Das CSD-Sommerfest konnte trotz Bauarbeiten stattfinden. Foto: LICHTGUT-STUTTGAT.DE

Am Pfingstwochenende feiern die Organisatoren des Christopher Street Days ein Sommerfest auf dem Berger Festplatz in Stuttgart. Wegen Bauarbeiten an und um die Seen im Unteren Schlossgarten wäre das Fest jedoch beinahe abgesagt worden.

Stuttgart - Beinahe wäre das zweitägige Sommerfest auf dem Berger Festplatz ausgefallen. Die Bauarbeiten an und rund um die Seen im Unteren Schlossgarten hatten den Mitgliedern der Bewegung lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller, transgender, intersexueller und queerer Menschen (LSBTTIQ) im Vorhinein Sorgen bereitet.

„Es gab Momente, in denen wir dachten, dass wir es bleiben lassen“, gibt Christoph Michl, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Christopher Street Day Stuttgart (IG CSD), zu. Schließlich sei auch das Lab-Festival auf dem Berger Festplatz aufgrund der Bauarbeiten abgesagt worden. „Im Herbst 2018 haben wir uns dann geeinigt, dass wir das Sommerfest machen wollen – ohne dass wir wussten, worauf wir uns einlassen.“ Besonders bedauerlich für die Organisatoren ist, dass die Liegewiese, auf der sich die Gäste üblicherweise gerne niederlassen, dieses Jahr weggefallen ist.

Der große Umzug ist am 28. Juli

Nichtsdestotrotz nutzen die Organisatoren und Besucher das Sommerfest als eine Art Generalprobe für das große CSD-Kulturfestival vom 12. bis 28. Juli. „Wir schauen, ob wir genügend Materialen beisammen haben, ob mit den Getränken alles klappt und ob wir noch irgendwo nachjustieren müssen“, sagt Michl. Außerdem sei es die Möglichkeit, in Ruhe mit Leuten ins Gespräch zu kommen – dies sei bei dem großen CSD-Umzug am 28. Juli nicht möglich.

Das Motto des CSD lautet in diesem Jahr „Mut zur Freiheit“. Grund dafür sind zwei Jubiläen, erläutert Michl: Vor genau 50 Jahren gab es die Stonewall-Revolten in der Christopher Street in New York, bei denen der Grundstein für die Gleichberechtigung und Akzeptanz der LSBTTIQ-Gemeinschaft gelegt wurde. Zehn Jahre später zog Stuttgart nach; 1979 gab es dort erstmals einen sogenannten Homobefreiungstag mit rund 400 Teilnehmern. Daraus entstand der riesige CSD-Umzug, bei dem in den vergangenen Jahren bis zu 800 000 Menschen waren.

Mut brauche es auch heute noch

„Wir haben uns überlegt, was auf diese Jubiläen passt – und landeten bei ‚Mut zur Freiheit’. Denn es hat damals Mut gebraucht, um sich gegen die Schikane und Polizeirazzien zu wehren“, sagt Michl. Und auch heute brauche es Mut – etwa in Bezug auf eine Anpassung des Transsexuellengesetzes. Außerdem gebe es in Deutschland zwar schon recht viel Freiheit, anderswo sei man aber weit entfernt davon. Zudem wünsche er sich sich, dass die derzeitige Gender-Debatte weniger hysterisch und ideologisch zugehe.

Auch all dies ist für die Interessengemeinschaft Grund genug, das CSD-Sommerfest trotz der widrigen Umstände im Schlossgarten nicht ausfallen zu lassen. „Wir müssen unsere Erfolge der vergangenen Jahre absichern und gewährleisten, dass es keine Rückschritte gibt“, sagt Michl.