Daniel Kraus (links) und Lukas Harbig in Peru. Foto: Cumpa GmbH

Kaffee ist ein komplexes Gut – und diejenigen, die ihn anbauen, leben oft in Armut. Das wollen die beiden Freunde Daniel Kraus und Lukas Harbig mit ihrer Cumpa GmbH ändern. In der Region Stuttgart beziehen bereits mehrere Röstereien ihren Kaffee aus Peru.

Waiblingen - Kaffee haben Daniel Kraus und Lukas Harbig schon getrunken, bevor es Cumpa gab – damals aber „ahnungslos“, wie sie sagen. Tatsächlich sei Kaffee ein kompliziertes Gut. „Und nachhaltiger Kaffee ist noch viel komplizierter“, sagt Lukas Harbig. Harbig und Kraus, seit einigen Jahren befreundet, haben deshalb 2018 die Cumpa GmbH gegründet. Sie verkaufen Rohkaffee aus dem Bergregenwald um Moyobamba in Peru an Röster aus der Region, darunter etwa das Mókuska Caffè in Stuttgart und die Röstkammer in Altdorf im Landkreis Böblingen. Auch mit dem Caffè Pilu in Waiblingen soll eine Zusammenarbeit entstehen, eine erste Lieferung hat Inhaber Sebastiano Pilu bereits in Empfang genommen.

Kaffeeverkostungen stärken die Bauern

Die Bohnen stammen aus Agrargenossenschaften und kleinen Kooperativen. Die peruanischen Bauern erhalten den beiden Gründern zufolge einen fairen Preis, der deutlich höher liege als der Weltmarktpreis an der Börse. „Kaffee kann eine sehr gute Möglichkeit sein, etwas Gutes für Menschen und für die Natur zu tun“, ist Lukas Harbig überzeugt. Rund fünf Jahre ist es her, dass der heute 27-Jährige ein Gap Year in Peru verbrachte – in einer Region, in der die Menschen vom Kaffeeanbau leben. Dabei hat er beobachtet, dass die Kaffeebauern selbst ihren Kaffee gar nicht trinken. „Sie produzieren eine super Qualität, wissen aber oft nichts davon“, berichtet Harbig. Das führe wiederum dazu, dass die Menschen viel weniger Geld für ihre Bohnen erhalten, als sie verlangen könnten.

Nach weiteren Aufenthalten in Peru entstand schließlich die Idee, die dortigen Kaffeebauern zu unterstützen – und Lukas Harbig gründete mit Daniel Kraus und weiteren Mitstreitern Qoffee Qulture. Der gemeinnützige Verein sorgt unter anderem dafür, dass die Bauern in Kaffeeverkostungen geschult werden. „Wenn sie die Qualität ihrer Bohnen einschätzen können, können sie sie auch beeinflussen. Das stärkt letztlich ihre Verhandlungsposition. So können sie bessere Verkaufspreise erzielen“, erklärt Daniel Kraus. Der 29-Jährige arbeitet derzeit noch hauptberuflich als Ingenieur an der DHBW Stuttgart.

Finanziell ein großer Schritt

Ihm und Harbig ist es wichtig, den peruanischen Kaffeebauern auf Augenhöhe und in freundschaftlicher Verbundenheit zu begegnen – und nicht von oben herab. Es gehe um Hilfe zur Selbsthilfe. „Dafür muss man zuhören und Zeit investieren. Ich bin fast jeden Tag mit Peru in Kontakt“, erzählt Lukas Harbig. Kurz nach der Vereinsgründung exportierten die Freunde zum ersten Mal einige Säcke Kaffee nach Deutschland. „Das war der nächste logische Schritt“, sagt Daniel Kraus. Zu den ersten Abnehmern zählte Good Karma Coffee in Karlsruhe, eine kleine Rösterei, in der Lukas Harbig während seines Studiums in International Management jobbte. Die Kunden waren zufrieden – und Harbig und Kraus liehen sich privat Startkapital, um die Cumpa GmbH zu gründen.

„Wir haben das Potenzial gesehen“, sagt Kraus. Finanziell sei das ein großer Schritt und „definitiv ein Risiko“ gewesen, meint der 29-Jährige. „Man weiß ja nicht, auf was man sich da einlässt.“ Auch wenn der Markt hart umkämpft sei, sind die Gründer zuversichtlich. „Wir bekommen gutes Feedback“, sagt Harbig, der kürzlich sein Studium an der Hochschule Karlsruhe abgeschlossen hat. Nun wollen er und Kraus noch mehr Zeit und Energie in Cumpa investieren und weitere Röstereien als Kunden gewinnen, sodass sie in Zukunft vom fairen Kaffeegeschäft leben und dabei die Welt ein bisschen besser machen können – zumindest für die rund 300 peruanischen Farmer und deren Familien, mit denen sie zusammenarbeiten.

Fairtrade kommt nicht immer an

Doch auch in Deutschland wollen die jungen Männer etwas bewirken: „Es geht darum, bei den Konsumenten ein größeres Bewusstsein zu schaffen“, sagt Daniel Kraus. Gemessen am Arbeitsaufwand sei der Weltmarktpreis für Kaffee viel zu niedrig. Hier setzen Fairtrade-Organisationen an, die Kaffeebauern einen Mindestpreis und eine Prämie zahlen. Aber: „Das klassische Fairtrade-Geschäft funktioniert oft nicht so, wie es sein sollte“, hat Lukas Harbig in Peru beobachtet. Die Gelder flössen hauptsächlich in Institutionen, nur ein sehr kleiner Teil lande am Ende bei den Bauern, sagt er.

Tatsächlich kamen in den vergangenen Jahren mehrere Studien zu dem Ergebnis, dass etwa die Zertifizierungskosten für das Fairtrade-Siegel die wirtschaftlichen Vorteile fast vollständig zunichte machen. Dieses System sei kein effektiver Mechanismus, um die Lebensbedingungen der Produzenten zu verbessern, erklärten etwa Forscher der University of London.

Lukas Harbig und Daniel Kraus setzen mit ihrem Startup daher auf Direkthandel – und auf Freundschaft: „Cumpa“ kommt vom spanischen Wort für Freund.

Info: Kaffee – bedeutendes Welthandelsgut

Laut dem Deutschen Kaffeeverband sind 25 Millionen Menschen weltweit im Kaffeeanbau, in der Verarbeitung und im Kaffeehandel tätig. 167 Millionen Säcke Rohkaffee werden weltweit pro Jahr im Durchschnitt geerntet. 70 Prozent des weltweit angebauten Rohkaffees werden exportiert. Kaffee ist damit eines der bedeutendsten Welthandelsgüter, so der Deutsche Kaffeeverband auf seiner Internetseite.

Wirtschaftlich bedeutend sind zwei Arten der Kaffeepflanze: Coffea arabica (Arabica-Kaffee) und Coffea canephora (Robusta-Kaffee). Arabica macht etwa 61 Prozent der Weltproduktion aus, Robusta 39 Prozent. Die Kaffeepflanzen sind sehr sensibel und wachsen nur unter bestimmten klimatischen Bedingungen ohne extreme Temperaturen und bei ausreichendem Niederschlag.

Deshalb wird Kaffee dem Deutschen Kaffeeverband zufolge lediglich in Ländern rund um den Äquator, im sogenannten „Kaffeegürtel“, angebaut. Das weltweit größte Kaffeeanbauland ist Brasilien.

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