Zetsche geht, Källenius kommt. Aktionärsvertreter haben Zweifel, ob es gut ist, wenn Zetsche ab 2021 darüber wachen kann, was Källenius aus seiner Strategie macht. Foto: AP/Michael Sohn

Daimler muss den CO2-Ausstoß seiner Autos sehr schnell drastisch senken. Das wirft kein gutes Licht auf den langjährigen Konzernchef Dieter Zetsche, der 2021 Aufsichtsratschef werden soll. Bei Aktionärsvertretern gibt es Unruhe.

Stuttgart - Die schlechte Verfassung des Stuttgarter Daimler-Konzerns lässt bei Aktionärsvertretern Zweifel an der geplanten Berufung des bisherigen Konzernchefs Dieter Zetsche zum Aufsichtsratschef wachsen. „Es wäre die Aufgabe des Vorstandsvorsitzenden gewesen, rechtzeitig umzusteuern“, sagte Ricardo Wintzer, bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) verantwortlich für Daimler, unserer Zeitung.

Das Problem mit den E-Autos

Daimler habe viel Geld für den Dieselskandal ausgeben müssen, das bei der Entwicklung des E-Autos gefehlt habe. Es müsse daher vor einer Berufung Zetsches klar sein, dass Daimler die Probleme mit den CO2-Grenzwerten rechtzeitig in den Griff bekommt. Zetsches Nachfolger Ola Källenius hatte kürzlich vor Analysten in London dargelegt, dass beim E-Auto ein gravierender, dringlicher Nachholbedarf bestehe.

Ebenso müsse klar sein, wie die juristischen Verfahren aus Zetsches Amtszeit ausgehen, zu denen eine Vielzahl von Streitigkeiten um den Diesel ebenso gehört wie große Kartellverfahren, sagte Wintzer. Solche Verfahren laufen wegen möglicher illegaler Absprachen zur Abgasreinigung, zum Einkauf von Stahl und zum Verkauf von Lkw.

„Erbe ist wie ein Betonklotz“

Auch die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) hält eine Berufung für problematisch. Zetsches Erbe hänge Daimler „wie ein Betonklotz am Bein“, erklärte DSW-Chef Marc Tüngler unserer Zeitung. „Selbstverständlich strahlt all das auf eine mögliche Rückkehr Zetsche in den Aufsichtsrat aus und erst recht, wenn er den Vorsitz übernehmen sollte.“

Die zu den Genossenschaftsbanken zählende Fondsgesellschaft Union Investment hatte sich bereits zuvor gegen einen Wechsel Zetsches in den Aufsichtsrat ausgesprochen. Nach bisherigen Plänen soll Zetsche 2021 Daimler-Chefaufseher werden.