Die Daimler-Aktie leidet unter den wiederholten Gewinnwarnungen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Daimler-Aktionären droht nach dem Kursverfall auch eine empfindliche Kürzung der Ausschüttungen. Die LBBW rechnet mit einem Rückgang um zwei Drittel.

Frankfurt - Für die leidgeprüften Daimler-Aktionäre sind es bittere Neuigkeiten: Nach den vorläufigen Geschäftszahlen des Autobauers könnte die Dividende um zwei Drittel sinken, sagte LBBW-Analyst Frank Biller unserer Zeitung. „Die Dividende für das Geschäftsjahr 2019 dürfte von 3,25 Euro im vergangenen Jahr auf etwa ein Drittel fallen.“ Der Autobauer hat seinen operativen Gewinn 2019 gegenüber dem Vorjahr halbiert, hinzu kommen die neuen Milliardenbelastungen durch die Dieselaffäre.

Um fast 40 Prozent ist der Kurs der Daimler-Aktie in den vergangenen fünf Jahren gesunken. Biller nannte es „unschön, dass scheibchenweise immer wieder Belastungen hinzukommen. Schließlich waren für das zweite Quartal 2019 bereits Sonderaufwendungen von insgesamt 4,2 Milliarden Euro verbucht worden – ein Großteil davon ebenfalls im Zusammenhang mit Dieselabgasemissionen und für die Umstellung des Produktportfolios in der Van-Sparte“.

Dieses Jahr wird zur Bewährungsprobe

Enttäuscht zeigte sich auch Jürgen Pieper, Autoanalyst beim Bankhaus Metzler. „Man kennt die Probleme der Autoindustrie, trotzdem schneidet die Mehrzahl der Hersteller besser ab als Daimler“, sagte er. „Volkswagen zum Beispiel kriegt es besser hin, obwohl der Dieselskandal dort härter zugeschlagen hat.“

Die Verantwortung für die wiederholten Gewinnwarnungen sei aber nicht dem amtierenden Daimler-Chef Ola Källenius anzulasten, „sondern seinen Vorgängern, die vieles nicht rechtzeitig angegangen sind“, meint Pieper. Das laufende Jahr werde für Källenius zur Bewährungsprobe: „Ein Jahr Geduld muss man noch haben – 2021 sollten aber Verbesserungen sichtbar werden.“ Andernfalls werde „der neue Daimler-Vorstand unter Druck geraten“.

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Auch Biller sieht noch viele Schwierigkeiten. „Beim Diesel sollte nun das Schlimmste hinter uns liegen. Operativ bleibt das Jahr 2020 aber herausfordernd: Wegen der verschärften CO2-Grenzwerte muss Daimler mehr E-Autos verkaufen, die aber geringere Margen abwerfen.“ Der geplante Abbau von weltweit über 10 000 Stellen bedeute noch einmal Sonderaufwendungen in Form von Abfindungen.

Überdies leide die gesamte Branche unter dem sinkenden Absatz von Nutzfahrzeugen und der Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums. Es werde noch lange dauern, bis Daimler an alte Erfolge anknüpfen könne: „Umsatzrenditen zwischen acht und zehn Prozent in der Pkw-Sparte sind auch in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht zu erwarten.“