Gregorio De Falco: Nach dem „Costa Concordia“-Unglück gefeiert, jetzt strafversetzt Foto: ANSA

Gregorio De Falco wurde nach dem Untergang der „Costa Concordia“ als Held gefeiert. Jetzt wurde der Mann, der Kapitän Francesco Schettino den Marsch blies, strafversetzt.

Gregorio De Falco wurde nach dem Untergang der „Costa Concordia“ als Held gefeiert. Jetzt wurde der Mann, der Kapitän Francesco Schettino den Marsch blies, strafversetzt.

Florenz - Noch immer ist vielen Italienern das dramatische Funkgespräch zwischen dem Kapitän der „Costa Concordia“, Francesco Schettino, und dem Hafenkapitän von Livorno im Gedächtnis. „Ich befehle Ihnen, sofort an Bord zurückzukehren“, bellte Gregorio De Falco damals in den Hörer. „Ich kann nicht, ich sitze in einer Schaluppe“, kam es kläglich von Schettino zurück. Minutenlang versuchte der Hafenkommandanten den verzagten Kapitän zur Rückkehr zu bewegen. Der Dialog gipfelte in dem Ausruf De Falcos: „Vada a bordo, cazzo“ – zu Deutsch: „Gehen Sie zurück an Bord, Sie Arsch!“ Ein Ausspruch, der so populär wurde, dass er inzwischen T-Shirts ziert. Doch Schettino gehorchte nicht, und so musste sich der smarte Kreuzfahrer ab sofort die Bezeichnung „Kapitän Feigling“ gefallen lassen.

Gregorio De Falco jedoch wurde zum Held jener Nacht. De Falco organisierte von Livorno aus die Rettungsmaßnahmen vor der Insel Giglio. Insgesamt 32 Menschen kamen in dieser Nacht ums Leben, mehr als 4000 Menschen konnten jedoch gerettet werden. Doch statt Hafenkapitän Gregorio De Falco zu belobigen oder zu befördern, wurde er nun auf einen Abschiebeposten versetzt – einen Büroarbeitsplatz in der inneren Verwaltung, auf einen Platz also, auf den man sonst nur Vorruheständler oder Berufsanfänger setzt. De Falco ist verärgert, er sieht die Versetzung als einen Fall von Mobbing an. Möglicherweise habe die Versetzung mit seinem Einsatz in jener Nacht sowie mit den weiteren Ermittlungen im Falle des Untergangs der „Concordia“ zu tun. De Falco und sein Mitarbeiter Alberto Tosi hatten unter anderem aufgedeckt, dass der Bericht von einem Blackout an Bord der „Concordia“ erlogen war. Der Fregattenkapitän war als Zeuge zudem mit unangenehmen Fragen im Prozess gegen Francesco Schettino aufgefallen.

Bereits seit einiger Zeit war es zwischen ihm und Admiral Arturo Faraone zu Spannungen gekommen. Faraone war in der Nacht des „Concordia“-Unglücks Hafenkommandant von Livorno gewesen, ihm unterstand somit auch die Sicherheit aller in seinem Bereich verkehrenden Schiffe, darunter auch die „Costa Concordia“. Eine genauere Überwachung des Kurses hätte vielleicht die Havarie verhindern können.

Der Admiral bestreitet, dass die Versetzung De Falcos in den Bürodienst eine „Strafmaßnahme“ sei, der Admiral nannte es einen „normalen Postenwechsel“. Man werde anstelle De Falcos einen anderen, ebenso fähigen Offizier einsetzen. Doch geht die Versetzung des couragierten Hafenkapitäns nicht in aller Stille vor sich. Demokratische Abgeordnete um Federico Gelli stellten am Donnerstag eine Parlamentarische Anfrage an den Transportminister. Er solle vor dem Abgeordnetenhaus erklären, „warum Hafenkapitän Gregorio De Falco aus dem operativen Dienst in ein Büro der inneren Administration versetzt wurde“. Auch der Vizepräsident des Senats, Maurizio Gasparri (Forza Italia), zeigte sich über die Versetzung überrascht: „Selbst wenn wir voraussetzen, dass Militärs ihren Vorgesetzten zu gehorchen haben und Versetzungen ein normaler Schritt eines Militärangehörigen sind, erstaunt doch, dass ein solch kompetenter Offizier aus dem operativen in den Bürodienst versetzt wurde.“ Er erwarte vom Verteidigungsministerium eine umgehende Klärung des Vorgangs, so Gasparri.

Der 49-jährige Fregattenkapitän De Falco zeigt sich verbittert. Er habe viel über die Vorgänge nachgedacht und erwäge, die Uniform an den Nagel zu hängen, erklärte der Hafenkapitän italienischen Medien. „Es zeigt die Schieflage unseres Landes, wenn ich für meinen Einsatz versetzt werde, während Francesco Schettino, der sich sowohl in der Unglücksnacht als auch vor dem Gericht in Grosseto vor jeder Verantwortung davonstehlen will, gestattet wird, vor Studenten der ‚Sapienza‘ in Rom Vorträge über Schiffssicherheit und Verhalten in Havariefällen zu halten.“