaler Sturz – und dem vor allem von den Skisport-Vereinen der Region als Übungsgebiet genutzten Skizentrum der Stillstand.

„Die Zeit läuft uns davon“, sagt Gabi Kazmeier, die das Skizentrum mit den beiden Liften und der Skihütte gemeinsam mit zwei Partnern gerne kaufen würde. An ihr, so beteuert die bisherige Eigentümerin Marianne Allgaier ihrerseits, sollte es nicht scheitern. „Wir haben die Anlage vom TÜV abnehmen lassen, die Wiese gemäht, die Gesellschaft aufgelöst und alle Pachtverträge gekündigt. Von uns aus hätte es übergangslos weitergehen können“, sagt die vormalige Liftbetreiberin, die die Anlage gemeinsam mit ihren Brüdern Peter und Eberhard Weber in den vergangenen 40 Jahren in Gang gehalten hatte.

Streit entzündet sich an einer Wiese

Gemeinsam hatten die drei nach der letzten Saison auch beschlossen, es nach vier Jahrzehnten gut sein zu lassen. Da endet dann aber auch schon die Gemeinsamkeit. Peter Weber besteht darauf, das Sagen über eine von ihm gepachtete Wiese am Fuße des Schlittenhangs zu behalten. „Ich habe jetzt so viele Zugeständnisse gemacht, da will ich nicht ganz von der Pfulb gedrängt werden“, sagt er. Die Wiese sei zudem für den Skibetrieb gar nicht zwingend erforderlich.

Das sieht Gabi Kazmaier anders. Sie will die knapp 800 Meter hoch gelegene Pfulb nicht nur während der immer weniger werdenden Schneetage im Winter nutzen, sondern dort ein ganzjähriges Bewegungszentrum in Form einer gemeinnützigen Gesellschaft einrichten – für Menschen mit und ohne Behinderungen. So sollen saisonübergreifend rund um die Pfulb außer dem Skilauf auch Tandem-, Handbike-, und Radtouren angeboten werden. In der urigen Skihütte könnten es sich die Gäste dann ganzjährig bei Teck-Linsen, Spätzle und „selbstgebackenem Kuchen nach Landfrauenart“ gut gehen lassen. Um den Rücken für ihr Konzept frei zu haben, macht es in den Augen der Investorin nur Sinn, das Gelände als Gesamtpaket zu übernehmen. „So lange sich die Geschwister aber gegenseitig blockieren, kann ich nicht kaufen“, sagt sie.

Bittschreiben von Vereinen

Beim Stichwort „kaufen“ zeigt sich Peter Weber kompromissbereit. Zwar sei sein Stückle nicht im bisher vereinbarten Kaufpreis enthalten, gegen ein „kleines Weihnachtsgeschenkle“, sprich einer Ablöse im niederen fünfstelligen Bereich, sei er nicht abgeneigt, auf seine Ansprüche zu verzichten. „Der Ball liegt bei denen. Die müssen mir entgegenkommen“, sagt er. Ob sein teilweises Einlenken mit den Bittschreiben zu tun hat, die er von Seiten der Skiclubs bekommen hat, lässt er offen. Stellvertretend würde sich so die Ski-Jugend des TV Neidlingen, die „im Übrigen schon ihr ganzes Leben lang gerne an die Pfulb kommt“ glücklich darüber zeigen, „wenn künftige Generationen ebenfalls dort das Skifahren lernen könnten“.