Molinaro hat seinen Patzer aus dem Spiel gegen den FC Bayern längst verdaut. Foto: dpa

Mit Blick auf die Partie an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total) in Düsseldorf gilt beim VfB Stuttgart: Hinfallen ist erlaubt, liegen bleiben nicht. Erst recht für Cristian Molinaro.

Stuttgart - Manchmal ist die schlechte Nachricht gleichzeitig die gute. Zum Beispiel im Falle von Cristian Molinaro. Der Linksverteidiger des VfB Stuttgart hatte vergangenen Sonntag im Spiel gegen den FC Bayern München gepatzt, sein Rückpass erreichte nicht Torhüter Sven Ulreich, sondern Bayern-Stürmer Mario Mandzukic, die Folge war das 0:1 und am Ende die Niederlage des VfB gegen die Münchner. „Ich habe das Spiel kaputt gemacht“, sagte er zerknirscht. Das war schon bitter, aber nun kommt die wirklich schlechte Nachricht: Molinaro hat es wieder getan.

Es geschah am Mittwoch, Trainer Bruno Labbadia hatte zum Trainingsspiel gebeten, Molinaro den Ball bekommen. Sein Gegenspieler machte Druck – und tatsächlich: Der Italiener spielte wieder einen Rückpass. Was deshalb auch eine gute Nachricht ist, weil die Aktion erfolgreich endete. „Ich habe auch künftig keine Angst vor solchen Situationen“, sagt Molinaro daher. Bruno Labbadia hat dem Linksverteidiger dennoch seine ganz eigene Rückpass-Regel verordnet.

Risikoreiche Rückgaben zum Torhüter sind verboten

Beinahe ist es sogar ein Verbot. Gleich am Sonntagabend nahm der Coach seinen Schützling zur Seite. „Ich habe ihn darauf hingewiesen, was wir von ihm erwarten“, erinnert sich Labbadia. Flankenläufe, schnelles Spiel, Dynamik und Torvorlagen – aber gewiss keine risikoreichen Rückgaben zum Torhüter. „Der Ball muss nach vorn – egal wie“, weiß nun auch Cristian Molinaro.

Und hat es im Grunde gleich gewusst, nachdem ihm der spielentscheidende Fehler passiert war. Am Abend nach dem Spiel hat er sich dennoch noch einmal vergewissert. Weil er bis drei Uhr nachts ohnehin kein Auge zumachen konnte, schaute er sich die bittere Szene noch einmal an – und kam zu der Erkenntnis: „Einem Spieler wie mir darf solch ein Fehler nicht passieren.“ Damit war es dann aber auch gut. „Schon am Montag war für mich alles vergessen“, sagt Molinaro. Weshalb die Art der Aufarbeitung ganz im Sinne von Bruno Labbadia war.

Hinfallen ist erlaubt

Fehler erkennen, daraus lernen, nach vorne schauen: Diese Vorgehensweise hat der Coach seinen Profis in den vergangenen zwei Jahren eingebläut. Ganz nach dem Motto: Hinfallen ist erlaubt, liegen bleiben nicht. Und so soll sich das Team nach zuletzt drei Bundesliga-Niederlagen in Folge auch diesmal wieder aufrappeln. Was bisher meist geklappt hat.

Immer wieder hat das Team in den vergangenen Monaten Niederlagen wegstecken müssen, eine längere Negativserie ist nie daraus entstanden. In der Saison 2011/2012 gab es am dritten und vierten Spieltag zwei Niederlagen in Folge – dann gewann der VfB 3:0 gegen Hannover 96. Zum Start der Rückrunde ein ähnliches Bild. Niederlage auf Schalke, Pleite gegen Mönchengladbach – dann erst ein 2:2 gegen Leverkusen, dann das 5:0 gegen Hertha. Und auch in dieser Saison hat der VfB nie mehr als zwei Niederlagen in Serie hinnehmen müssen. „Die Mannschaft verfolgt sehr schnell das Ziel: Wie können wir das nächste Spiel gewinnen“, hat Labbadia beobachtet und schließt daraus: „Sie ist gereifter als zu Beginn meiner Amtszeit.“ Entscheidend sind dabei zwei Dinge.

Selbstkritik und Glaube an die eigenen Stärken

Erstens: Sich nicht verrückt zu machen. „Die Mannschaft spürt, dass wir auch nach Niederlagen Ruhe bewahren“, sagt Labbadia über den Umgang des Trainerteams mit Rückschlägen. Dazu kommt ein selbstkritischer Umgang mit der Situation (Molinaro: „Wir Spieler reden darüber viel in der Kabine“). Und: Der Glaube an die eigene Stärke, der sich vor allem in der Rückrunde der vergangenen Saison verfestigt hat. „Wir wissen, was wir können“, sagt der Coach, „und dass wir uns immer wieder berappeln können.“ Also auch an diesem Samstag in Düsseldorf.

Es wäre kein schlechter Zeitpunkt. Für den VfB, und erst recht für Cristian Molinaro, der froh ist über die neue Chance: „Der Fußball gibt dir die Möglichkeit, einen Fehler schnell vergessen zu machen.“ Also will er sie nutzen und geht die Sache offensiv an. Rückpässe sind vorerst nicht vorgesehen.