Die Panorama-Sauna aus dem Jahr 2008 könnte bald abgerissen werden – sie soll einer Saunaerweiterung Platz machen.Foto/Archiv:Stoppel Foto:  

Einigen Stadträten ist die Millioneninvestition in das Schorndorfer Oskar-Frech-Seebad zu teuer, trotzdem findet die Planung für die Erweiterungen von Sauna und Becken eine breite Mehrheit.

Schorndorf - Vor acht Jahren ist die Panorama-Sauna gemeinsam mit dem Oskar-Frech-Seebad eröffnet worden, die Internetseite des Bads lobt noch heute den imposanten Blick „durch das von außen verspiegelte Panorama-Fenster in den schön angelegten Saunagarten“. Das junge Gebäude soll aber demnächst wieder abgerissen und der Garten umgestaltet werden. Der Gemeinderat hat bei zwei Gegenstimmen am Donnerstag beschlossen, eine entsprechende Planung in Auftrag zu geben – die Kosten dafür: rund 470 000 Euro.

Die Architekten des Stuttgarter Bauateliers Haas und Hiesch sollen sich bis zum Sommer Gedanken darüber machen, wie der Saunabereich des Oskar-Frech-Seebads erweitert und wie ein neues Lehrschwimmbecken an den Badkomplex angedockt werden kann. Im Gegenzug soll ein Schwimmbecken in der Schule des Teilortes Haubersbronn wegfallen.

Den Saunaumbau begründete der Bäderchef Jörg Bay mit der begrenzten Kapazität. Die Zahl der Saunaplätze sei zu gering, in bestimmten Zeiten müsse man sogar Gäste abweisen – und die Sauna bringe dem Bad Gewinn. Beim Grundsatzbeschluss des Gemeinderats im vergangenen Herbst waren die Gesamtkosten mit vier Millionen Euro angegeben worden.

Vorwurf des „nice to have“

Jörg Bay erntete bei der Vorstellung des Vorgehens nun jedoch unterschiedliche Reaktionen. Während die Grünen-Stadträtin Nadia Pagano von „schönen aussagekräftigen“ Bildern der Architektenentwürfe sprach und die SPD-Stadträtin Silke Olbrich von einer Sauna schwärmte, „in der man sich richtig wohlfühlen kann“, gefiel dem CDU-Stadrat Manfred Bantel das Vorhaben überhaupt nicht.

Wenn er richtig gerechnet habe, sagte Bantel, so habe die Stadt Schorndorf mit ihren Töchtern 87 Millionen Euro an Verbindlichkeiten. Er könne die Euphorie auch vor dem Hintergrund nicht verstehen, das Ganze sei „nice to have“ und „not need to have“, frei übersetzt: hübsch, aber unnötig. Dass die Einrichtung einer Haushaltsstrukturkommission bevorstehe, um das strukturelle Defizit im Schorndorfer Haushalt zu beheben, passe überhaupt nicht zu dieser Investition. „Bei Karl May würde es heißen: Wir reden mit gespaltener Zunge“, betonte Manfred Bantel.

Sein Beitrag stieß bei verschiedenen Seiten auf Widerstand. Der Finanzbürgermeister Thorsten Englert zog Bantels Schuldenrechnung in Zweifel. Er rechnete diverse Posten ab und kam am Ende auf eine Summe von 15 Millionen Euro an Verbindlichkeiten. Der SPD-Fraktionschef Thomas Berger hielt Bantel vor, den Sinn der Investition nicht verstanden zu haben. Sie senke den Abmangel, also die wirtschaftlichen Verluste des Bades, weil eine erweiterte Sauna mehr Eintrittsgelder einspiele. Der FDP-/Freie-Wähler Fraktionschef Peter Erdmann nannte die Argumente „einfach nicht richtig“. Als Kaufmann müsse man doch wissen, was „rentierliche Schulden“ seien. Die Sauna könne den Besucherandrang nicht bewältigen, und wenn man zu wenig Eintritt einnehme, „dann beißt sich die Katze in den Schwanz“.

Nur zwei Gegenstimmen

Bantel, der früher im Einzelhandel tätig gewesen ist, wirkte ob dieser Kritik merklich angesäuert und betonte, als Betriebswirt genug von der Materie zu verstehen, um sie beurteilen zu können. Sein Fraktionskollege Max Klinger bemängelte, es sei nicht fair, den CDU-Stadtrat so anzugreifen. Das verbale Geplänkel brachte indes keinen Stimmungsumschwung: Bantel und der Grüne Andreas Schneider stimmten als einzige gegen die Planung.

Der Bäderleiter Jörg Bay kündigte an, dass den Stadträten im Juli der Planentwurf des Umbaus zur Abstimmung vorgelegt werde. Dann werde auch entschieden, ob der Umbau bis zur Gartenschau 2019 oder erst später fertig werden solle. Mehrere Stadträte mahnten an, das geplante Lehrschwimmbecken solle den Badestrand am See neben dem Oskar-Frech-Bad nicht zu sehr beengen und daher anders ausgerichtet werden.