Christoph Wiegand nennt sich Weekend und ist einer der Neueinkäufe des Stuttgarter Labels Chimperator. Foto: Carlo Feick

Damit er seine Miete sicher überwiesen kann, arbeitet der Rapper Weekend nach wie vor als Sozialarbeiter. Doch die Stuttgarter Plattenfirma Chimperator hat sein Talent erkannt und ihn unter Vertrag genommen.

Eigentlich könnte man ihn sich viel besser ohne DJ und ohne Musik vorstellen, mit einem sitzenden Publikum in einem dunklen Saal. Einfach nur mit einem Mikrofon auf der Bühne und seine schwarze Ray-Ban Sonnenbrille tief im Gesicht. Er würde dann warten, bis das Publikum zu lachen aufgehört hat und weiter über seine Freundin scherzen: „Ich frag mich häufig, womit hab ich so ein Glück verdient? Das ist wie lebenslanger Urlaub - im Bürgerkrieg.“

Doch er ist weder ein Komödiant à la Mario Barth, noch einer dieser vielen Poetryslamer, die seit geraumer Zeit überall in Cafés auftreten und Gedichte aus ihrem Leben vortragen.

Genauer gesagt, nennt er sich Weekend, ist 26 Jahre alt, wohnt in Gelsenkirchen und beschreibt sich auf seiner Homepage als der „98213te Rapper innerhalb der letzten fünf Minuten“. Und schaut man sich derzeit den deutschen Hip-Hop Musikmarkt an, scheint Weekend wirklich einer von vielen zu sein. Ob er vielleicht gerade deswegen noch nebenbei eine 50 Prozentstelle als Sozialarbeiter hat? Im Interview erzählt er, dass er seinen Beruf als Sozialarbeiter jedenfalls sehr gerne macht, ihn als Ausgleich braucht und so sicher gehen kann, dass er seine Miete auch am Monatsanfang auf dem Konto hat. „Es wird ja nicht jeder gleich der nächste Cro und man weiß nicht, was in ein bis zwei Jahren ist“ sagt er.

Hintergrundmusik erinnert stark an Hintermelodie von altem Gameboy

Ein wenig positiver scheint es da schon die Stuttgarter Plattenfirma Chimperator zu sehen: Nach mehreren gewonnen Battles (bei denen Rapper gegeneinander antreten und einer den anderen versucht zu übertrumpfen) und Auftritten wie beim Hip-Hop Open oder dem Splash!, ist Weekend neben Rapper Cro mit der Pandamaske und der Stuttgarter Hip-Hop-Gruppe Die Orsons, einer der neuen bei Chimperator – was Weekend natürlich prompt vertonen musste: „Hi Chimperator/Ich hab ja die Hoffnung, ihr kommt euch nicht gleich schon verarscht vor/ Doch ich glaub’, dass ich vergessen hab, euch mitzuteil’n/Kommerziell Erfolg mit Rap zu haben find’ ich nich’ so geil.“

Passend zu dem Song „Hi Chimperator“ hört man im Hintergrund eine Musik, die stark nach einer Hintermelodie von einem alten Gameboy erinnert. Schnell werden immer wieder die gleichen Töne vom Keyboard gespielt, die fast schon herausfordernd wirken – als wolle man gleich das nächste Level erreichen und stehe nur noch vor einem einzigen Gegner.

So verspielt klingt fast jeder seiner Songs vom Debütalbum „Am Wochenende Rapper“. Mal mit einem Aristocats-Intro, in dem ein kleiner Junge „Katzen brauchen furchtbar viel Musik“ singt, mal mit einem mehrstimmigen Chor, der den Namen „Rolf“ ruft. Und mit Sarkasmus wird auch nicht gespart: „Ich bin so unbedacht/Wollte dich streicheln und habe dich umgebracht/Oh nein, tut mir leid, das war nicht meine Absicht/Ich glaub meine Versicherung hasst mich.“ Ob man dazu allerdings sitzen und lachen sollte oder im Stehen mit den Händen wippt, bleibt jedem selbst überlassen. Wer den großen blonden Schlaks Weekend aber schon auf dem Hip-Hop Open gesehen hat weiß, dass er mit seinem Namen auch wirklich ein Stück Wochenende mit sich bringt; sei es auch nur in Form eines kurzen musikalischen abends.

Wer gerne früher Wochenende hätte, der sollte am Mittwoch um 19.45 Uhr ins Rocker 33 (Friedrichstraße 23A) gehen