Schloss Neuschwanstein öffnet erst nach dem touristischen Pfingst-Andrang wieder. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Hotels und Freizeiteinrichtungen sperren auf, Seilbahnen fahren wieder. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wirbt für den Tourismus im Freistaat, aber in den Bergen regt sich bereits heftiger Protest.

München - Schon einen Tag, nachdem Ministerpräsident Markus Söder die Werbetrommel für einen Sommerurlaub in Bayern gerührt hat, hat sein Kabinett die passenden Öffnungsbeschlüsse nachgereicht. Die Landesregierung aus CSU und Freien Wählern lässt nun bereits am Pfingstwochenende (30./31.Mai) einen nahezu unbeschränkten Tourismus im Freistaat zu.

Die Öffnung der Hotels zu diesem Zeitpunkt war bereits früher angekündigt worden, nun dürfen auch Freizeitparks den Betrieb aufnehmen. Die Seilbahnen und die Ausflugsschiffe fahren wieder; die Schlösser sperren auf, nur diejenigen, bei denen das größte Gedränge erwartet wird, die müssen noch bis 2. Juni warten: Neuschwanstein, Linderhof, die Residenzen in München und Würzburg. Die Biergärten in Bayern haben bereits seit Montag dieser Woche geöffnet; Restaurants folgen am kommenden Montag (25. Mai). Eigentlich fehlen nur noch Bars und Clubs, Schwimmbäder sowie alle Einrichtungen des Indoor-Sports, Fitnessstudios ebenso wie Tanzschulen. Aber er sei sich „sehr sicher“, sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, „dass wir relativ zeitnah Konzepte auch für diese Bereiche finden.“

Hygienevorschriften bleiben

Die Rahmenbedingungen für die Wiederöffnung touristischer Betriebe sind überall die gleichen: Garantie des vorgeschriebenen Mindestabstands der Gäste, sofern sie nicht zu ein und derselben Familie gehören; dazu die Maskenpflicht (außer beim Essen an den Tischen), Zugangsbeschränkungen oder Besucherlenkung bei größerem Andrang, mehr Reinigung und Desinfektion, Erfassung von Gästenamen, um die Nachverfolgung von Kontakten zu ermöglichen. Ausdrücklich verboten bleibt den Hotels die Freigabe von Schwimmbädern, Saunen und sonstigen Wellness-Bereichen.

Am Montag hatte Ministerpräsident Söder unter Hinweis auf die noch geschlossenen Grenzen die Hoffnung vieler Deutscher auf einen baldigen Auslandsurlaub gedämpft und dafür den „Urlaub daheim“ empfohlen. Zu dessen Förderung brachte er auch eine steuerliche Absetzbarkeit oder „Urlaubsgutscheine“ ins Gespräch, vor allem für Personen mit niedrigeren Einkommen. Mit der bayerischen Tourismusbranche waren diese Vorschläge offenbar nicht abgestimmt; Reaktionen gab es vorerst nicht. Bayerns Medien warfen vor allem die Frage auf, ob eine solche Wirtschaftsförderung nach EU-Recht überhaupt zulässig wäre oder womöglich in einem ähnlichen Desaster ende wie die einstige CSU-Idee einer Ausländermaut auf deutschen Straßen.

„Brutaler Ausflugsverkehr“

Währenddessen gibt es im bayerischen Alpenraum heftigen Protest gegen die Öffnungen. Gerade am vergangenen Wochenende war der Ansturm von Tagestouristen auf die Münchner Hausberge so gewaltig und so chaotisch, dass der Bürgermeister von Kochel am See – laut „Münchner Merkur“ – einen „Brandbrief“ nach München schickte: „Den Berg rauf und Berg runter“ herrsche Dauerstau. Auch Polizeichefs vor Ort sprachen von „brutalem Ausflugsverkehr“. Einzelne Gemeinden überlegen bereits, ihre Parkplätze für Ausflügler aus der Stadt zu sperren oder Platzkarten zu vergeben.