Auf den Gemeinschaftskelch wollen die Kirchen derzeit verzichten Foto: FACTUM-WEISE/factum / karin rebstock

Die katholische und evangelische Kirche empfehlen ihren Pfarrern und Gemeinden Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor einer Infektion durch den Coronavirus. Das Weihwasser verschwindet zum Beispiel ganz.

Stuttgart - Nun reagieren auch die Kirchen auf eine mögliche Ausbreitung des so genannten Coronavirus im Land. Die katholische Kirche rät ihren leitenden Pfarrern in der der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu Vorsichtsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus. Noch bevor die Ratschläge aus Rottenburg per Mail ins ganz Land gesendet wurden, setzte Stadtdekan Christian Hermes die Vorsichtsmaßnahmen gegen eine erhöhte Infektionsgefahr bereits in seinem Gottesdienst an Aschermittwoch im Eberhardsdom um.

Zudem gibt es dort nun einen Aushang mit folgendem Wortlaut: „Die Viren gehen um. Deshalb folgen wir der Empfehlung unserer Diözese und machen am Eingang der Kirche das Kreuz ohne Weihwasser, verzichten auf den Handschlag beim Friedensgruß (aber schauen unsere Nächsten gerne freundlich an), empfangen die Kommunion nur auf die Hand und verzichten auf die Kelchkommunion, halten uns, wenn wir erkältet sind, von anderen fern.“

Stadtdekan desinfiziert sich die Hände

Genau das sind die Empfehlungen der Diözese. Mehr noch: Damit keiner auf falsche Gedanken kommt, verschwindet das Weihwasser ganz aus den Weihwasserbecken der Kirchen. Hermes selbst nutze sogar im Gottesdienst Sterilium, um seine Hände zu desinfizieren. „Ich bin froh, dass wir klare Regeln haben“, sagte er. Auch in seiner Predigt griff er das Thema Corona-Virus geistreich mit Psalm 24:4 („Wer reine Hände und ein reines Herz hat“) auf und lenkte das Thema auf die Fastenzeit: „Die Boshaftigkeit kommt von innen aus dem Herz und der Coronavirus von außen. In der Fastenzeit wollen wir uns von innen reinigen, dafür brauchen wir kein Sterilium.“

Auch in der evangelischen Kirche sucht man nach einheitlichen Warnhinweisen für die Gemeinden. Denn die Sorge unter den Gemeindegliedern wächst. Auch Gerd Häußler, stellvertretender Stadtdekan, berichtet von Anfragen und Diskussionen in seiner Gemeinde. Der Pfarrer der Lukaskirche schlägt daher vor, „ganz auf den Gemeinschaftskelch“ zu verzichten und auf kleine Einzelkelche umzusteigen. Dies wird in der evangelischen Kirche bereits praktiziert. In vielen Gemeinden wird im großen Kelch beim Abendmahl der Wein ausgegeben, in den kleinen Kelchen Traubensaft.

Einzel- statt Gemeinschaftskelche

Gemeinden die keine Einzelkelche haben oder nicht auf den Gemeinschaftskelch verzichten wollen, rät Gerd Häußler auf gut Schwäbisch, „das Brot in den Wein einzudunge“, um so das Abendmahl-Ritual zu begehen. Auch in der katholischen Kirche ist die sogenannte Intinktion eine Alternative zur Kelchkommunion. Ansonsten hält der Vertreter von Stadtdekan Sören Schwesig im Augenblick nichts davon, zu weitreichenden Maßnahmen im Stuttgarter Sprengel zu greifen: „Im Moment sehe ich keinen gegebenen Anlass zur Sorge, die Kirchenpforten ganz zu schließen.“ Die Landeskirche rät zudem: Achtsamkeit sei nicht nur im Gottesdienst ratsam, sondern auch bei Festen und anderen Gemeinde-Veranstaltungen. Auch bei der Zubereitung und Darbietung von Speisen sei auf besonders gute Hygiene zu achten.

Einen etwaigen Notfallplan haben die Kirche nicht erarbeitet. Stadtdekan Hermes hält das auch für überflüssig: „Denn wenn es nötig werden sollte, die Maßnahmen zu verschärfen, werden die Gesundheitsämter klare Regeln vorgeben. Daran werden wir uns natürlich halten.“