Im Daimler-Gymnasium ruht der Ball meistens – mangels Platz. Foto: Achim Zweygarth

Die Stadt will am Gottlieb-Daimler-Gymnasium nur die zu kleine Turnhalle sanieren. Das stößt auf Protest. Der Bezirksbeirat lehnt die vorgeschlagene Lösung ab und fordert den Neubau einer normgerechten Halle plus der Sanierung der alten Halle

Bad Cannstatt - Das Ergebnis der Diskussion im Bezirksbeirat Bad Cannstatt hat Roland Steiner, der stellvertretende Leiter des Schulverwaltungsamtes, wohl vorhergesehen. Denn bevor Stephan Herrmann vom Hochbauamt in der aktuellen Sitzung des Gremiums die Machbarkeitsstudie und die Vorlage der Stadtverwaltung vorstellte, meinte Steiner einleitend: „Es geht heute Abend um die kernige Frage, wie Sie mit dieser Machbarkeitsstudie umgehen werden.“ Um es vorweg zu nehmen: Am Vorschlag der Verwaltung, ausschließlich die bestehende Halle zu sanieren und auf jegliche Erweiterung zu verzichten, wurde kein gutes Haar gelassen.

In der Darlegung der sechs Varianten zur Lösung der kritischen Situation für den Sportunterricht beschrieb Stephan Herrmann die „Hauptaufgabe der Machbarkeitsstudie“ so: „Wie können wir zwei Sporteinheiten gleichzeitig ermöglichen?“ Die Kernfrage sei also der Bedarf, wobei er dessen Deckung in Zusammenhang mit den Plänen zur Hallenentwicklung am Schulcampus Elly Heuss-Knapp-Gymnasium und Eichendorffschule stellte. So kam er nun nicht mehr auf ein Defizit an Hallenraum, sondern „auf ein Plus von 0.2 bis 0.5 Übungseinheiten“. Der entscheidende Punkt in der statistischen Rechnung: Die Stadt stellt dabei den Gymnastikraum in der alten Halle mit einer halben Unterrichtseinheit in Anschlag.

Bau einer zweiten Halle gefordert

Dies nannte die Schulleiterin Verena König eine Frechheit: „In den Raum passen maximal 15 bis 17 Schüler rein, der Klassenteiler ist aber 30. Wenn Sie den Raum rausrechnen, besteht sehr wohl ein Bedarf.“ Zudem sei auf dem Areal „die einzige Fläche in Cannstatt, wo man eine Halle bauen kann“. König: „Warum wird dieser eine Standort immer neuen Berechnungen zum Opfer gebracht?“

Auf dieser Linie war auch Roland Schmid (CDU), dessen umfangreichen Ausführungen sich alle Fraktionen anschlossen. Schmid meinte: „Sie wollen etwas sanieren, was nicht geeignet ist, und sagen selbst, das darf man nicht! Und dann rechnen Sie noch diesen Gymnastikraum rein. Und auch nach einer bloßen Sanierung der alten Halle bliebe die Versorgung unzureichend. Der Bau einer zweiten Halle ist die einzige Möglichkeit, um am Daimler-Gymnasium zu einer vernünftigen Lösung zu kommen.“

Bezirksbeirat war selten so einer Meinung

Ergänzend sagte Kathrin Grix (Bündnis 90/Die Grünen): „Wir schließen uns dem Appell der Schule an.“ An die Planer gewandt, stellte Grix fest: „Sie wollen eine Halle sanieren, die Sie in der Unterlage selbst für nicht sanierungsfähig halten, weil sie nicht normgerecht ist. Und das wird dann auf 30 Jahre zementiert.“ Zudem sei das Vorhaben, in der Sanierungszeit die Schüler im Bus „hin- und herzufahren, in Zeiten von Feinstaubalarm unsinnig. Und von eineinhalb Stunden bleiben dann netto noch 30 Minuten Sport“. Zudem habe sie den „Eindruck, dass in Stuttgart derzeit Schulen bei Baumaßnahmen gegeneinander ausgespielt werden“.

Ergänzend meinte Gerhard Veyhl (Freie Wähler): „Der Gymnastikraum war für mich als Schüler schon vor 40 Jahren ein Witz. Es ist klar: Das Ding muss gebaut werden.“ So stellte Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler zusammenfassend fest: „Wir waren selten so einer Meinung.“ Entsprechend einstimmig wurde dann diesem Antrag zugestimmt: „Wir lehnen die vorgeschlagene Lösung ab und fordern die Realisierung der Variante 2 mit dem Neubau einer normgerechten Halle plus der Sanierung der alten Halle.“