Die italienische Linsensuppe unterscheidet sich von der deutschen durch das kräftige Aroma des Rosmarins und den Balsamico-Essig. Foto: /Weier

Andere Länder, andere Bräuche: In Italien glauben die Menschen zu Silvester an die Kraft der Hülsenfrucht. Wir präsentieren deshalb für den Jahreswechsel ein feines Rezept einer Linsensuppe, die um Mitternacht Kraft gibt, gesund ist – und nach Belieben abgewandelt werden kann.

Stuttgart - Die Bräuche zum Jahreswechsel sind auf der ganzen Welt eine seltsame Sache. Selbst wenn wir das Ballern weglassen, das in diesem Jahr ja weitgehend ausfällt. Aber es gibt auch die kulinarischen Rituale – und damit sind nicht Raclette oder Fondue gemeint, die in deutschen Wohnzimmern zu Silvester gehören wie der Baum zu Weihnachten.

Japaner können am Glück ersticken

Ein hübscher Brauch ist zum Beispiel in Spanien, dass sich die Menschen mit den zwölf Glockschlägen um Mitternacht zwölf Trauben reinstopfen – wer das schafft, hat Glück. So hat jedes Land seine Spezialität. Brasilianer essen Bohneneintopf, Engländer schenken sich Fleischtörtchen. Die schrägste Variante gibt’s in Japan, dort hat Glück, wer einen Reiskuchen verdrückt. Dieser ist aber anscheinend so zäh und trocken, dass schon Menschen daran erstickt sein sollen.

Deutsche glauben an das Marzipanschwein – und wie die Italiener an Linsen. Wer selbige an Silvester isst, den erwartet im neuen Jahr Wohlstand. Der Glaube hierfür rührt offenbar von der Form der Linsen her, die wie Miniaturgeldstücke ausschauen. Da der Brauch in meiner Familie nicht bekannt war, habe ich mich heute für ein italienisches Rezept entschieden. Wenn es auch keinen Reichtum bringt, so ist es zumindest sehr gesund. Gesünder als Reiskuchen allemal.

Die Zutaten für vier bis sechs Personen

250 g Berglinsen (alternativ auch Tellerlinsen, Alblinsen oder Puylinsen)

80 g Speckwürfel, 50 g Butter

1 kleine Zwiebel, 1 Knoblauchzehe

200 g Karotten, 2 Stangen Sellerie

½ oder ein kleiner Lauch

3 EL Tomatenmark

50 ml Balsamico-Essig

1,5 l Hühnerbrühe

1 Lorbeerblatt, 1 Stängel Rosmarin

2 mittlere Kartoffeln

3 getrocknete Tomaten

½ TL Zucker

Salz, Pfeffer

½ Bund Petersilie

Die Zubereitung

Die Speckwürfel anbraten, Butter und die klein geschnittenen Zwiebel dazu geben. Kurz darauf den klein gehackten Knoblauch. Karotten, Sellerie (es geht auch von der Knolle) und Lauch klein schneiden, nach Geschmack, und ebenfalls in den Topf geben und etwas angehen lassen. Linsen waschen, abtropfen lassen und zum Gemüse geben. Jetzt das Tomatenmark und den Zucker dazu und mit dem Essig ablöschen.

Nun den Topf mit Hühnerbrühe auffüllen und (auf Packungsangaben achten!) ungefähr 40 Minuten lang köcheln, bis die Linsen gar sind. Auch hier gilt: Nach Geschmack, manche Menschen mögen die Linsen noch bissfester als andere.

Nach der Hälfte der Kochzeit die in circa zwei Zentimeter dicke Würfel geschnittenen Kartoffeln dazu geben. Dann die fein geschnittenen, getrockneten Tomaten dazugeben. Wer mag, kann mit etwas Stärke eindicken. Mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken. Petersilie hacken und über die Suppe geben. Wer mag, kann auch einen Klecks saure Sahne oder Creme fraiche draufgeben.

Und schwäbische Kinder fordern womöglich eine Saitenwurst dazu! Dann vielleicht den Rosmarin weglassen.

Der Kochtipp

Hobbykoch
Michael Weier warnt vor dem Einsatz des Essigs. Besser etwas weniger nehmen und später nachwürzen. Auch der Einsatz des Zuckers verlangt ein vorsichtiges Herantasten, also beim ersten Mal sparsam sein.

Der Weintipp

Gastgeber
Weier hat im Internet nachgeschaut und dort einen Tipp bei Léa Linster abgekupfert. Die Fernsehköchin meint, zu ihrer Linsensuppe müsse wegen des Specks ein kräftiger Rotwein her. Mein Rezept ist anders, aber ich schließe mich an: mit der Cuvée Attempto vom Weingut Herzog von Württemberg (10 Euro).