Ausstecherle sind kinderleicht zu backen. Foto: dpa

Wer hat Lebkuchen erfunden? Und woher stammen Bethmännchen? Antworten zu diesen und weiteren Fragen gibt unser Gutsle-Abc.

A wie Ausstecherle: Sie bestehen aus Butter (oder auch Margarine), Zucker, Eiern, Mehl sowie etwas Backpulver oder einer Prise Salz – und sind somit kinderleicht zu backen. Denn der Teig ist meist geschmeidig, lässt sich also gut verarbeiten. Kindern macht es auch großen Spaß, das Buttergebäck zu verzieren, etwa mit bunten Streuseln oder Schokotropfen. Zuweilen ist vom Ausstecherle selbst vor lauter Deko gar nichts mehr zu sehen.

B wie Brödla: An alle Reigschmeckte: Nein, das Wort bedeutet nicht Brötchen, die heißen im Schwäbischen Weggla. Es handelt sich stattdessen um Gutsle, sprich Plätzchen. Je nach Region gibt es Abweichungen in der Aussprache: Brötle, Bredla, Bretle . . .

C wie Christstollen: Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Stollen im Jahr 1329 – und zwar in einem Innungsprivileg des Naumburger Bischofs Heinrich I. von Grünberg. Es handelt sich dabei um ein längliches Gebäck aus schwerem Hefeteig. Gefüllt ist er meist mit Trockenfrüchten wie Rosinen, es gibt aber zahlreiche Varianten, etwa mit Marzipan oder Mohn. Das Wort leitet sich vom Althochdeutschen „stollo“ ab, was Pfosten oder Stütze bedeutet. Und tatsächlich: Wenn man in der Adventszeit etwas tiefer ins Glühweinglas schaut, vorher lieber ein großes Stück Stollen als Grundlage essen.

D wie Dose: Gut, in manchen Familien muss man sich um die Aufbewahrung keine großen Gedanken machen. Da sind die Gutsle ratzfatz verputzt. Für eine längere Lagerung empfehlen sich je nach Sorte Blech- oder Plastikdosen.

E wie Elisenlebkuchen: Unter Nürnberger Lebkuchen versteht man typischerweise große, zumeist runde Oblatenlebkuchen. In der höchsten Qualitätsstufe heißen sie Elisenlebkuchen, die ein Fabrikant wohl nach seiner Tochter benannte. Sie müssen unter anderem mindestens 25 Prozent Mandeln, Haselnüsse oder Walnüsse enthalten. Die ersten Lebkuchenbäcker in Deutschland waren im 13. Jahrhundert die Mönche, die das Gewürzgebäck während der Fastenzeit zum starken Bier aßen.

F wie Fett: Ohne Butter oder Margarine ist die Weihnachtsbäckerei undenkbar. Und wer nicht aufpasst, den machen all die schmackhaften, aber kalorienreichen Leckereien auch ganz schön fett. Andererseits: Man muss es ja nicht übertreiben, und im Januar ist die Schlemmerei eh vorbei.

G wie Gutsle: In vielen schwäbischen Gegenden werden Plätzchen als Gutsle oder Gutsla bezeichnet. Das kann allerdings zu Missverständnissen führen: Je nach Region können Gutsle auch Bonbons sein. Beides ist nah am Original. Das französische Bonbon heißt direkt übersetzt „Gut-Gut“, was in den Dialekt übernommen wurde.

H wie Heidesand: Wer schon mal Sandkörner im Mund hatte, weiß: Das ist kein angenehmes Gefühl. Anders verhält es sich mit Heidesand. Das Gebäck aus Niedersachsen schmeckt herrlich nach Butter, ist wunderbar mürbe und zergeht auf der Zunge. I wie Ingwer: Eigentlich kennt man die ursprünglich aus Indien stammende Wurzel aus der asiatischen Küche. Doch auch Weihnachtsgebäck verleiht Ingwer eine spannende, süß-scharfe, würzige Note.

J wie Johannisbeergelee: Manche nennen sie Spitzbuben, andere Terrassenbrödla oder Linzer Augen. Klar ist: Als Fülle kommt klassischerweise nur Johannisbeergelee infrage. Der Grundsatz ist aber längst aufgeweicht.

