Den Messehotels auf den Fildern bleiben gerade nur noch die Geschäftsreisenden, aber auch die sind weniger geworden. Foto: dpa/Oliver Berg

Dass wegen des Coronavirus alles stillsteht, trifft auch viele Hotelbetriebe auf den Fildern hart. Konnten sich die Mitarbeiter in normalen Zeiten kaum vor Gästen retten, müssen sie sich nun im Warten üben.

Echterdingen - Es hat etwas Gespenstisches: Auf dem Klavier an der Bar klimpert lange schon kein Pianist mehr vor sich hin, an der Feuerstelle in der Lobby ist die letzte Flamme seit Tagen erloschen, und selbst das rhythmische Klackern der Kofferrollen auf dem Fliesenboden hallt nur noch selten durch die Eingangshalle.

Eigentlich lebt das Parkhotel am Echterdinger Bahnhof vom Kommen und Gehen seiner Gäste. Doch seit der Corona-Krise ist in der Hotellerie alles anders: Die Flure sind wie leer gefegt, das Restaurant liegt verborgen im Halbdunkel, und an der Rezeption halten statt vier Mitarbeitern pro Schicht nur noch zwei die Stellung.

Zu Hochzeiten beherbergt das Parkhotel bis zu 440 Gäste; wenn sich die Tore der Stuttgarter Messe öffnen, stößt das Team aus 70 Mitarbeitern regelmäßig an seine Belastungsgrenze. Davon ist man derzeit weit entfernt. Längst musste die familiengeführte Hotelkette für ihre Belegschaft Kurzarbeit anmelden.

Bei den Mahlzeiten gibt es Einschränkungen

Als letzte Bastion bleiben die Geschäftsreisenden. Sie dürfen im Gegensatz zu Touristen weiterhin hier nächtigen, wenn auch unter erschwerten Bedingungen: Das Frühstück wird auf dem Zimmer serviert, und auch das Abendessen kann nur direkt vor die eigene Tür geordert werden. An den Tischen im Hotelrestaurant darf kein Gast mehr Platz nehmen, so will es die Landesregierung von Baden-Württemberg. Auch Geschäftsreisende verirren sich deshalb immer seltener ins Parkhotel.

Die Arbeitstage des Hoteldirektors ziehen sich derweil immer weiter in die Länge. Die Krise hat das Berufsbild von Elouan Pêcheur erheblich verändert, seit Corona ist aus dem Leiter des Vier-Sterne-Betriebs ein echter Krisenmanager geworden. Seinen Kampf gegen das Virus führt Pêcheur vom heimischen Rechner in Pforzheim aus. Hunderte Stornierungen wollen bearbeitet werden, in den Büros liegen die Anträge auf staatliche Finanzspritzen parat. Der Schaden für das Parkhotel dürfte schnell in die Millionen gehen, schätzt er: „Da hoffen wir auf Unterstützung durch den Staat, auch wenn wir mit unserer Betriebsgröße derzeit noch nicht für Soforthilfen in Frage kommen.“ Immerhin muss das Parkhotel seine Mieteinnahmen nicht aus dem laufenden Geschäft finanzieren, das Grundstück am Bahnhof befindet sich im Eigentum der Inhaberfamilien. Trotzdem könnte es nach der Krise für viele Betriebe eng werden, befürchtet Elouan Pêcheur.

Nach der Corona-Pandemie kann es gut weitergehen

Wenn der Run auf die Messe für längere Zeit ausbleibt, schaut nicht nur das Parkhotel in den finanziellen Abgrund. Stark betroffen dürften auch die Stuttgarter Häuser des Mövenpick-Konzerns und der Wyndham-Gruppe sein. Beide Hotels liegen in Laufdistanz zu den Messehallen, beide setzen auf das boomende Messe- und Kongressgeschäft. Wie die Platzhirsche mit der Corona-Krise umgehen, möchten sie im Detail lieber nicht erzählen. Einer Anfrage unserer Zeitung erteilten beide Direktoren eine Absage.

Im Pforzheimer Homeoffice übt sich Elouan Pêcheur derweil in Optimismus: „Ich bin fest davon überzeugt, dass es nach der Pandemie gut weitergehen kann für uns“, sagt er. „Den Betrieb können wir innerhalb weniger Tage wieder hochfahren, das ist überhaupt kein Problem.“ Bislang reicht die Stornierungswelle bis in den Juni – für den Herbst hofft man wieder auf die Rückkehr der Gäste.

Großes Verständnis für Kurzarbeit

Solange diese Prognose Wunschdenken bleibt, ersetzt Pêcheur den Gästekontakt durch Gespräche mit seinen Mitarbeitern. Schließlich ist das beinahe leere Hotel für alle eine vollkommen neue Situation. „Wir sind in unserer Branche volle Häuser gewohnt, das ist für uns eine sehr ungewohnte Zeit“, sagt er. „Meiner Belegschaft bin ich trotzdem sehr dankbar. Als wir sie in Kurzarbeit schicken mussten, haben alle sehr verständnisvoll reagiert.“

Bald schon, so die Hoffnung des Hoteldirektors, möchte er die Mitarbeiter wieder in Vollzeit zurückholen und gut gefüllte Reservierungsbücher vorweisen können. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg: Erst wenn wieder Rollkoffer über den Fliesenboden der Lobby klackern und das Klavier an der Bar zum Leben erweckt wurde, ist der Dornröschenschlaf des Parkhotels wirklich beendet.