Ordentlicher Unterricht findet ab Dienstag dieser Woche in Baden-Württemberg nicht mehr statt. Die Schulen bleiben geschlossen. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Von Dienstag an sind die Schulen in Baden-Württemberg geschlossen, die Kinder bleiben daheim. Wie kann man sie dann am besten zum Lernen motivieren?

Stuttgart - Für Martin Schall und Christoph Schnittert hatte es „schon leicht apokalyptische Züge“, als ihre Schülerinnen und Schüler am vorigen Freitag die Schule verließen. So beschreiben es die Leiter der Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen in einem Rundbrief an die Eltern, mit dem sie über die bevorstehende Schulschließung informieren.

An diesem Montag wollen Schall und seine Lehrerkollegen in Baden-Württemberg noch einige Stunden Unterricht machen. Dann wird mit den Kindern besprochen, wie diese in den Wochen des Schulstillstands in der Corona-Krise trotzdem weiter lernen können – und auch sollen.

Auch die Lehrer haben keine Ferien

„Wir haben in den letzten Tagen daran gearbeitet, dass wir unsere Schüler und Schülerinnen mit Lernmaterialien versorgen können“, sagt Schall. Dazu gehört bei der Geschwister-Scholl-Schule eine Internet-Plattform, über die digitale Unterrichtsmaterialien bereitgestellt werden. Nicht alle Schulen im Land sind auf diese Weise vorbereitet. Am Montag werden viele Kinder Aufgaben und Materialien in Papierform ausgehändigt bekommen.

Die Lehrer sollen den Schülern auch in der kommenden Zeit als Ratgeber zur Verfügung stehen. „Die Lehrkräfte und die weiteren an der Schule tätigen Personen befinden sich grundsätzlich weiterhin im Dienst, der von zuhause zu verrichten ist“, schrieb Michael Föll, Ministerialdirektor Stuttgarter Kultusministerium, am Samstag in einem Rundschreiben an die Schulleitungen im Südwesten. Die Lehrer seien aufgefordert, die Schüler, „insbesondere der Abschlussklassen, bei der Bearbeitung der Unterrichtsmaterialien und Prüfungsvorbereitung im Rahmen der üblichen Unterrichtszeiten“ zu unterstützen.

Die Schule zuhause beginnt um 9 Uhr

Für viele Eltern stellt sich nun die Frage, wie sie ihre Kinder zuhause für das Lernen motivieren können. „Eltern können den Schulunterricht nicht simulieren“, sagt Maresi Lassek, Bundesvorsitzende des Grundschulverbandes. Wichtig sei es, den Tag durch feste Abläufe zum Beispiel für das Aufstehen und für Mahlzeiten zu strukturieren. Auch klare Absprachen für Zeiten zum Lernen seien hilfreich. Der Tübingen Schulleiter Schall rät in seinem Brief an die Eltern, „spätestens um 9 Uhr zu starten und zwei bis drei Fächer pro Tag anzugehen“.

So geballt wie in der Schule müssen Eltern das Lernen zu Hause nicht gestalten. „Besser ist es, das Lernen über den Tag zu verteilen“, rät Ilka Hoffmann. Sie leitet im Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft den Bereich Schule. Eltern müssten sich auch nicht streng an den Stundenplan halten. „Lassen Sie das Kind die Reihenfolge aussuchen“, sagt Hoffmann. Damit kein Stoff zu kurz kommt, könnten Eltern aber auch sagen: „Gestern haben wir viel Mathe gemacht, dann kommt heute mehr Deutsch dran.“

Mal Pause machen!

Die Kinder kann es zudem motivieren, wenn das Gelernte jeden Tag in eine Art Tagebuch eingetragen wird. Dazu lassen sich einfach in einer Mappe Arbeitsblätter und Übungen einkleben. „Dann kann das Kind darin blättern und stolz auf das Geschaffte sein“, sagt Hoffmann. Viele Schüler, vor allem die Älteren, haben ohnehin sogenannte Schulplaner, in denen sie schulrelevante Informationen aufzeichnen. Schulleiter Schall rät dazu, in diesem Schulplaner „zu protokollieren, was an den jeweiligen Tagen erledigt wurde“.

Alle pädagogischen Ratgeber betonen einen Punkt: Die Kinder sollen zuhause nicht nur am Schreibtisch hocken, sondern sich mit anderen Dingen als Englisch-Vokabeln und Mathe-Formeln beschäftigen – und sich am besten körperlich betätigen. Immer wieder „sinnvolle Bewegungspausen einlegen“ sei wichtig, betont der Tübinger Schulleiter Schall und gibt die passenden Tipps gleich mit: „Fahrradfahren, Joggen, Inlineskaten…“