Dirk Oestringer will die Nachfolge von Georg Brenner antreten.Dirk Oestringer will die Nachfolge von Georg Brenner antreten.Dirk Oestringer will die Nachfolge von Georg Brenner antreten. Foto: benjaminknoblauch.de

Er ist parteilos, er berät Kommunen; nun will der 32-Jährige selbst Rathauschef in Gerlingen werden. Damit hat ein dritter Kandidat den Hut in den Ring geworfen

Gerlingen - Als Kommunalberater unterstützt er Städte und Landkreise in der Organisationsentwicklung. Die digitale Verwaltung ist ein Projekt, das er in der Vergangenheit häufig begleitet hat. Dabei habe er bereits mitgestalten können, sagt Dirk Oestringer. Jetzt aber wolle er Bürgermeister werden, da man in dieser Position „noch mehr gestalten kann“, sagt er über sein Motiv, Bürgermeister in Gerlingen werden zu wollen. Am Montag hat er seine Bewerbung im Rathaus abgegeben.

Büroleiter des Sindelfinger Oberbürgermeisters

Die Kommunalpolitik kennt er aus der Perspektive der Verwaltungsbank. Vier Jahre lang, bis 2017, leitete Oestringer das Büro des Sindelfinger Oberbürgermeisters Bernd Vöhringer (CDU). Zuvor war er ein Jahr dessen persönlicher Referent gewesen. Zu den Aufgaben des parteilosen Büroleiters gehörte es, den Chef in die Sitzungen des Gemeinderats zu begleiten. Kommunalpolitik bedeute schließlich auch, „nah dran“ zu sein, sagt er. Entsprechend direkt bekomme man die Rückmeldung der Menschen. Deshalb steht es für ihn, der mit seiner Partnerin im Stuttgarter Westen lebt, außer Frage, im Falle einer Wahl nach Gerlingen zu ziehen. „Am Samstagmorgen das Feedback beim Bäcker zu bekommen“ sei ihm lieber, als erst „montags am Schreibtisch“ damit konfrontiert zu werden.

Oestringer ist der dritte Kandidat, der die Nachfolge des seit 1999 amtierenden Bürgermeisters Georg Brenner (parteilos) antreten will. Neben Oestringer haben sich bisher die Erste Beigeordnete Gerlingens, Martina Koch-Haßdenteufel (parteilos) und der Dauerkandidat Ulrich Raisch (CDU) beworben. Die Bewerbungsfrist endet am 4. November. Die Wahl ist am 1. Dezember.

Ein Kind der Region

Oestringer ist in der Region groß geworden. Sein Abitur hat der heute 32-Jährige in Neckartenzlingen, Kreis Esslingen, gemacht. Danach studierte er an der Dualen Hochschule in Stuttgart – in Kooperation mit IBM Deutschland – International Business Administration, mit dem Schwerpunkt Rechnungswesen. Nach einem Auslandsemester in Budapest machte er 2008 seinen Abschluss als Betriebswirt. 2009 schloss er ein dreijähriges Grundstudium in der Fachrichtung Rechtswissenschaften an der Bucerius Law School in Hamburg an.

Während seines Studiums in Hamburg gehörte Oestringer für ein Vierteljahr der Delegation der Europäischen Union in Colombo, Sri Lanka, an. Im Mai 2012 ging er dann als persönlicher Referent des Oberbürgermeisters nach Sindelfingen, wurde dort nach rund einem Jahr zu dessen Büroleiter und Abteilungsleiter für „Strategie, Koordination und Bürgerangelegenheiten“.

Als Kommunalberater habe man mitgestaltet, so weit das Mandat eben reichte, sagt er. Dass er seinen Wunsch nach mehr Gestaltung nun in Gerlingen Ausdruck verleiht, habe ihm zufolge im wesentlichen zwei Gründe. Demnach sei Gerlingen eine „sehr, sehr attraktive Stadt, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell und im bürgerschaftlichen Sinne“. Gerlingen sei eine Stadt mit vielen Vereinen und gewachsenen Strukturen. Die Möglichkeit zu gestalten sei gegeben, so Oestringer.

Ein „unabhängiger Blick von außen“

Der Bürgermeisterkandidat hat nach eigenen Angaben inzwischen mit allen im Gemeinderat vertretenen Fraktionen intensive Gespräche geführt. Dabei, so seine Wahrnehmung, sei er auf eine „große Offenheit“ gestoßen. Er wiederum wolle nun „mit Offenheit und dem unabhängigen Blick von außen“ den Gerlingern erst einmal zuhören.

„Ich habe kein Zehn-Punkte-Programm“, sagt er. Aufgaben wie Impulse für den Wohnungsmarkt, Hochwasserschutz und Mobilität seien offensichtliche, da bekannte Herausforderungen. Lösungen müssten im Austausch mit dem Gemeinderat und den Menschen vor Ort entwickelt werden. „Es ist nicht angebracht, mit einem fertigen Konzept zu kommen.“