Das Containerdorf bei den Wagenhallen: Hier könnte die Interimsoper gebaut werden, die Container müssten dann weichen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die städtische Opern-Taskforce unter Leitung von OB Fritz Kuhn hat mit der Idee, ein Übergangsquartier für die Oper bei den Wagenhallen zu schaffen, überwiegend positive Reaktionen geerntet.

Stuttgart - OB Fritz Kuhn (Grüne) hat am Dienstag im Rathaus seine Idee einer Interimsoper bei den Wagenhallen (unsere Zeitung berichtete) nochmals präzisiert. „Wir bauen da natürlich keine Holzbaracken hin, das wird alles in hoher Qualität erstellt“, betonte der Rathauschef mit Verweis auf das eher rustikal anmutende Modell der Genfer Holzoper.

Kuhn verwies auf die Vorteile, wenn man die Produktionsstätten und den Spielbetrieb an einem Ort unterbringe. „Alles, was im Paketpostamt möglich gewesen wäre, wäre auch an diesem Standort möglich.“ Bei einer Trennung von Spielbetrieb und Werkstattbereich, für den man dann das Paketpostamt anmieten müsste, müssten Stadt und Land rund 40 Millionen Euro in das später zum Abriss vorgesehene Gebäude stecken. Mit dem Interim am Nordbahnhof spare man nicht nur diese Investition, sie sei zudem nachhaltig: Die Modulbauten könnten nach der Nutzung durch die Oper und das Ballett abgebaut und veräußert werden.

Zudem würde mit dem provisorischen Opernverwaltungsgebäude, das nach der Interimsnutzung anderweitig vermietet werden soll, der ohnehin vorgesehene Lärmschutzriegel zwischen den Wagenhallen und dem geplanten Rosensteinquartier angegangen. Unter dem Gebäude soll überdies eine ein- oder zweigeschossige Tiefgarage mit bis zu 140 Stellplätzen gebaut werden, die dann von Wagenhallen- und Opernbesuchern gemeinsam genutzt werden könnte. In Betrieb gehen könnte die Spielstätte nach Schätzung der Stadt in vier bis fünf Jahren.

Kunstministerin: „Wir sind einer tragfähigen Lösung sehr nahe“

Im Gemeinderat, aber auch bei der Intendanz sowie im Kunstministerium stößt Kuhns Vorschlag überwiegend auf Wohlwollen. Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) beglückwünschte die Stadt: „Die Suche hat sich gelohnt. Ich bin zuversichtlich, dass wir einer tragfähigen Lösung sehr nahe sind, welche die Stärke des Kulturstandorts Stuttgart auch während der Sanierung des Großen Hauses erhält“. Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (Grüne) sprach von einem „interessanten Vorschlag“ und stellte eine detailliertere Kostenschätzung für das Gesamtprojekt Oper für kommendes Jahr in Aussicht. Bisher werden – einschließlich der Kosten für ein Opernprovisorium – offiziell rund 400 Millionen Euro für die Sanierung und Erweiterung des Großen Hauses veranschlagt. Inoffiziell war freilich auch schon von 600 Millionen Euro die Rede. Die Stadt und das Land als Träger der Staatstheater teilen sich die Kosten jeweils zur Hälfte.

Der geschäftsführende Intendant der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, sprach ebenfalls von einem vielversprechenden Vorschlag: „Das Areal ist bereits kulturell konnotiert.“ Wenn sich bei den folgenden Prüfung tatsächlich herausstelle, dass der für das Paketpostamt berechnete Bedarf Eins zu Eins auch am Standort Wagenhallen untergebracht werden könne, „könnte man von einem „Paketpostamt Plus“ sprechen“, sagte Intendant Hendriks.

Auch der CDU-Gemeinderatsfraktionschef Alexander Kotz lobte die Arbeit der städtischen Taskforce, an der unter Leitung von Kuhn die Bürgermeister Michael Föll, Fabian Mayer (beide CDU), Peter Pätzold (Grüne) sowie Dirk Thürnau (SPD) beteiligt waren. „Die Arbeitsgruppe hat einen guten Job gemacht.“ Sowohl der Standort als auch die Aufteilung in einzelne Bauelemente hätten ihren Charme. Bei den grob geschätzten Kosten in Höhe von knapp 90 Millionen Euro allerdings habe er „schlucken müssen“. Die CDU sehe diesbezüglich noch Optimierungsbedarf, sagte Kotz.

SÖS/Linke-plus bemängelt, dass preisgekröntes Containerdorf der Oper zum Opfer fällt

Grünen-Sprecher Andreas Winter sprach von einer „sehr überlegenswerten Variante“, die zudem auch Synergieeffekte zwischen der Oper und dem Kulturzentrum Wagenhallen erzeugen könne. „Das könnte eine interessante Lösung sein. Zumal man an einem Ort aufführen und produzieren könnte“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Körner. Allerdings dürfe das Konstrukt nicht auf Kosten des Wohnungsbaus im Rosensteinquartier gehen. Körner schwebt vor, in dem provisorischen Verwaltungstrakt der Oper später eine Art Startup-Zentrum einzurichten, um eine Verbindung zwischen der Kulturszene um die Wagenhallen und dem Wohnquartier zu schaffen.

Skeptisch ist dagegen Hannes Rockenbauch, Sprecher von SÖS/Linke-plus: Die Kosten für das Übergangsquartier seien nicht weit entfernt von den 116 Millionen Euro, an denen das Interim im Paketpostamt gescheitert sei. Zudem falle die eben erst mit dem Deutschen Städtebaupreis gekrönte Containersiedlung der Künstler bei den Wagenhallen dem Projekt zum Opfer.