Die Zahl positiver Corona-Testergebnisse ist angestiegen – jetzt handelt das Landratsamt. Foto: dpa/Marijan Murat

Im Rems-Murr-Kreis wurde am Samstag zum Risikogebiet erklärt. Dies bedeutet Einschränkungen für private Feiern und öffentliche Events. Der Landrat Richard Sigel kritisiert das Vorgehen des Landes Baden-Württemberg.

Rems-Murr-Kreis - Eine Pressekonferenz des Landratsamts Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) am Wochenende ist äußerst selten. Doch am Samstag war es soweit: Bei einem kurzfristig anberaumten Treffen verkündete der Landrat Richard Sigel, dass im Landkreis am Freitag mit 57 die Schwelle von 50 Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen überschritten worden sei. Die Corona-Ampel steht daher nun auf Rot. Ab Sonntag – und nicht erst von Montag an, wie bisher vermutet – gelten im Rems-Murr-Kreis daher folgende, strengere Einschränkungen:

Private Feiern und Treffen sind auf maximal zehn Teilnehmer beschränkt – diese Regel tritt am Sonntag allerdings erst um 5 Uhr morgens in Kraft. Eine Ausnahme bilden übrigens Zusammenkünfte von Personen aus nur zwei Haushalten: Bei diesen darf diese Zahl überschritten werden. Auch Spielplätze bleiben laut Sigel geöffnet.

Öffentliche Veranstaltungen werden auf maximal 100 Teilnehmer beschränkt.

Mundschutzpflicht gilt im öffentlichen Raum immer dann, wenn das Einhalten von anderthalb Metern Abstand nicht möglich ist. Städte und Gemeinden können auch Zonen ausweisen, in denen Mundschutz getragen werden muss. Auf Messen und Märkten gilt generell Mund-Nasen-Schutz-Pflicht.

Eine Sperrstunde um 23 Uhr gilt für Gastronomen. Das bedeutet: Ab diesem Zeitpunkt darf kein Alkohol mehr verkauft werden, egal ob im Gastraum oder zum Mitnehmen.

Kritik vom Landrat an der Landesregierung

Der Rems-Murr-Landrat Richard Sigel kritisierte bei der Pressekonferenz die baden-württembergische Landesregierung deutlich. Diese habe im Lauf der Woche signalisiert, die Bund-Länder-Beschlüsse vom Mittwoch von Montag an umsetzen zu wollen. Am Freitagabend sei jedoch ein Schreiben des Sozialministeriums eingetroffen, das es den einzelnen Landkreisen überlassen habe, die beschlossenen Regeln durchzusetzen.

„Hätten wir dazu vorher eine klare Ansage bekommen, hätten die Menschen sich darauf vorbereiten können. Wir hätten all das bereits am Donnerstag oder Freitag auf den Weg gebracht“, so Sigel. „Wir wissen, dass dies ein harter Schlag für die Gastronomie und für Familienfeiern ist.“ Er wisse beispielsweise, dass am Sonntag im Kreis viele Konfirmationen stattfinden sollen – „jetzt müssen die Bürgerinnen und Bürger am Tag vorher entscheiden, wer kommen darf und wer nicht.“ Er sei sich sicher, dass dies „eine gewisse Verärgerung“ nach sich ziehen werde, und habe Verständnis dafür.

Das Fellbacher CVUA auch für Corona-Tests heranziehen?

Immer wieder wird kritisiert, dass sich die offiziellen Corona-Warnstufen an der Zahl positiv getesteter Menschen im Verhältnis zur Einwohnerzahl orientieren. Dazu sagt Peter Zaar, Erster Landesbeamter im Landratsamt Waiblingen: „Die Testkapazitäten im Landkreis wurden zwar im Frühjahr hochgefahren, sind seit dem Sommer aber relativ konstant geblieben.“ Während aber im Sommer deutlich weniger neue Fälle verzeichnet worden seien, steige die Kurve jetzt wieder an.

Sigel rechnet damit, dass die Zahl der Corona-Tests nun deutlich ansteigen wird. Er hat ein einem Schreiben an die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann gefordert, die Kapazitäten des Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamtes in Fellbach (CVUA) für Corona-Tests zur Verfügung zu stellen. Besonders wichtig sei es, Personen mit Corona-Symptomen zu testen. „Aus Sicht unserer Ärzteschaft werden mit der Teststrategie des Landes, breit zu testen und nicht nur anlassbezogen, Labor- und ärztliche Kapazitäten blockiert“, so der Landrat Sigel in dem Schreiben.

Corona-Hotline des Kreises wird besser ausgestattet

Trotz seiner sichtbaren Verärgerung appelliert der Landrat nun an die Bevölkerung, sich an die nun geltenden Regeln zu halten: „Wir brauchen Ihre Verständnis und Ihre Ausdauer. Nur dann haben wir die Chance, die Pandemie weiter einzudämmen.“ Die Rems-Murr-Kliniken seien jedenfalls gut auf potenzielle Corona-Patienten vorbereitet. Auch das „Infektomobil“, mit dem mobile Reihenabstriche gemacht werden können, stehe für Einsätze im Rems-Murr-Kreis bereit.

Von Montag an will der Landkreis auch seine – zum Beginn der Pandemie stark ausgelasteten – Corona-Hotlines wieder mit mehr Mitarbeitern ausstatten, die den Bürgern dann von 8 bis 13 Uhr Rede und Antwort stehen. Auch die Webseite des Landratsamtes (www.rems-murr-kreis.de) wird mit den nun neu geltenden Regeln aktualisiert.