Jörn Kubicki, der Lebensgefährte von Berlins ehemaligem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, ist gestorben. Foto: dpa

Als Klaus Wowereit Regierender Bürgermeister wurde, waren sie schon lange ein Paar. Selbstverständlich war das damals noch nicht, dass ein Spitzenpolitiker einen Mann liebte und darüber öffentlich sprach. Nun ist Jörn Kubicki gestorben.

Berlin - Jörn Kubicki, der Lebensgefährte von Berlins ehemaligem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit, ist tot. Das teilte Wowereits Anwalt Christian Schertz am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur mit. «Ich kann Ihnen als Anwalt von Klaus Wowereit bestätigen, dass Jörn Kubicki heute verstorben ist», sagte Schertz. «Weitere Erklärungen werden hierzu nicht erfolgen und wir bitten, die Privatsphäre von Herrn Wowereit zu respektieren.» Zuerst hatte die «Bild am Sonntag» über Kubickis Tod berichtet.

Der Zeitung zufolge waren der 1965 geborene Neurologe Kubicki und Wowereit (66) fast 30 Jahre lang ein Paar. Der Politiker und der Mediziner waren bereits zusammen, als Wowereit sich anschickte, in der Landespolitik bis ganz nach oben durchzustarten. Regierender Bürgermeister war er von 2001 bis 2014, von 2009 bis 2013 auch einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD.

Legendärer Satz brachte Wowereit viel Respekt ein

Wowereit hatte bei seiner Nominierung als Berliner SPD-Spitzenkandidat 2001 öffentlich gesagt «Ich bin schwul und das ist auch gut so». Der Satz brachte ihm viel Respekt ein und ist im Zusammenhang mit ihm immer wieder zitiert worden. Zehn Jahre später erklärte er, er habe damals nicht abgewogen, ob ihm das schaden oder nützen würde. Die Berliner SPD-Fraktion weihte er erst kurz zuvor ein.

Er habe lieber selbst in die Offensive gehen wollen, sagte der SPD-Politiker - von den Parteifreunden waren durchaus nicht alle der Ansicht, dass solche Offenheit beim Thema Homosexualität eine gute Idee sei - gerade in Wahlkampfzeiten. Vorformuliert sei der Satz nicht gewesen, sagte der Sozialdemokrat. «Der kam aus dem Bauch heraus.»

Bei den vorgezogenen Neuwahlen im Oktober 2001 wurde die Berliner SPD nach langen Jahren wieder die stärkste Kraft, und Wowereit zog ins Rote Rathaus ein. Dort blieb er länger, als viele ihm am Anfang zugetraut hatten. Es gilt als sehr unwahrscheinlich, dass sein Nachfolger Michael Müller (SPD) ähnlich lange im Amt bleiben könnte.

Politisch geschadet hat Wowereit eher nicht, mit seiner Homosexualität so offen umgegangen zu sein, als viele andere Politiker in Deutschland darüber lieber noch nicht sprechen wollten.

Wowereit und Kubicki waren regelmäßig zusammen in der Öffentlichkeit zu sehen - auch in der jüngeren Vergangenheit. Bei der Berlinale 2019 etwa kamen beide zur Verleihung der Bären im Berlinale Palast. Beim Christopher Street Day im gleichen Jahr nahmen sie zusammen auf einem offenen Wagen an der Parade teil - nicht zum ersten Mal.