Eine Mitarbeiterin befestigt ein Warnschild auf dem Spielplatz am Killesberg.Foto: Lichtgut/Leif Piechowski Foto:  

Um die Verbreitung des neuartigen Coronavirus zu verlangsamen, schließt die Stadt Stuttgart alle Spiel- und Bolzplätze sowie Waldspielplätze im Stadtgebiet. Betroffene Eltern reagieren höchst unterschiedlich auf die Maßnahme. Bürgermeister Thürnau kündigt Polizeikontrollen an.

Stuttgart - Im Höhenpark Killesberg stehen die ersten Bäume in voller Blüte. Das schöne Frühlingswetter und die warme Sonne locken am Mittwoch reichlich Jogger ins Freie. Und auch viele Mütter und Väter sind mit ihren kleinen Kindern im Park unterwegs. Der Spielplatz direkt neben der Milchbar ist wie an jedem anderen sonnigen Tag schon am Vormittag gut besucht. Auch Franziska Hartmeyer, die mit ihren beiden kleinen Kindern im Park in Richtung Spielanlage unterwegs ist, besucht den Spielplatz mit angeschlossenem Streichelzoo leidenschaftlich gerne: „Das ist der schönste in Stuttgart“, schwärmt die junge Mutter.

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Doch bis auf Weiteres werden hier keine Kinder mehr gemeinsam schaukeln, im Sandkasten buddeln oder in den Holzhäuschen herumklettern. Der Spielplatz im Höhenpark war am Mittwoch der erste von insgesamt 603 städtischen Spiel- und Bolzplätzen sowie fünf Waldspielplätzen, den die Behörden geschlossen haben, um die Weiterverbreitung von SARS-CoV-2 unter Kindern zu verhindern. Bereits kurz nach 12 Uhr hatten Mitarbeiter des Garten-, Friedhofs und Forstamts, das für den Unterhalt der kommunalen Spielplätze in der Stadt zuständig ist, begonnen, Schilder rund um den Spielplatz aufzustellen und das ganze Areal mit rot-weißem Absperrband abzuriegeln. Auf den wetterfesten, DIN-A4-großen Hinweisschildern, die erst Stunden zuvor hergestellt worden waren, weißt ein roter Kreis mit Querbalken darauf hin, dass der Zutritt untersagt ist: „Als Schutzmaßnahme vor dem Corona-Virus bleibt der Spielplatz bis auf weiteres geschlossen“ ist darauf zu lesen.

Angst vor Ansteckung hat die junge Mutter nicht

„Wir mussten einige Familien fortschicken, bevor wir mit dem Absperren überhaupt beginnen konnten“, sagt Beate Schuster-Grosser vom Gartenamt, die am Mittwoch mit einigen Kollegen am Killesberg-Spielplatz die Absperrbänder und die Schilder angebracht hat. „Da war zum Teil viel Unverständnis da“, berichtet sie.

Dieses Unverständnis teilt auch Franziska Hartmeyer, die den Kopf schüttelt, als sie am Mittwoch die Sperrbänder sieht: „Wir haben jetzt den ganzen Tag die Kinder zu Hause“, schimpft die Mutter von einem Mädchen und einem Jungen. „Es geht nicht, dass man den Kindern alles nimmt. Wie soll man da in die Normalität zurückfinden?“ Angst, dass sich die beiden auf dem Spielplatz anstecken oder den Virus gar weitertragen könnten, hat die jungen Mutter nicht. „Man kann da schon aufpassen, dass sie Abstand untereinander halten“, sagt sie.

Aus Sicht der Stadt war die Sperrung gleichwohl ohne Alternative: Mit der Schließung aller Spielplätze im Stadtgebiet habe die Stadtverwaltung den Erlass der Landesregierung vom Dienstag umgesetzt, wonach landesweit der Betrieb von Spiel- und Bolzplätzen ab dem 18. März generell untersagt ist, informiert das Presseamt. „Es ist ein harter Schnitt für alle Eltern und Kinder, gerade jetzt wo Kindergärten und Schulen geschlossen sind“, sagt Dirk Thürnau. „Dennoch gilt, dass soziale Kontakte auf ein Mindestmaß zu reduzieren sind. Überall wo sich Menschen treffen, können Viren übertragen werden. Deswegen sind ab sofort unsere Spiel- und Bolzplätze geschlossen“, so der Technische Bürgermeister der Stadt. Die Polizei werde die Einhaltung des Betretungsverbots kontrollieren.

Eine andere besucht schon seit Tagen keine Spielplätze mehr

Tatsächlich haben auch ohne behördliche Sperrung viele Eltern öffentliche Spielplätze in den vergangenen Tagen gemieden oder nur dann angesteuert, wenn sie leer waren oder nur ganz wenige Kinder spielten. So wie Anna Keck, die am Mittwochvormittag den Platz im Rosensteinpark besucht. Der Spielplatz mit der großen Kletterpyramide ist gegen 11 Uhr noch verwaist. Zwar finde sie die angekündigte Sperrung „ziemlich heftig“. Doch im Grunde habe sie Verständnis: „Wenn hier jetzt Kinder kommen würden, würde ich mir ohnehin überlegen, wieder zu gehen“, sagt die Mutter einer zweijährigen Tochter. „Wir haben zum Glück einen Garten, und vor dem Haus kann man ja auch zum Beispiel mit Malkreide spielen.“

Ähnliches erzählt eine Mutter mit Kind, die den großen Spielplatz im Unteren Schlossgarten am Mittwochvormittag links liegen lässt: „Auf Spielplätze gehe ich schon seit einigen Tagen nicht mehr. Ich weiß aber nicht, ob das viele so machen.“ Insofern findet sie die Sperrung nur folgerichtig. „Da müssen wir jetzt halt durch.“