Leere Klassenzimmer wegen des Coronavirus: Noch ist das in Baden-Württemberg kein Szenario. Foto: dpa/Alessandro Crinari

Zwangsferien wegen Coronavirus? In Italien bleiben Schulen und Unis vorerst geschlossen. Derart drastische Maßnahmen halten die Minister Lucha und Eisenmann noch nicht für nötig.

Stuttgart/Friedrichshafen - Flächendeckende Schulschließungen wie in Italien wegen der Corona-Epidemie sind in Baden-Württemberg nicht absehbar. „Zum jetzigen Stand sind flächendeckende Schließungen von Schulen kein Thema und nicht notwendig“, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) am Donnerstag in Stuttgart. „Da es sich beim Coronavirus aber um ein dynamisches Szenario handelt, beobachten wir die Entwicklung in Abstimmung mit den Fachleuten der Gesundheitsbehörden sehr genau.“

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Auch Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) ist gegen flächendeckende Schulschließungen. „Das ist derzeit keine Diskussion“, sagte er am Donnerstag im „Deutschlandfunk“. Er habe sich mit dem Innenminister und der Kultusministerin verständigt, dass man lagebezogen handle und sich die Situation vor Ort anschaue. „Dass es temporäre und punktuelle Schließungen einzelner Einrichtungen geben kann, das ist keine Frage - aber nicht grundsätzlicher Art.“

Der Vorsitzende des Landeselternbeirats, Carsten Rees, hält es für übertrieben, Kindergärten, Schulen und Universitäten in Deutschland zu schließen. „Das würde weit über den Schulbetrieb hinaus sicherlich zu einem Chaos führen“, erklärte Rees.

„Wer kümmert sich um die Kinder, die dann alleine zu Hause wären?“

Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus bleiben in Italien bis zum 15. März alle Schulen und Hochschulen geschlossen. Das innerhalb der EU am stärksten betroffene Land reagiert damit auf die Epidemie. Das geht aus einem entsprechenden Dekret hervor, das Ministerpräsident Giuseppe Conte am späten Mittwochabend unterzeichnete.

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Rees lehnt diese Maßnahme für Deutschland ab. „Was machen wir zum Beispiel mit Abiturienten?“. Es sei nicht einfach, Prüfungstermine festzulegen. „Und wer kümmert sich um die Kinder, die dann alleine zu Hause wären?“ Das Problem sei komplex: „Wenn wir wenige Fälle haben, müssen wir keine Schulen schließen. Wenn wir aber ganz viele Fälle haben, ergibt das auch keinen Sinn mehr, weil man sich dann überall anstecken kann. Schwierig kann die Entscheidung im Mittelfeld werden.“

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Sinnvoller sei es, stattdessen Hygienevorschriften einzuhalten. Der Zustand der Toiletten an einigen Schulen sei desolat. Mancherorts könne man sich gar nicht die Hände waschen, weil keine Seife da sei.

Insgesamt ist die Zahl der Infektionen in Baden-Württemberg mit dem neuartigen Coronavirus auf 73 gestiegen. Am Donnerstagmittag meldete das Landesgesundheitsamt acht neue bestätigte Covid-19-Fälle. Betroffen seien der Landkreis Esslingen (5 Fälle), Ravensburg (1 Fall), der Bodenseekreis (1 Fall) sowie Stuttgart (1 Fall).

Messen werden verschoben

Die Messe Friedrichshafen verschiebt wegen des neuartigen Virus zwei Veranstaltungen. Sowohl die ab Freitag (6. März) geplante „Aqua-Fisch“ als auch die Verbrauchermesse „IBO“ sollten zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Es habe entsprechende Empfehlungen vom Landratsamt Bodenseekreis gegeben, denen man folgen werde, sagte Messe-Chef Klaus Wellman.

Die für Mitte März geplante „IBO“ besuchten im vergangenen Jahr rund 74 100 Gäste, zur „Aqua-Fisch“ kamen 2019 rund 21 000 Besucher. Einige Aussteller seien für die Messe rund ums Angeln, Fliegenfischen und Aquaristik bereits angereist und hätten ihre Stände zum Teil auch schon aufgebaut, hieß es bei der Messe weiter. Sie würden nun persönlich angesprochen und informiert. „Sie können sich vorstellen, dass da gerade ganz traurige Stimmung herrscht“, sagte Wellmann.