Bei den Dragon Days spielt dieses Jahr „Game of Thrones“ eine große Rolle: Und Fans der Extraklasse laufen in großartigen Gewandungen auf. Foto: Ronny Schönebaum

Die TV-Serie „Game of Thrones“ hat der Fantasy viele neue Fans gewonnen. Das Stuttgarter Fantastikfestival Dragon Days zeigt, was Stuttgarter Trickkünstler zur Welt von Westeros beitragen.

Stuttgart - Tobi Wengert hat ein Problem. Der Gründer und Programmgestalter des Stuttgarter Fantastikfestivals Dragon Days setzt auf Vielfalt, Querverbindungen, Zukunftsvisionen und das, was man crossmediale Themengestaltung nennt. Sprich: Im großen Aufmerksamkeitskampf der knackigen Schlagworte kann er sein Festival unmöglich mit ein zwei Killerbegriffen, mit den überlebensnotwendigen buzz words, wie sie neudeutsch heißen, ins Rampenlicht rammen.

Aber passend zum Wunderbaren, das in der Fantastik immer eine Rolle spielt, gibt es auch 2018 wieder Dragon Days. Seit Dienstag bieten sie Programm und liefern noch bis Sonntag, 21. Oktober 2018, spannende Einblicke in alle möglichen Bereiche von Science Fiction, Horror und Fantasy. Dabei wird wieder mal klar, dass die Dragon Days nicht zufällig in Stuttgart stattfinden. Der Südwesten ist ein wichtiges Talentzentrum jener Medienindustrie, die sich mit Welten außerhalb des Schulatlas beschäftigt.

In Stuttgart wird an „Game of Thrones“ gebaut

Kein anderes Fantasyreich ist derzeit so beliebt wie Westeros, der Schauplatz der TV-Serie „Game of Thrones“. Dass in der die Vorstellungswelt des Romanautors George R. R. Martin bei der Verfilmung nicht zu einer lumpigen Karikatur ihrer selbst wurde, daran haben auch Firmen und Könner aus Stuttgart entscheidenden Anteil. Am Samstag, den 20. Oktober, um 12 Uhr wird Christian Ziliken von der Firma Mackevision im Kino Metropol erklären, wie Landschaften, Schiffsflotten, Armeen und markante Gebäude entstehen. „Creating the World of Westeros“ heißt die Veranstaltung, bei der auch Claudio Pilia von seiner Arbeit erzählen wird – die tief in die Kinogeschichte zurückreicht.

Pilia arbeitet nämlich nicht nur mit modernsten 3-D-Modellen, von denen auch die Trickmeister Hollywoods nicht einmal zu träumen wagten. Er bleibt manchmal am Computer ganz nah an der Arbeit der Filmpioniere. Er erstellt – wenn auch digital und nicht mehr mit Pinsel und Farbtöpfchen – sogenannte Matte Paintings.

Der blinde Fleck als Wundermittel

Ganz früh hatten Filmemacher die Täuschbarkeit des Auges als Schlüssel zu Wunderreichen begriffen. Wenn das, was sie brauchten, in der Wirklichkeit nicht da stand, wo sie es gern gehabt hätten, dann filmten sie nur den Teil der Wirklichkeit, den sie brauchten: einen Klippe über dem Meer etwa. Ein Teil des Kameraauges, der Himmel über der Klippe etwa, wurde abgedeckt. Für diesen blinden Fleck wurde dann ein Gemälde mit dem gewünschten Teil, hier einer Burg angefertigt. Und in einem zweiten Durchlauf wurde der Film noch einmal belichtet: Diesmal blieb der schon gefilmte Teil dunkel, und das Gemälde wurde aufgenommen.

Das beschreibt nur grob, wie raffiniert man im Lauf der Jahrzehnte immer wieder Realfotografie und Gemaltes ineinander geflochten hat. Heute kann man am Computer kleinste Feinheiten zurechtzupfen, aber die Herausforderungen sind dieselben geblieben wie für die Künstler der goldenen Zeiten Hollywoods. Die größte Herausforderung beim Entwurf der Stadt Tyrosh, sagt Pilia denn auch, sei es gewesen, „die Flächen, Bauelemente und die vielen Details so zusammenspielen zu lassen, dass alles harmoniert und dabei natürlich wirkt. Dafür habe ich viel Zeit in die Recherche und in die sorgfältige Planung des Stadtbildes investiert.“ Wie und wo Malerei in „Game of Thrones“ zum Einsatz kommt, kann man als Vorgeschmack auch in unserer kleinen Bildergalerie von den Dragon Days sehen.

Veranstaltung „Creating the World of Westeros“: Samstag, 20.10. 2018, Kino Metropol. Das gesamte Programm der Dragon Days gibt es hier.