Gesundheitsminister Manne Lucha versucht wegen des Coronavirus zu beruhigen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Nach dem Kultusministerium hat auch die Polizei Konsequenzen aus der steigenden Zahl von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus gezogen. Um besonders viele Beamte dürfte es allerdings nicht gehen, sagt der Gesundheitsminister. Und beruhigt.

Stuttgart - Zum Ende der Faschingsferien versuchen die Behörden in Baden-Württemberg weiter, das Risiko von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus zu verringern. Nach Kindern, Schülern, Lehrern und vielen Beamten sollen nun auch Polizisten zunächst vorsorglich zu Hause bleiben, wenn sie in den vergangenen Tagen aus einem Risikogebiet für das neuartige Coronavirus zurückgekehrt sind. Dies gelte unabhängig von eigenen Krankheitssymptomen, wie aus einem internen Schreiben des Innenministeriums hervorgeht, das der dpa vorliegt. Die Beamten würden vom Dienst freigestellt, bis ihr Gesundheitszustand zweifelsfrei geklärt sei.

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Als Risikogebiete nennt das Ministerium die norditalienische Provinz Lodi in der Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua (Region Venetien) sowie Teile Chinas, des Irans und Südkoreas.

Zuvor hatte bereits das Kultusministerium eine ähnliche Vorgabe für Kindertagesstätten und Schulen herausgegeben. Unklar ist, wie viele Menschen von diesen Einschränkungen betroffen sind. „Hier geht es sicherlich nur um Einzelfälle, eben um jene, die sich kürzlich in einem der Risikogebiete aufgehalten haben“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Samstag. Die Ferien enden in Baden-Württemberg an diesem Montag.

Nach derzeitigen Erkenntnissen sind in Baden-Württemberg 14 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl war nach zwei neuen Meldungen am Freitagabend weiter gestiegen.

Wichtig, Fälle frühzeitig zu erkennen

Lucha gibt sich dennoch zuversichtlich, die Lage im Südwesten zu kontrollieren. „Wir haben nach wie vor keinen kursierenden Erreger“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Denn wir haben einen Überblick über die meisten Kontaktketten und reden nach wie vor von einzelnen Fällen oder von Clustern.“ Ein Dutzend der bisherigen Fälle könnte eingegrenzt werden, bei zwei weiteren werde die Infektionskette abgeklärt. „Das ist der Unterschied zum Beispiel zu den nordrhein-westfälischen Fällen. In Baden-Württemberg haben wir außerdem relativ moderate Verläufe“, sagte Lucha.

Allerdings sei er sich der Gefahr des Virus für einen infizierten Menschen bewusst, sagte er weiter: „Unsere Körper sind gegenüber dem Coronavirus naiv. Wir haben noch nichts.“ In der Bevölkerung habe sich noch keine Immunisierung gegen das Virus aufgebaut. „Damit sind wir natürlich anfälliger als zum Beispiel beim Influenzavirus.“

Um eine Weiterverbreitung in Deutschland und speziell in Baden-Württemberg zu verhindern, ist es laut Sozialministerium wichtig, Fälle frühzeitig zu erkennen, sie zu isolieren und Hygienemaßnahmen konsequent einzuhalten. Das Robert Koch-Institut (RKI) bleibt bislang bei seiner Einschätzung, dass das Risiko einer Ansteckung gering bis mäßig ist.

Dennoch warnte nach Innenminister Thomas Strobl (CDU) und dem Sozialministerium auch die Stadt Stuttgart vor Falschmeldungen und kritisierte Anfeindungen gegen infizierte Patienten. „Wer vom Virus befallen ist und sich meldet, ist mit Respekt zu behandeln“, fordert die Verwaltung der Landeshauptstadt in einer Mitteilung. „Wir warnen vor Stigmatisierung.“

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Laut RKI hat sich die Zahl der Fälle weltweit auf mehr als 83 000 Infizierte in 52 Ländern erhöht. In Europa sind mehr als 20 Länder betroffen, wie aus der Statistik des europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervorgeht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzte angesichts der wachsenden Zahl von Sars-CoV-2-Infektionen das Risiko einer weltweiten Verbreitung des Virus von „hoch“ auf „sehr hoch“.

Die meisten Sars-CoV-2-Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. 15 von 100 Infizierten erkrankten schwer, hieß es vom RKI. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe.