Auch wieder mit dabei: Jamie Cullum, Grenzgänger zwischen Jazz und Pop Foto: dpa

Jamie Cullum, die Fantastischen Vier, Lenny Kravitz, Gregory Porter: das im Juli in Stuttgart zum 25. Mal stattfindende Festival Jazz Open hat sein Programm vorgestellt. Im Jubiläumsjahr erwartet der Veranstalter einen Besucherrekord.

Stuttgart - Die Highlights der Jazz Open 2018 sind längst bekannt. Viele Konzerte gehören dem Genre Jazz auch in diesem Jahr nicht wirklich an, aber das, sagt Jürgen Schlensog, Geschäftsführer der Opus GmbH, sei niemals ein Grund gewesen, Künstler mit großen Namen nicht nach Stuttgart zu holen: „Das gehört zu unserer DNA. Wir bringen Leute zusammen. Wir sind keine Jazz-Puristen.“

Kraftwerk, die international einflussreichste deutsche Band, wird am Freitag, 20. Juli, auf dem Schlossplatz auftreten. Längst inszenieren sich die Pioniere der elektronischen Musik vornehmlich in Museen. Sie für ein Konzert unter freiem Himmel zu gewinnen, war kaum einfach. Jamiroquai sagten 2017 s mehrere Konzerte ab – Jay Kay, versichert Schlensog, hat jedoch längst wieder zu seiner Stimme gefunden. Er steht am 18. Juli auf der großen Bühne. Jamie Cullum singt am 19. Juli auf dem Schlossplatz, Joss Stone eröffnet den Abend. Für Gregory Porter wählten die Veranstalter am 13. Juli die intimere Kulisse des Alten Schlosses, 2017 erstmals von Jazz Open bespielt. Lenny Kravitz kam zuletzt 2009 zum Festival und rockt den Schlossplatz nun am 21. Juli. Kravitz’ Gage, so Schlensog, habe sich seither verdoppelt: Der Streaming-Markt wirkt sich auf die Bedingungen aus, zu denen Live-Musik geboten wird. Die Fantastischen Vier vervollständigen am 22. Juli den Reigen der Prominenz zwischen Jazz, Rock und Pop auf der Schlossplatzbühne.

Der Pianist, der in der eigenen Liga spielt

Abseits des Schlossplatzes, im Jazzclub Bix, in der Spardawelt, im Scala Ludwigsburg, im Alten Schloss, findet der Freund von Jazz und Blues sein besonderes Programm: Highlights aus dem Mainstream, Geheimtipps, Newcomer. Die German Jazz Trophy geht 2018 an die Brüder Rolf und Joachim Kühn – sie eröffnen das Festival mit einem gemeinsamen Konzert in der Spardawelt am 12. Juli. Dorthin kommt am 14. Juli auch Michael Wollny, deutscher Pianist eigener Klasse und nie zuvor bei den Jazz Open; am 16. Juli erinnern Iro Rantala und andere mit dem Konzert „Tears for Esbjörn“ an den verstorbenen Esbjörn Svensson, am 17. Juli spielt GoGo Penguin, ein Crossover-Projekt aus Manchester. Die New Yorker Songwriterin Laura Pergolizzi, rau, faszinierend, intensiv, tritt am 20. Juli im Scala auf. Wolfgang Dauner, der große Jazzer Stuttgarts, setzt am 20. Juli eine junge Tradition der Jazz Open fort und spielt bei freiem Eintritt in der Domkirche St. Eberhardt; Stadtdekan Monsignore Christian Hermes wird das Konzert mit einer Bibellesung begleiten.

Avantgarde ist ein Stichwort, das in verschiedenen Varianten im Programm auftaucht. David Helbock’s Random/Control lösen diesen Anspruch am 16. Juli im Bix ein. Dort begehen auch Knower (Los Angeles) und Moon Hooch (Brooklyn) am 21. Juli Grenzwege. Tags zuvor, am 20. Juli, bewegt sich der Jazz im Bix in die entgegengesetzte Richtung und sucht die Vergangenheit: Echoes of Swing rekonstruieren den Sound von Bix Beiderbecke, der dem Club seinen Namen gab. Mehr als 33 000 Karten für die Jazz Open sind bereits verkauft. Schlensog rechnet mit insgesamt mehr als 40 000 Besuchern – in seinem 25. Jahr stellt das Festival neue Rekorde auf.

Auch das neue Stuttgarter Stadtmuseum gehört nun zu den Bühnen der Jazz Open und wird an fast jedem Abend nicht nur dem regionalen Musikernachwuchs bei freiem Eintritt Raum geben . Torben Giese, Leiter des Museums, legte noch kein Programm vor, versprach aber: „Wir grooven durch die Nacht.“ Mini Schulz, Leiter des Jazzclub Bix und Kurator der Museumsnächte, begrüßte diese zweite Ausweitung des Festivals über die Konrad-Adenauer-Straße hinweg. Ein neuer Kooperationspartner der Jazz Open ist auch das 2017 begründete Doku-Festival des SWR; das internationale Trickfilmfestival Stuttgart ist seit Jahren schon im Boot. Zurückgekehrt nach zwei Jahren Pause ist Mercedes-Benz als Mobilitätspartner. Jener andere Partner aus München, der half, die Zeit zu überbrücken, war – so Jürgen Schlensog – „auch nicht schlecht, aber es fühlt sich besser an, wieder mit dem Stern in der eigenen Stadt unterwegs zu sein.“