Im Wochenverlauf ist die Zahl der corona-positiven Tests zurückgegangen. Hier ein Bild vom Corona-Testcenter im Flughafen Stuttgart. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In der laufenden Woche ist die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg wieder gesunken. Sie liegt dennoch doppelt so hoch wie Mitte Juli – auch wegen Reiserückkehrern.

Stuttgart - Das Coronavirus dominiert wieder die Schlagzeilen, unter anderem wegen weiter steigender Fallzahlen, neuer Regeln für Reiserückkehrer sowie der Diskussion über die „Querdenken“-Demos. Wie ist die Lage in Baden-Württemberg?

Mit Blick auf die Fallzahlen kann man von einer guten Woche sprechen. Zwar wurden mehr als doppelt so viele Neuinfizierte registriert wie noch Mitte Juli, aber ihre Zahl ist zurückgegangen. Weil man ungefähr zwei Wochen braucht, um von der Infektion zu genesen, schätzt das Landesgesundheitsamt die Zahl der aktuell mit dem Virus Infizierten im Land seit einigen Tagen auf mehr als 1000 Personen. Das ist allerdings nur die Zahl der registrierten Infektionen – obendrauf kommt eine nach amtlicher Schätzung etwa viermal so hohe Dunkelziffer.

Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung seit Anfang Juli:

1852 Menschen sind seit Ausbruch der Pandemie an oder mit dem Coronavirus verstorben – das heißt, dass das Virus die Hauptursache für den Tod war oder nach Einschätzung des örtlichen Gesundheitsamts maßgeblich dazu beigetragen hat.

Der Anteil der Verstorbenen unterscheidet sich je Landkreis deutlich, wie die folgende Tabelle zeigt. Am höchsten ist er im Hohenlohe- und Zollernalbkreis mit mehr als 40 Verstorbenen je 100 000 Einwohner. In der Region Stuttgart liegen die Werte zwischen 10 (Stuttgart) und 22 (Kreis Esslingen) Verstorbenen je 100 000 Einwohnern.

Sieben Kreise haben in der vergangenen Woche keine Neuinfektionen gemeldet. Insgesamt haben sich in den letzten sieben Tagen im Land drei von 100 000 Menschen angesteckt.

Die Entwicklung in Baden-Württemberg verläuft im Bundesvergleich derzeit erfreulich. Der Anteil der Neuinfektionen hat langsamer zugelegt als im Bundesschnitt. Die Zahlen steigen sogar viel langsamer als in Nordrhein-Westfalen oder Berlin. Damit ist zumindest in dieser Woche wieder eine Trendwende geglückt; noch Ende Juli lag der Südwesten bei den Neuinfektionen im Bundesschnitt.

Das folgende Diagramm vergleicht die Entwicklung seit Ausbruch der Pandemie in ausgewählten Bundesländern. Im Frühjahr war Baden-Württemberg gemeinsam mit Bayern ein Corona-Hotspot mit besonders großen Zuwächsen, seit Mai liegt Süddeutschland auf oder knapp unter dem Bundestrend.

In den folgenden Wochen wird sich zeigen, inwiefern sich die Urlaubssaison auf die Fallzahlen auswirkt. In Bayern und Baden-Württemberg haben die Sommerferien gerade erst begonnen, in Berlin und Nordrhein-Westfalen enden sie diese Tage – vielleicht deuten die gestiegenen Werte dort auf einen Einfluss von „mitgebrachten“ Corona-Infektionen hin.

In Baden-Württemberg ist laut aktueller Zahlen des Landesgesundheitsamts bereits jetzt fast jeder fünfte registrierte Infizierte ein Reiserückkehrer, damit liegt das Land knapp unter dem Bundestrend. Wie in den anderen Bundesländern kommt der größte Teil der aus dem Ausland mitgebrachten Infektionen vom Balkan.

Die Lage in Baden-Württemberg ist derzeit also nicht so angespannt wie anderswo. Und die Reaktion in der Bevölkerung? Zumindest gehen nicht Tausende auf die Straße. Für zwei „Querdenken“-Demo in Stuttgart am Samstag sind jeweils 500 Teilnehmer angemeldet. Die Polizei geht davon aus, dass das realistisch ist: beim letzten Mal kamen nur rund 300 Menschen zusammen.