Hilft von der Leyens Rücktritt als Verteidigungsministerin bei der Wahl zur EU-Kommissionspräsidentin? Foto: dpa

Das Brüsseler Parlament nimmt sich vor der Wahl einer EU-Kommissionspräsidentin wichtiger, als es ihm im europäischen Machtgefüge zukommt, kommentiert unser stellvertretender Chefredakteur Wolfgang Molitor.

Stuttgart - Wenige Stunden vor der für diesen Dienstag auf die Tagesordnung des Europäischen Parlaments gesetzten Abstimmung über den Vorsitz der EU-Kommission ist es noch immer höchst ungewiss, ob Ursula von der Leyen die nötige Mehrheit der Abgeordneten hinter sich versammeln kann. Manche Entscheidung Für oder Wider die deutsche Kandidatin soll erst in letzter Minute fallen – und allein das zeigt, wie geschwächt von der Leyen starten wird. Wenn man sie dann zähneknirschend starten lassen will. Und als steckte der Karren damit nicht schon tief genug im Parteien-Dreck, sickern die Brüsseler Eitelkeiten und Torheiten immer tiefer in den schwarz-roten Berliner Sumpf gegenseitigen Missmuts und Misstrauens ein. Selbst in der SPD versteht immer weniger, welcher Teufel die 16 sozialdemokratischen Europa-Abgeordneten reitet, nicht nur geschlossen ihr Nein zur deutschen Kandidatin wie eine Monstranz einzigartig demokratischer Reinheit und Reife vor sich her zu tragen, sondern obendrein kübelweise Abfällig- und Abwegigkeiten zur Person von der Leyens und ihrem politischem Werdegang zu streuen.