Jens Spahn will keine pauschale Schul- oder Universitätsschließungen. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Zwangsferien wegen Coronavirus: In Italien bleiben Schulen und Unis vorerst geschlossen. Derart drastische Maßnahmen halten Verantwortliche in Deutschland nicht für nötig.

Berlin - Flächendeckende Schulschließungen wie in Italien wegen der Corona-Pandemie sind in Deutschland nicht absehbar. So lehnte der Deutsche Lehrerverband generelle Schulschließungen am Donnerstag ab. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte bereits nach einem Krisentreffen der Fachminister von Bund und Ländern am Mittwoch: „Ich halte pauschale Schul- oder Universitätsschließungen nicht für angemessen.“

Italien hat als bisher am stärksten betroffenes Land in der EU wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus alle Schulen und Hochschulen bis Mitte des Monats geschlossen. Ein entsprechendes Dekret hatte Ministerpräsident Giuseppe Conte am späten Mittwochabend unterzeichnet.

Der Präsident des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, sagte der Deutschen Presse-Agentur, lange Komplettschließungen ohne „konkret nachgewiesene, bestätigte Verdachtsfälle“ halte er für falsch. „Das wäre ein Maßnahmenoverkill.“

Risikoabwägung von Fall zu Fall

Spahn erläuterte mit Blick auf mögliche Schließungen in Deutschland: „Man muss berücksichtigen, dass jede Maßnahme, die wir ergreifen, Folgen hat. Wenn durch flächendeckende Schulschließungen in Deutschland zum Beispiel Pflegekräfte und Ärzte fehlen, weil sie zum Beispiel alleine erziehen und sich darauf verlassen, dass Schulen und Kindergärten zeitnah zur Verfügung stehen, dann hat das auch wieder Folgen für das Gesundheitswesen.“

Das Robert Koch-Institut, die Kassenärzte und das Gesundheitsressort betonen seit Tagen, dass es bei der Entscheidung über die Absage von Veranstaltungen oder die Schließung von Einrichtungen auf eine Risikoabwägung von Fall zu Fall gehe. Diese könnten nur die Gesundheitsämter vor Ort treffen - auch was Schulen betreffe.

In der besonders betroffenen Städteregion Aachen etwa mit zuletzt 25 nachgewiesenen Virusfällen wurden fünf Schulen und eine Kita für diese Woche geschlossen. Nach einem Coronavirus-Nachweis an einem Kölner Gymnasium war auch dort der Unterricht ausgefallen - ebenso an einem Gymnasium in Schwalmtal (Kreis Viersen). Eine Mutter war positiv getestet worden.

93 000 Infektionen weltweit

In Berlin waren zuletzt zwei Schulen geschlossen. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte zugleich deutlich gemacht: „Es geht nicht, dass jemand aus dem Bauchgefühl heraus sagt, ich schließe jetzt mal meine Schule.“

Vorübergehende Schulschließungen gab es auch in Würzburg und Unterhaching. In Unterhaching ist ein Kind eines Gymnasiums mit Sars-CoV-2 infiziert. In Würzburg wurden zwei junge Erwachsene positiv getestet. In Stade dagegen war zwar ein Lehrer eines Gymnasiums positiv getestet worden - einen Unterrichtsausfall hielt das Gesundheitsamt allerdings nicht für nötig.

Weltweit sind mittlerweile über 93 000 Infektionen bestätigt. Mehr als 3000 Menschen sind bislang auf dem chinesischen Festland gestorben, wo das Virus zuerst nachgewiesen wurde. Von insgesamt 80 409 Infizierten wurden nach offiziellen Angaben bislang 52 045 geheilt.