Im absoluten Notfall würde die Queen in den Norden Großbritanniens gebracht. Foto: pa/dpa/Joe Giddens

Die Corona-Krise hat auch Auswirkungen auf Europas Königshäuser. Die Adligen greifen teils zu strengen und konsequenten Maßnahmen. Ein Überblick.

Stuttgart - Das Coronavirus breitet sich weiter aus – und die Krise hat inzwischen auch Auswirkungen auf Europas Königshäuser. Einige der Adligen sind hochbetagt und gehören somit zur Risikogruppe. Die Royals in England, Schweden, Dänemark, Norwegen, Spanien, den Niederlanden, Luxemburg und Belgien reagieren daher mit der Absage von Terminen und Reisen sowie mit Selbstquarantäne. Ein Überblick zum aktuellen Stand.

Großbritannien

Queen Elizabeth II. ist 93 Jahre alt, im April wird sie 94. Ihre Konstitution ist zwar robust, sie zeigt keinerlei Anzeichen von Schwäche. Krank scheint sie wohl nie zu sein. Dennoch gehört sie zur absoluten Coronavirus-Risikogruppe. Vor ein paar Tagen gab der Palast daher bekannt, dass „als sinnvolle Vorsichtsmaßnahme und aus praktischen Gründen in den kommenden Wochen Änderungen an den Terminverpflichtungen der Königin vorgenommen werden“. Einige ihrer Termine wurden abgesagt, sie hält aber weiter Audienzen ab.

Nachdem die Königin am vergangenen Wochenende nicht im Buckingham-Palast weilte, wurde in der Presse schon gemutmaßt, sie habe sich aus London zurückgezogen. Am Montagnachmittag wehte jedoch wieder der „Royal Standard“, die offizielle Flagge der Königin, über dem Palast – und zeigte an, dass sie zurück ist. Elizabeth II. hatte lediglich, wie so oft, übers Wochenende auf Windsor Castle geweilt.

Laut der britischen Zeitung „The Express“ gibt es aber einen Notfallplan. Würde Großbritannien eine Ausgangssperre verhängen, würde die Königin entweder nach Sandringham, den Landsitz der Königsfamilie im Norden von England, oder auf Schloss Balmoral in Schottland gebracht. Ein Umzug der Queen wäre jedoch „nur der letzte Ausweg“, so „The Express“. Denn die Queen wolle mit so einer Aktion keinesfalls „Panik in der Bevölkerung“ auslösen.

Ihr Sohn, Thronfolger Prinz Charles (71), und dessen Frau Camila (72) gehören wegen ihres Alters ebenfalls zur Risikogruppe. Bislang wurde auf Empfehlung der Regierung nur ihre Auslandsreise nach Bosnien, Zypern und Jordanien abgesagt. Sie sollte an diesem Dienstag starten. Sein Sohn Prinz William und dessen Frau Catherine haben bisher noch keine Terminänderungen bekannt gegeben. An der Schule ihrer Kinder George (6) und Charlotte (4) gab es nach einer Skiausfahrt nach Italien Corona-Verdacht. Daraufhin wurden einige Schüler vorsichtshalber unter Quarantäne gestellt. Sie wurden auf das Coronavirus untersucht. Die Queen-Tochter Prinzessin Anne, obwohl schon 69, sowie ihr Bruder Prinz Edward und dessen Frau Sophie sind wie William und Catherine weiter im Dienst der Krone unterwegs. Generell gehen die Briten bisher offenbar recht entspannt mit der Krise um.

Schweden

Das schwedische Königshaus will die Lage beobachten – und „schrittweise neu bewerten“. König Carl Gustaf (73) und Königin Silvia (76) gehören zur Risikogruppe, wollen bisher aber nicht alle Termine absagen. Abgesagt wurden bereits ein großes Dinner im Stockholmer Palast sowie das jedes Jahr mit vielen Schaulustigen gefeierte Fest zu Kronprinzessin Victorias Namenstag. Ihre Schwägerin Prinzessin Sofia schloss am 16. März das Büro ihres Projekts „Playground“ für zwei Wochen. Die Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice.

