In der Maske des Astronauten hat er sich zum Sieg gesungen: Max Mutzke Foto: dpa

Wochenlang haben uns die Fabelwesen aus „The Masked Singer“ fasziniert und gerührt. Das Abnehmen der Masken war nie der stärkste Teil der Pro-7-Show – am Ende sogar klar der schwächste.

Stuttgart - Nach knapp vier Stunden ist aus einer leisen Ahnung traurige Gewissheit geworden: Unter der Maske des zurückhaltenden Astronauten steckte Max Mutzke. Dem man so viel mehr zutrauen würde als in einer Pro-7-Show den Siegerpokal entgegenzunehmen, zwar als bester Sänger – aber im Vergleich mit Comedians, Sportlern, Ex-Models, Schauspielern und Ex-Schauspielern.

Natürlich hat er bei „The Masked Singer“ gewonnen. Musste er gewinnen. Auch im Finale gegen den als Grashüpfer verkleideten Gil Ofarim. Weil Max Mutzke das Zeug zu mehr hat.

Ins Herz geschlossen

Als die Masken fielen, ist manchmal mehr zu sehen gewesen als Pro 7 wollte. So viel Realität auf einmal. Zuvor hatte sich die Show „The Masked Singer“ wochenlang kuschelig ins Wohnzimmer geschmiegt wie das knautschigste Sofakissen. Da kamen Menschen in gigantisch tollen Kostümen auf die Bühne und sangen. Und weil sie dabei nicht unsympathisch wie eine Horde betrunkener Orks auftraten, schloss der Zuschauer einen um den anderen ins Herz: Panther, Monster, Grashüpfer, Eichhörnchen, Kakadu.

Zugeben wollte das aber keiner. Und wer sich doch zu „Masked Singer“ bekannte, erntete Blicke, als habe er/sie eben lauthals vertreten, dass Tierversuche eben sein müssten.

Aus dem Rätselspaß, welcher Prominente wohl in welchem Kostüm steckt, wurde bald das, was am Maskenspiel fasziniert: Will man es überhaupt wissen? Collien Ulmen-Fernandes aus der Jury hat es auf den Punkt gebracht: „Man möchte wissen, wer unter den Kostümen steckt, aber andererseits keine der sonderbaren Figuren verlieren.“ Das pinke Monsterchen jedenfalls wollte sie unbedingt für ihren nächsten Kindergeburtstag buchen.

Masken mit Eigenleben

Von Folge zu Folge entwickelten die Figuren ihr Eigenleben. Da war es fast schon egal, dass sich mancher als No-Name entpuppte wie Ex-No-Angels-Sängerin Lucy Diakovska alias Oktopus oder Ex-„Gute-Zeiten-schlechte-Zeiten“-Schauspielerin“ Susan Sideropoulos alias Schmetterling. Wie anders konnte sich Schlagersängerin Stefanie Hertel als Panther plötzlich kätzisch animalisch durchs Showbiz schlängeln! Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass man die Namen der Teilnehmer, Daniel Aminati alias Kudu etwa, das letzte Mal beim Frisörbesuch gelesen hat.

Und weil es einem ja nicht völlig egal ist, wie demjenigen geschieht, den man ins Herz geschlossen hat, musste man als Zuschauer mitleiden. Nicht weil die Kostüme zig Kilo wogen. Sondern weil da spitze Pfeile flogen. Wie muss es sich anfühlen, wenn man als Max Mutzke unter dem Kostüm schwitzt und dann zum Beispiel noch von einem der weniger tauglichen Jurymitglieder, Max Giesinger, zu hören bekommt, man könnte schwitzend und staunend David Hasselhoff sein? Der für nichts Gutes bekannt ist? Oder wie muss es dem Eichhörnchen gegangen sein, das die Maske abnimmt und als Marcus Schenkenberg in ein völlig ratloses Publikum starrt, das diesen Menschen überhaupt nicht kennt? Und was gar, wenn aus einem der Fabelwesen jemand wird, den man so gar nicht mag?

Unwürdiges Finale

Bei den Finalisten, Comedian Bülent Ceylan alias Engel, Sänger Gil Ofarim alias Grashüpfer, und eben Max Mutzke alias Astronaut hatten sich die Hinweise schon so verdichtet, dass die große Überraschung am Ende ausblieb. Und kaugummizähe Sendeminuten verstrichen bis... ja bis keiner mehr wissen wollte, wer unter der Maske steckt, sondern, wie es bei Ratespielen am Ende ja immer ist: erleben, dass man Recht hat.

Pro 7 hat für 2020 die nächste Staffel seiner supererfolgreichen Show angekündigt. Vielleicht geht es das nächste Mal ohne die nervtötende Jury und mit einem Happy-End?