Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche. Foto: dpa

Daimlers zahlreiche Probleme schlagen sich auf die Managergehälter nieder. Die Betriebsräte beklagen zudem einen unkooperativen Führungsstil.

Stuttgart - Der Premiumautobauer Daimler zahlt Topmanagern Topgehälter. Das lässt sich nicht nur an den rund 8,3 Millionen Euro ablesen, auf die Konzernchef Dieter Zetsche Anspruch hat – auch der neue China-Vorstand Hubertus Troska kommt auf ein beachtliches Salär. Er hat laut dem nun veröffentlichten Geschäftsbericht 89.000 Euro verdient. Zum Vorstandsmitglied ernannt wurde Troska am 12. Dezember, diesen Tag mitgezählt blieben ihm bis Jahresende zehn Arbeitstage.

Die übrigen Vorstände kommen auf 3,1 bis 3,7 Millionen Euro. Wie auch Zetsche bekommen sie nur einen Teil davon sofort, nämlich das Grundgehalt plus den halben Jahresbonus. Beide Komponenten machen jeweils 29 Prozent der Gesamtvergütung aus, der Bonus bemisst sich als eine Art Erfolgsbeteiligung am operativen Gewinn sowie an der Erreichung persönlicher Ziele. Nach oben hin ist der Bonus beim Doppelten des Grundgehalts gedeckelt und wird in zwei Teilen ausgeschüttet. Dabei kann die zweite Hälfte binnen eines Jahres noch steigen oder sinken – je nachdem, wie sich die Daimler-Aktie entwickelt.

Zum Vergleich: 2011 hatte sich Zetsche angesichts des damaligen Rekordgewinns einen Bonus von gut 200 Prozent seines Grundgehalts gesichert, für 2012 bekommt er im Zuge des gesunkenen Konzerngewinns 142 Prozent seines Grundgehalts als Bonus aufgeschlagen. Forschungschef Thomas Weber kommt auf 137 Prozent Bonus, Finanzchef Bodo Uebber auf 146 Prozent. China-Vorstand Hubertus Troska erwirtschaftete binnen zehn Tagen einen zusätzlichen Bonus von 130 Prozent seines Grundgehalts.

Langfristige Vergütungskomponente hat an Wert verloren

Mit Ausnahme von Troska haben die Vorstände zudem Anspruch auf Aktienoptionen – die dritte, langfristige Vergütungskomponente bei Daimler. Basis dafür sind eine Zahl virtueller Aktien und Ziele für die nächsten drei Jahre. Danach wird bilanziert, wie sich Daimler im Vergleich mit ausgewählten Wettbewerbern in puncto Profitabilität geschlagen hat.Im besten Fall sind bis zu 200 Prozent des Werts der in Aussicht gestellten Aktien drin, schlimmstenfalls nichts. In den vergangenen Jahren hat die langfristige Vergütungskomponente an Wert verloren.

Gleiches gilt für das Ansehen, das das Management beim Betriebsrat genießt: Wurde der Vertrag von Zetsche Anfang 2010 fast geräuschlos verlängert, sorgte die jüngst beschlossene Fortschreibung hinter den Kulissen mächtig für Zoff mit den Betriebsräten. Letztere werfen Zetsche vor, immer öfter Neuerungen gegen den Willen des Betriebsrats durchdrücken zu wollen. Dagegen bewege sich bei Themen, die der Betriebsrat vorantreiben will, jahrelang nichts. Erzürnt hat die Arbeitnehmerseite 2012 insbesondere, dass Zetsche sein Sparprogramm „Fit for Leadership“ erstmals bei einem Werkbesuch von Ministerpräsident Winfried Kretschmann angekündigt hat – neben dem Betriebsrat wurden davon auch die Börsen kalt erwischt. Kurz darauf beklagte der Daimler-Betriebsrat eine „neue Qualität“ der Konfliktlösung, als ein Streit um neue Schichtpläne in der S-Klasse-Montage eskalierte.

Aufgrund solcher Vorkommnisse wollten die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Zetsches Vertrag gar nicht verlängern – haben dann aber eine Rochade im Vorstand zur Bedingung einer Verlängerung um drei Jahre gemacht. In der Folge tauschen Lkw-Chef Andreas Renschler und Produktionschef Wolfgang Bernhard ab April die Plätze. Um erfolgreich zu sein, müsse Daimler seine Strategie gemeinsam mit dem Betriebsrat entwickeln, meint Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm. „Die jetzt beschlossenen Änderungen im Vorstand erleichtern diesen Dialog.“