Rosa Vollmer (rechts) leitet das Wohncafé in Ostheim. Neben ihr steht Dagmar Lust vom Verein Integrative Wohnformen. Foto: Georg Linsenmann

Das Wohncafé Ostheim gilt als besonders gelungenes Beispiel für integratives Wohnen. Barrierefreiheit ist selbstverständlich – und eine Hauptamtliche unterstützt die vielen Ehrenamtlichen bei der Organisation des Angebots.

S-Ost - Zunächst einmal ist das Wohncafé im Gebäude n der Rotenbergstraße 110 ein Treffpunkt: für die Mieter im Haus, aber auch für Anwohner und für den ganzen Stadtteil, denn das Wohncafé ist öffentlich zugänglich. Darüber hinaus ist ein Wohncafé aber auch ein weitergreifendes Konzept, das helfen soll, älteren Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld zu ermöglichen und zudem Chancen gegen drohende Alterseinsamkeit bieten will.

Ein noch relativ junger Ansatz, von dem 2008 gegründeten Stuttgarter Verein Integratives Wohnen ins Werk gesetzt. Der Verein selbst ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband – und wird getragen von Wohnungsunternehmen. Aktuell sind das 13 Genossenschaften, dem fast 150 Jahre alten, stiftungsähnlichen Bau- und Wohnungsverein Stuttgart sowie zwei GmbHs. Für diesen Verbund wiederum bildet der Verein Integratives Wohnen „das Dach“, unter dem Wohncafés realisiert werden. Aktuell sind es in Stuttgart 14 an der Zahl, 16 insgesamt mit jenen in Esslingen und Kirchheim/Teck. „Und drei weitere sind in der Pipeline“, sagte Dagmar Lust bei einer Rundfahrt für Vorstände der Wohnungsunternehmen.

Eine Hauptamtliche hilft den Ehrenamtlichen

Voraussetzung für die Einrichtung eines Wohncafés ist zunächst die völlige Barrierefreiheit, für die der Bau- und Wohnungsverein als Eigentümer beim Ersatzbau für das nicht sanierungsfähige Altgebäude sorgte. Hinzu kommt das im Haus verortete Pflegeangebot, das im Wohnprojekt Ostheim, in dem auch viele Familien wohnen, von Anna-Haag-Mobil bedient wird.

Bei der Einrichtung des 2013 eröffneten Wohncafés ging der Bau- und Wohnungsverein aber einen Schritt über die geforderten Bedingungen hinaus, wie der Vereinsvorstand Thomas Wolf erläuterte: „Im Wohncafé hängt viel vom ehrenamtlichen Engagement ab. Wir wollten aber, dass das dauerhaft lebt und haben uns gesagt: Das darf uns etwas kosten. Wir wollten eine hauptamtliche Organisation, die den Ehrenamtlichen hilft, das Ganze organisiert und auch mit Veranstaltungen Impulse setzt.“

Mittagstisch, Rückengymnastik, Kulturprogramm

Das macht hier die Quartiermanagerin Rosa Vollmer von Anna-Haag-Mobil, die zur Hälfte auch im Pflegedienst in der Oststadt arbeitet: „Das bringt viele Vorteile“, berichtet Vollmer, „ich kann oft frühzeitig sehen, wenn jemand Hilfe braucht, kann aber auch mal jemanden aus dem Quartier einladen.“ Nicht zuletzt sorgt sie für das vielfältige Angebot: Mittagstisch drei Mal die Woche, gemeinsames Kochen, Rückengymnastik, Sonntagsbrunch, Nachbarschaftstreff mit gemeinsamem Abendessen, Generationen-Frühstück. Auch öffentliche Veranstaltungen wie ein Thaddäus-Troll-Programm diesen Sonntag.

Nicht zuletzt wichtig aber sei der Alltag: „Für die Bewohner ist das Wohncafé wie ein erweitertes Wohnzimmer. Hier können sie sich zwanglos treffen, gemütlich sitzen, sich unterhalten. Das wird richtig gut angenommen“, betont Vollmer, „das ist ein Stück Lebensqualität für die Menschen hier.“ Ein weiteres Pfund in dieser Hinsicht: die angegliederte Kindertagesstätte. Hier mischen sich die Generationen, hier passieren Begegnungen einfach so. Eltern können ihre Kinder springen lassen, einen Kaffee trinken und sehen, wie die Kinder unter der Obhut ihres Wahl-Opas oder ihrer Wahl-Oma sind. Das ist etwas, was alle als sehr positiv erleben. Oder, wie es ein Bewohner formulierte: „Das Wohncafé ist der Grund dafür aufzustehen, sich anzuziehen und aus seiner Wohnung zu gehen.“