Norwegen

Das norwegische Königshaus hat seinen Terminkalender ebenfalls zusammengestrichen. Zudem stehen sowohl der gesundheitlich angeschlagene König Harald (83) und seine Frau Königin Sonja (82) nach einem Staatsbesuch in Jordanien wie auch deren Tochter Prinzessin Märtha Louise und ihre drei Töchter nach einer Reise in die USA unter häuslicher Quarantäne. Bisher zeigt aber keiner Symptome. In einer Videoansprache bat Harald die Bürger um Mithilfe, um das Virus zu stoppen. Sorgen machen sich das Königshaus und die Bevölkerung um Prinzessin Mette-Marit: Die Frau von Thronfolger Haakon leidet an chronischer Lungenfibrose und zählt deshalb zu den am meisten gefährdeten Personen. Ihre Kinder Prinzessin Ingrid und Prinz Sverre Magnus haben derzeit schulfrei. Norwegen hat am 12. März sämtliche Bildungseinrichtungen geschlossen – auf vorerst unbestimmte Zeit.

Dänemark

Eigentlich wollten Thronfolger Prinz Frederik (51), seine Frau Prinzessin Mary (48) und ihre Kinder Christian (14), Isabella (12) sowie die Zwillinge Vincent und Josephine (9) drei Monate in der Schweiz leben – um „gemeinsame Erfahrungen in einem internationalen Umfeld“ zu sammeln. Nun reisten sie bereits nach knapp zwei Monaten wieder zurück nach Dänemark. Die Familie wolle „dem Volk zuhause beistehen“, teilte der Hof mit. Die vier Kinder freuen sich vermutlich: Da in Dänemark die Schulen geschlossen wurden, können sie daheim bleiben. Nicht freuen wird die Krise Königin Margrethe: Die Feierlichkeiten zu ihrem 80. Geburtstag am 16. April wurden abgesagt, zudem alle beruflichen Termine. Schließlich gehört Margarethe zur Risikogruppe.

Spanien

Das spanische Königshaus beschäftigt gerade nicht nur die Corona-Krise: Nach einem neuerlichen Skandal um Altkönig Juan Carlos (82), es geht um Betrug und viel Geld, kämpft die Monarchie ums Überleben, denn das Volk wendet sich mehr und mehr ab. König Felipe (52) hat nun angekündigt, auf sein Erbe zu verzichten und den Kontakt zu seinem Vater abzubrechen.

Was das Virus betrifft, hat das Königshaus inzwischen alle Termine gecancelt. Vor einer Woche ließen sich Felipe und seine Frau Königin Letizia (47) testen: Sie hatten einige Tage zuvor mit Irene Montero, der Ministerin für Gleichberechtigung, ein Gespräch geführt. Wie sich später herausstellte, ist Montero infiziert. Der König und die Königin wurden negativ getestet. In Spanien gilt derzeit eine zweiwöchige Ausgangssperre.

Niederlande, Belgien und Luxemburg

König Willem-Alexander (52) und Königin Máxima (48) der Niederlande haben alle Termine abgesagt – vorerst bis Ende März. Auch bei Großherzog Henri (64) und seiner Frau Großherzogin Maria Teresa (63) fallen immer mehr Termine aus. Bisher wollte sich der luxemburgische Hof nicht zum Grund der Absagen äußern. Es ist anzunehmen, dass sie im Zusammenhang zum Coronavirus stehen. In Belgien sollten König Phillipe (59) und Königin Mathilde (47) vom 23. bis zum 25. März zum Staatsbesuch nach Italien – die Reise wurde abgesagt. Am 9. März wurde eine landesweite Ausgangssperre für die Bevölkerung verhängt.