Bislang gibt es nur 71 Wasserstoff-Tankstellen – in ganz Deutschland. Foto: factum/

FDP-Landeschef Theurer fordert eine Wasserstoff-Strategie für Baden-Württemberg. Die Technologie könne dem Land helfen, den Strukturwandel in der Automobilindustrie zu bewältigen.

Berlin - Der Vorsitzende der Südwest-FDP, Michael Theurer, will Baden-Württemberg zum „Wasserstoffland Nummer eins“ machen. Theurer treibt die Sorge um, dass bei der Entwicklung klimafreundlicher Antriebstechniken einseitig auf batteriebetriebene Fahrzeuge gesetzt wird, obwohl die Wasserstofftechnologie gerade für Automobilindustrie und Zuliefererbetriebe große Chancen biete. Die Technik sei zentral für die Mobilität der Zukunft, sagte der Chef der baden-württembergischen Liberalen unserer Zeitung. „Für Baden-Württemberg ist der Vorteil, dass dadurch mehr Arbeitsplätze erhalten werden können als durch die batteriebetriebene Elektromobilität.“

Denn ein mit Wasserstoff betriebener Motor mit Brennstoffzelle habe rund 1300 Komponenten und damit in etwa ebenso viele wie ein Verbrennungsmotor, während ein Batterieantrieb mit nur 200 Komponenten auskomme, heißt es in einem Strategiepapier Theurers. „Bei der Umstellung auf batterieelektrische Mobilität fällt demnach ein Großteil der Zulieferindustrie weg.“ Baden-Württemberg sei aufgrund seiner „starken Konzentration auf den Verbrennungsmotor“ massiv von den Herausforderungen in der Automobilindustrie betroffen. „Damit gibt es Eilbedarf, um den zu erwartenden tief greifenden Strukturwandel aus baden-württembergischer Sicht zu bewältigen.“ Theurers Wasserstoffplan soll an diesem Samstag auf dem Landesparteitag der FDP in Heilbronn beraten werden.

Auf Deutschlands Straßen fahren 386 Wasserstoffautos

Wasserstoff und die damit betriebenen Brennstoffzellen gelten als ein Instrument auf dem Weg zu einer emissionsfreien Mobilität. Anders als bei einem Verbrennungsmotor kommt aus dem Auspuff eines Brennstoffzellenautos nur Wasserdampf, der für das Klima ungefährlich ist. Tankzeit und Reichweite der Autos entsprechen denen von Benzinern. Allerdings kostet ein Wasserstoffwagen noch rund 70 000 Euro – dies dürfte ein Grund sein, warum auf Deutschlands Straßen aktuell nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts nur 386 Wasserstoffautos unterwegs sind. Auch die Zahl der Wasserstofftankstellen ist klein: Derzeit gibt es bundesweit 71, ihre Zahl soll bis Jahresende auf 100 steigen.

Anfang Juli sagte der Bund zu, sich am Bau einer Forschungsfabrik für Brennstoffzellen und Wasserstoff in Baden-Württemberg zu beteiligen. Theurer reicht das nicht. Er fordert, die Wasserstoffinfrastruktur „gleichberechtigt zum Ausbau des Stromnetzes voranzutreiben“. Zudem müsse die „einseitige Fixierung auf die batteriebetriebene Elektromobilität“ ein Ende haben, heißt es in seinem Wasserstoffplan. Die Bundesregierung ruft er auf, die steuerliche Bevorzugung von E-Autos gegenüber Wasserstoffwagen zu beenden. Auf Landesebene sei eine Initiative für das Wasserstoffland Baden-Württemberg zu ergreifen und insbesondere die Forschung zu intensivieren.

China könnte Deutschland den Rang ablaufen

Bislang habe Deutschland bei den mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen-motoren die Technologieführerschaft inne, sagte der baden-württembergische FDP-Vorsitzende – noch. „Es besteht die Gefahr, dass andere, etwa China, uns den Rang ablaufen.“ Bundes- und Landesregierung müssten deshalb schnell handeln. „Baden-Württemberg muss endlich das Wasserstoffland Nummer eins werden.“