K wie Kekse: Wer sagt denn so was? Wohl nur ein Nichtschwabe. Hierzulande isst man Kekse zum Kaffee oder Tee, rund ums Jahr – und das Kleingebäck ist industriell gefertigt. Das Wort selbst haben wir vom englischen „cake“, sprich Kuchen übernommen.

L wie Loibla: Noch so ein Wort aus dem Dialekt. Für Nichtschwaben: Loibla oder Loible sind Gutsle oder Brödla.

M wie Mandeln: Sie gehören unbedingt zur Weihnachtszeit – und zum Backen, etwa als Zutat der klassischen Bethmännchen. Diese sollen vor gut 200 Jahren im Hause des Frankfurter Bankiers und Ratsherrn Simon Bethmann erfunden worden sein. Jede Mandel auf dem Gebäck steht demnach für einen seiner Söhne.

N wie Nüsse: Neben Süßigkeiten, Gutsle, Äpfeln und Orangen gehören Nüsse klassischerweise auf jeden Weihnachtsteller. Sie ließen sich bereits früher gut lagern und bis in den Winter aufbewahren. Auch als Backzutat sind sie beliebt, etwa für Haselnussmakronen.

Gutsle-Abc: O bis Z

O wie Ostern: Früher gab es eigentlich nur zur Weihnachtszeit Ausstecherle. Heute gibt es auch für Ostern passende Förmchen: Man backt unter anderem Lämmchen, Osterhasen und Eier aus Mürbteig.

P wie Plätzchen: Im späten Mittelalter bezeichnete man einen flach geformten Kuchen als „Platz“. Ein Plätzchen ist die Verkleinerungsform und bezeichnet heute viele zu den Feinbackwaren gehörende süße Kleingebäcke.

Q wie Quitte: Nach der Ernte im Herbst kann man Quitten bis um Weihnachten aufheben – und unter anderem Quittenbrot daraus machen.

R wie Rum: Schmeckt nicht nur in Gutsle, sondern wärmt auch im Tee sowie im Punsch.

S wie Springerle: Sie zu backen ist eine Kunst. Doch wer lang genug übt, schafft es vielleicht irgendwann zur Meisterschaft bei diesem schwäbischen Klassiker.

T wie Teig: Mal ist er zu weich, mal zu hart, mal zu bröselig, mal zu klebrig: Wegwerfen muss man ihn dennoch nicht. Meist kann man den Teig durch Kühlen oder das Untermengen von Mehl oder Flüssigkeit retten.

U wie Umluft: Meist wird in Rezepten die Temperatur fürs Backen mit Ober- und Unterhitze angegeben. Man kann die Angaben aber leicht umrechnen: immer 20 Grad abziehen.

V wie Vanillezucker: Ob Kipferl oder Vanilleherzen: In der Weihnachtsbäckerei darf er nicht fehlen. Man muss ihn übrigens nicht unbedingt kaufen, sondern kann ihn daheim auch prima selbst herstellen. Einfach Vanilleschoten (sogar ausgekratzte) mit Zucker in ein verschließbares Glas füllen. Fertig!

W wie Wellholz: Heute ist das Well- oder Nudelholz nicht mehr unbedingt aus Holz. Klar ist: Egal, welches Material, man braucht es fürs Ausrollen des Teigs.

X wie X-mas-Cookies: Okay, auch Varianten aus dem angelsächsischen Raum schmecken ziemlich gut. Gutsle bleiben trotzdem Gutlse – und müssen Neudeutsch nicht zu Cookies werden, wie Kekse im Englischen heißen.

Y wie Yoga: Hilft in der stressigen Weihnachtszeit beim Entspannen – vor allem dann, wenn gerade das Blech Kokosmakronen dunkelbraun aus dem Ofen kam.

Z wie Zimtsterne: Sie haben schon so manchen zur Verzweiflung getrieben: Zimtsterne zu backen ist nämlich ein schwieriges Unterfangen. Doch die Mühe lohnt sich: Selbst gebacken schmecken sie einfach himmlisch.