Mit einem Nasenabstrich wird eine Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen. Foto: dpa/Jean-Francois Badias

88 Fälle – bei den jüngst vom Sozialministerium veröffentlichen Zahlen der Neuinfektionen innerhalb einer Woche sticht der Rems-Murr-Kreis heraus – doch nur auf den ersten Blick.

Waiblingen - Regelmäßig veröffentlicht das Sozialministerium die aktuellen Zahlen der Corona-Infektionen im Land – bei der Veröffentlichung zu Beginn der Woche stach der Rems-Murr-Kreis in der Tabelle hervor: Das Ministerium verzeichnete 88 neue Fälle, die in den letzten sieben Tagen gemeldet wurden, deutlich mehr als etwa in der Stadt Stuttgart mit 40 Fällen. Steigt die Zahl im Rems-Murr-Kreis also überdurchschnittlich an?

Mehr Neuinfektionen als in Stuttgart

Das Landratsamt gibt Entwarnung, obwohl die absolute Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen bis Dienstag sogar auf 94 gestiegen ist. „Bezogen auf 100 000 Einwohner entspricht das 22 Fällen“, erklärt eine Sprecherin. Um das Infektionsgeschehen in den einzelnen Städten und Landkreisen vergleichen zu können, nutzen die Behörden vor allem die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz: die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Betrachtet man diesen Wert, lag der Rems-Murr-Kreis am Montag in Baden-Württemberg auf Platz 5 und damit vor allen anderen Kreisen im Großraum Stuttgart.

Dennoch sei man vom Grenzwert, den Bund und Länder beschlossen hätten, noch weit entfernt, betont die Sprecherin des Landratsamts. Dieser liegt bei 50 Neuinfizierten je 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Wird er in einem Stadt- oder Landkreis überschritten, müssen dort strenge Maßnahmen gegen eine weitere Verbreitung ergriffen und Lockerungen gegebenenfalls zurückgenommen werden. „Rechnet man diese Vorgabe aber auf die 426 635 Einwohner des Rems-Murr-Kreises um, müssten sich innerhalb einer Woche 213 Menschen neu infizieren“, erläutert die Sprecherin.

Coronafall in Erlacher Höhe

Unter den Neumeldungen ist seit Dienstag auch die Erlacher Höhe. In dem Pflegeheim des diakonischen Sozialunternehmens in Großerlach ist eigenen Angaben zufolge ein Bewohner positiv auf das Virus getestet worden. Der 76-Jährige habe Mitte vergangener Woche leichte Symptome gezeigt und sei als Verdachtsfall sofort isoliert worden. Ein Test der Heimärztin habe die Infektion am Wochenende bestätigt. „60 Bewohner und Mitarbeitende wurden daraufhin am Montag getestet, die Ergebnisse sollen ab Mittwoch vorliegen. Weitere 140 Tests werden in Kürze folgen“, heißt es in einer Mitteilung.

In Absprache mit dem Gesundheitsamt seien alle vorgeschriebenen Maßnahmen eingeleitet worden. Der Bewohner werde in seinem Zimmer gepflegt. Mit täglichem Fiebermessen und konsequenter Beobachtung von Symptomen bei allen Bewohnern werde versucht, mögliche Infektionsfälle frühzeitig zu erkennen und sofort zu isolieren. „Wir tun alles uns Mögliche, um die Gesundheit unserer Bewohner und Mitarbeitenden in dieser Krise zu schützen“, sagt Wolfgang Sartorius, der Vorstand der Erlacher Höhe. Eine Ende April durchgeführte Testreihe des Gesundheitsamtes in dem Pflegeheim hatte ausschließlich negative Befunde ergeben.