Götz Geldner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie im Klinikum Ludwigsburg Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die intensivmedizinsche Versorgung von Covid-19- und anderen schwer kranken Patienten im Südwesten läuft nach Ansicht eines Experten rund. Zu verdanken ist das einem komplexen Bettenmanagement zwischen Kliniken.

Ludwigsburg - Trotz weiter hohen Infektionszahlen werden Corona- und andere Intensivpatienten in Baden-Württemberg dank eines ausgeklügelten Betten-Ausgleichssystems uneingeschränkt gut versorgt. „Das sogenannte Clusterkonzpet hat sich bewährt“, sagt Anästhesist Götz Geldner vom RKH Klinikum Ludwigsburg, der für die Umsetzung der Strategie zuständig ist. Abstriche an der Qualität habe es bisher nicht gegeben. Auch nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums hat sich das Verfahren bewährt, weil es einen Ausgleich zwischen stark und weniger stark von der Pandemie betroffenen Regionen in Baden-Württemberg ermögliche.

Kern des Clusterkonzepts sind die sechs Versorgungsgebiete Stuttgart/Ludwigsburg, Karlsruhe und die Regionen um die Unikliniken in Tübingen, Freiburg, Ulm und Heidelberg mit einem gemeinsamen Betten-Management. Dieses basiert auf einem EDV-Tool, dem Ressource Board, in das jedes der teilnehmenden 120 Krankenhäuser im Südwesten bis 9 Uhr morgens die Zahl der belegten und freien Betten auf der Normal- und der Intensivstation eingibt. „Wir wollen eine ausgewogene Verteilung erreichen, bei der etwa 50 Prozent der Kapazitäten eines Hauses für die Notfallversorgung und der Rest für nicht verschiebbare Eingriffe und für Covid-Patienten zur Verfügung stehen“, erläutert Geldner.

„Die ITWs sind kleine Intensivstationen“

Seit dem 11. Dezember wurde nach seinen Worten in allen Versorgungsgebieten 100 Corona-Intensiv-Patienten verlegt. Auf das größte Cluster Ludwigsburg/Stuttgart entfielen 48 Patienten. Dabei wurden acht von Ludwigsburg/Stuttgart in ein anderes Gebiet gebracht. 40 wurden innerhalb des Verbundes verlegt. Das Cluster Heidelberg schickte vier Patienten nach Stuttgart und Ulm. Karlsruhe hatte wegen Anfangsproblemen Patienten in andere Cluster abgegeben, jetzt werden dort 20 Patienten aus einem anderen Gebiet behandelt. In ein anderes Bundesland wurde eine Covid-Patient transportiert. Verlegungen nach Baden-Württemberg aus anderen Bundesländern oder anderen Ländern kamen laut Gesundheitsministerium nicht vor.

„Im Schnitt brauchen wir etwa 30 bis 35 Prozent unserer Intensivkapazitäten für Covid-19-Kranke - dabei variiert die Spanne aber von 20 bis 40 Prozent“, erläutert Geldner. Auch die Größe der Intensivstationen sei bedeutend, bei vier Plätzen in kleinen Häusern könnten die ungenutzten Kapazitäten schnell von 100 Prozent auf 0 sinken. Auch Virus-Ausbrüche beim Personal könnten zu Schieflagen führen, die durch das Clusterkonzept in den Griff zu bekommen seien.

Für den Transport der meist beatmeten Intensivpatienten stehen Intensivtransportwagen (ITW) in Ulm, Konstanz, Stuttgart, Mannheim, Freiburg, Ludwigsburg und bei Engpässen auch Rettungswagen bereit. „Die ITWs sind kleine Intensivstationen“, erklärt Geldner. Nur zehn Prozent der Verlegungen werden per Helikopter vorgenommen. Nach Worten des Mediziners bezahlen Krankenversicherungen zwar den Transport von einem kleinen in ein höherrangiges Haus - ob auch der in Coronazeiten nicht seltene Fall der umgekehrten Zuteilung finanziert werde, sei noch ungeklärt.