Verlässt den Daimler-Konzern mit sofortiger Wirkung: Wolfgang Bernhard Foto: dpa

Die Lkw-Sparte von Daimler befindet sich im Umbruch. Aus Sicht vieler Mitarbeiter kommt die Nachricht, dass der bisherige Sparten-Chef Wolfgang Bernhard das Unternehmen verlassen will, daher zur Unzeit: Es gilt nun das neue Sparprogramm umsetzen und gleichzeitig die Zukunftsthemen voran zu treiben.

Stuttgart - Die Lkw-Sparte von Daimler befindet sich mitten im Umbruch. Darum verlässt der bisherige Sparten-Chef Wolfgang Bernhard das Unternehmen aus der Perspektive vieler Mitarbeiter zur Unzeit: Es gilt nun das neue Sparprogramm umsetzen und gleichzeitig die Zukunftsthemen voran zu treiben.

Die Sparprogramme

Bei der Lkw-Sparte des Daimler-Konzerns regiert seit Jahren der Rotstift. Das neue Sparprogramm heißt „Stream“ – eine Abkürzung für „Structural Excellence at MB Trucks“. Einsparungen bei den Fixkosten für die Produktion von Mercedes-Benz-Lastwagen sollen demnach 400 Millionen Euro zusätzlich zu der bereits geplanten Ergebnisverbesserung von brutto einer Milliarde Euro für die beiden kommenden Jahre beitragen.

Der Betriebsrat

Die Arbeitnehmervertreter der Standorte Gaggenau, Kassel, Mannheim, Wörth und der Stuttgarter Zentrale begleiten die Sparbemühungen kritisch. „Damit wird enormer Druck auf die Lkw-Sparte und ihre Beschäftigten erzeugt“, teilen sie in einem gemeinsamen Flugblatt mit. Insgesamt sind in der Sparte etwa 86 000 Menschen beschäftigt. Die Betriebsräte warnen davor, weitere Geschäftsbereiche der Sparte nach außen zu vergeben. Es seien bereits erhebliche Anstrengungen unternommen worden, um Fixkosten zu reduzieren. Auch seien bereits Hunderte von Stellen abgebaut worden. In den Zielbildern der Standorte wurden eine Reihe von Effizienzmaßnahmen - wie etwa Entscheidungen über Outsourcing – verankert worden. „Es besteht seitens der Betriebsräte wenig Bereitschaft, jetzt wieder über neue Fremdvergaben zu diskutieren, zumal wir solche Maßnahmen teilweise für fragwürdig hinsichtlich ihrer Effekte halten.“

Die Zahlen

Die Lkw-Sparte kämpft mit sinkengen Absätzen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ging der Absatz in der Lkw-Sparte um 17 Prozent zurück. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank auf 1,9 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite lag bei 5,9 Prozent 6,9 Prozent im Vorjahr. Das Ziel liegt bei einer Umsatzrendite von acht Prozent.

Die Absatzmärkte

Der Lkw-Sparte von Daimler machen schwierige Absatzmärkte zu schaffen. Sowohl das Geschäft in Nordamerika als auch in der Türkei schwächelt. Vor allem aber treibt die Sparte die Krise in Brasilien um. Allein zwischen Januar und August 2016 sind die Verkäufe von Lkw um 23,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Im letzten Boomjahr 2011 hatte das brasilianische Werk São Bernardo do Campo noch 13 000 Mitarbeiter – und ist seither Schritt für Schritt auf 9000 verringert wurde. Mitte des Jahres teilte Daimler mit, das sei immer noch zu viel – weitere 2500 Mitarbeiter seien überflüssig.

Die Zukunftstechnologien

Die Nutzfahrzeugbranche steht vor einem extremen Wandel: Die Elektrifizierung, die Vernetzung und das autonomen werden die Branche im kommenden Jahrzehnt stärker verändern als die fünf Jahrzehnte davor, heißt es in der Branche. Daimler will Anfang des kommenden Jahrzehnts auch bei schweren Lastwagen mit Elektroantrieb in Serie gehen. Die bis zu 26 Tonnen schweren Lastwagen mit 200 Kilometern Reichweite sollen zunächst testweise im Stadtverkehr eingesetzt werden.