CDU-Fraktionschef Manuel Hagel findet: „Wer hat die Kokosnuss geklaut ist ein Kinderlied über Tiere.“ Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Das ZDF macht auf Instagram eine Debatte über Rassismus in Kinderliedern auf. Doch die Playlist stößt im Netz auf Unverständnis.

Stuttgart/Mainz - Es war der fröhliche Höhepunkt so mancher Kinderparty. Wenn die Affen durch den Wald rasten, gab es kein Halten mehr. Nun ist im Netz eine Debatte um die Deutungshoheit über das Kinderlied „Die Affen rasen durch den Wald“ entbrannt. Ist das Lied, das schon millionen Kinderkehlen fröhlich mitgekräht haben, in Wirklichkeit rassistisch?

Auslöser war vor wenigen Tagen ein Instagram-Post des Senders ZDF Kultur, der sich in dem Kanal „aroundtheworld“ nach eigenen Angaben mit Sprache und Verständigung befasst. Unter dem Titel „Rassismus im Kinderzimmer“ zählten die Autoren unter anderem jenen Song auf, in dem eine Affenfamilie verzweifelt nach ihrer Kokosnuss fahndet. In dem Lied würden laut Kritikern rassistische Stereotype reproduziert. Dabei stehe das kolonialistische Klischee von kriminellen und triebgesteuerten Affen im Fokus, das auf farbige Menschen und Menschen mit indigen Wurzeln projiziert werde, heißt es in dem Post. Verwiesen wird unter anderem auf Beiträge, in denen der Musikethnologe Nepomuk Riva zitiert wird.

Worum geht es in dem Lied?

Weiter heißt es in der Erklärung des Senders, der Begriff Affe habe in der Kolonialgeschichte dazu gedient, Schwarze Menschen zu animalisieren, ihnen also das Menschsein abzusprechen. Das ZDF hatte in seinem Beitrag auch andere Kinderlieder aufgezählt – etwa „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“, die die Polizei auf den Plan rufen oder den Kanon „C-A-F-F-E-E“, in dem die Liedzeile „Seid doch kein Muselmann, der das nicht lassen kann!“ vorkommt.

Doch vor allem die Aufzählung des Kokosnuss-Lieds stieß auf Instagram auf Verständnislosigkeit. „Es geht doch um Tiere... Eine Affenbande... Tiere... Nirgends ein Wort /Synonym für eine Bevölkerungsgruppe die gemeint sein könnte.... Nur Affen. Tiere eben ... ein Tierlied“, schrieb eine Nutzerin unter dem Beitrag.

Hohn und Spott hagelte es vor allem beim Nachrichtendienst Twitter. „Vielleicht muss man auch gar nicht jeden Scheiß so lange durch’denken’, bis man sich was zurechtgelegt hat, worüber man sich empören kann“, schrieb ein Twitter-Nutzer.„Vor lauter Wokeness hat das ZDF auf Instagram schwarze Menschen mit Affen gleich gesetzt“, spöttelte die Tageszeitung taz. Mit Wokeness ist eine gesteigerte Form der politischen Korrektheit gemeint. Und Manuel Hagel, CDU-Fraktionschef im Landtag, twitterte: „Echt jetzt, @ZDF? Wer hat die Kokosnuss geklaut ist ein Kinderlied über Tiere.“ Hagel hat selbst zwei kleine Söhne.

Gegenüber unserer Zeitung erklärte der 33-Jährige: Ihm sei der bewusste Umgang mit Sprache besonders wichtig, denn Worte könnten sehr schnell instrumentalisiert werden. „Leider erreichen manche, wenn sie im Stile eines ‚Wächterrates’ auftreten, genau das Gegenteil“, kritisierte Hagel. Durch ständige und unnötige Empörung verstellen wir den Blick auf wirklich rassistische Texte. Die wirkliche Sensibilität geht verloren.“ In der Diskussion über „Die Affen rasen durch den Wald“ gehe der missionarische Eifer weit über das Ziel hinaus.

Diskussion um Kinderliteratur

In der Vergangenheit hat es immer wieder Diskussionen um offensichtlichen oder unterschwelligen Rassismus in Kinderbüchern und Kinderliteratur gegeben. Im vergangenen Jahr sorgte „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ von Michael Ende für Wirbel. In Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf wurde deren Vater im Nachhinein zum „Südseekönig“, um das N-Wort zu vermeiden. Dabei schwankt die Debatte zwischen der Forderung, Dinge zu ändern und Bezeichnungen für Kinder einzuordnen.